Oberhausen. Vor fünf Jahren war die SPD noch stärkste Oberhausener Partei bei der Europawahl. Was den Generalsekretär „fassungslos“ macht.

Frederick Cordes wird in den kommenden Tagen viele Gespräche führen müssen. Am Sonntagabend, kurz nachdem die Wahllokale geschlossen waren und die vorläufigen Ergebnisse eingelaufen sind, musste der Oberhausener als Generalsekretär der NRW-SPD aber erst einmal die unmittelbaren Fragen beantworten. „Das ist ein Ergebnis, das nicht gut für uns ist, nicht in NRW, nicht in Oberhausen. Das ist ein ganz schwieriger Tag für die Sozialdemokratie.“

Anders als die Grünen verlor der Ampelpartner SPD deutschlandweit „nur“ rund zwei Prozentpunkte bei der Europawahl. Aber die Sozialdemokraten müssen sich hinter die Alternative für Deutschland einreihen. Die AfD kommt bundesweit auf 16, die SPD auf 14 Prozent. Auch in Oberhausen legt die AfD deutlich zu, kommt hier jedoch nicht an der SPD vorbei. „Vor Wochen demonstrieren noch tausende Menschen auf dem Friedensplatz, jetzt holt die AfD so ein starkes Ergebnis. Das macht mich fassungslos“, sagt Cordes. Nach einem Enthüllungsbericht gingen in deutschen Großstädten zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, auch auf dem Oberhausener Friedensplatz. „Das Wahlergebnis ist katastrophal“, sagt Cordes.

SPD: Junge Wähler auch auf TikTok verloren

In Oberhausen verliert die SPD im Vergleich zur Europawahl 2019 vier Prozentpunkte, da half auch nicht der Oberhausen-Besuch von Kevin Kühnert am Tag vor der Wahl. Über das beste Ergebnis in Oberhausen freut sich indes die CDU, die damit den Bundestrend bestätigen kann. Für Cordes strahlt die Politik der Ampelregierung bis in die Städte. „Wir verlieren mit der Bundesebene.“

Doch nicht nur die Politik in Berlin wird ein Gesprächsthema in den nächsten Wochen sein. Offensichtlich hat die SPD auch bei den jungen Wählerschichten verloren. Bei den 16 bis 24-Jährigen kommt die SPD nach ersten Hochrechnungen nur auf neun Prozent. Die AfD holt in dieser Altersgruppe 17 Prozent. „TikTok ist ein Medium, das auch von uns lange unterschätzt worden ist“, gibt der Oberhausener Landtagsabgeordnete Cordes in seiner ersten Analyse zu. Die AfD hatte gerade auch in den sozialen Medien Wahlkampf betrieben.