Oberhausen. Ruth Deny und Michael Kunze haben die deutsche Version des Musicals „Wicked – Die Hexen von Oz” entwickelt. „Wicked”, darauf legen Deny und Kunze Wert, hat durchaus auch politische Dimensionen. Premiere im Oberhausener Metronom-Theater ist im März.

Ruth Deny und Michael Kunze reisten zwar nicht auf dem Besen an, aber als deutsche Übersetzer des Musicals „Wicked – Die Hexen von Oz” wäre das sicherlich ein symbolträchtiger Flugkörper gewesen. Die in Südafrika und Malaysia aufgewachsene Anglistin und Sprachwissenschaftlerin, die Blockbuster wie „Der mit dem Wolf tanzt”, „Findet Nemo” oder die „Herr der Ringe”-Trilogie übersetzt hat, und der international erfolgreiche Liedtexter, Schriftsteller und Librettist Michael Kunze haben beide „einschlägige” Erfahrungen.

Erfolgreichstes Musical weltweit

Zwar sei sie nicht an das Musical, sondern das Musical eher an sie gekommen, sagt Ruth Deny, dann aber entwickelte sie die Textadaptionen unter anderem für „42nd Street”, „Mamma Mia”, „Tarzan” und „Buddy Holly” – und jetzt eben für das weltweit erfolgreichste Musical, das seit Jahren Woche für Woche am Broadway neue Verkaufsrekorde aufstellt und am 8. März im Metronom Theater Oberhausen Premiere haben wird. Michael Kunze, der für Udo Jürgens ebenso Megahits textete wie für die Münchner Freiheit, sagt, er habe schon als Schüler Lieder geschrieben, das Zusammenspiel von Wort und Musik mache ihm einfach Spaß. „Wicked” verbinde wie kaum ein anderes Musical den Broadway mit europäischen Traditionen, nehme Anleihen beim Pop, Kunze sieht da eine neue Art von Musical.

Ruth Deny bekennt freimütig, dass sie regelrecht überwältigt gewesen sei, als sie „Wicked” zum ersten Mal in die Finger bekommen habe: „Ich war richtig kleinlaut, ob ich das überhaupt schaffe. Das war so übermächtig.” Stephan Schwartz, der Komponist, habe sich sein ganzes Leben lang vom Teenager-Alter an damit beschäftigt. Das Musical spiele in einer Zauberwelt, nicht in Amerika, „dazu muss man sich als Übersetzer etwas ganz Besonderes einfallen lassen”. Immerhin gelte es, meint auch Kunze, die merkwürdige Freundschaft zweier höchst unterschiedlicher, zunächst einander feindselig gegenübertretender Frauencharaktere zu zeichnen, die nur gemeinsam haben, dass beide eben Hexen sind.

Hartes Deutsch passt besser zur Musik

Er werde, sagt der „Echo”-Preisträger, der auch schon Roman Polanskis „Tanz der Vampire” für die deutschsprachige Musicalbühne übersetzt hat, in Oberhausen bei den ersten Proben auch dabei sein, es sei spannend für ihn zu hören, wie es gesungen wird: „Noch wichtiger aber sind die Previews, da bekommt man ja unmittelbar die Reaktion des Publikums mit.” Immerhin meine selbst der Komponist, dass die eher harte deutsche Sprache deutlich besser zur Musik passe als die englische. Eine ähnliche Meinung hörte man bereits vor einem halben Jahrhundert von Frederick Loewe, der aus Shaws „Pygmalion” den bis heute anhaltenden Welterfolg „My Fair Lady” schuf und nach der deutschen Premiere den Berliner Dialekt weitaus passender fand zu seiner Musik als den englischen Slang.

„Wicked”, darauf verweisen Deny und Kunze, hat durchaus auch politische Dimensionen. Die Geschichte thematisiere Vorurteile, üble Nachrede, böse Propaganda und deren schlimme Folgen, sie habe viel mit unserer Zeit und auch der unserer Eltern zu tun.