Oberhausen. Auch Geschwisterkinder zählen zur „Gang 46“, die an der Langemarkstraße Geschäftsleute terrorisiert hat. Der aktuelle Ermittlungsstand.
Die Polizei Oberhausen ermittelt derzeit intensiv im Fall der Jugendlichen, die an der Langemarkstraße Geschäftsleute drangsaliert und terrorisiert haben. Über eine geraume Zeit hinweg ist die als „Gang 46“ bei den Geschäftsleuten bekannte Gruppe pöbelnd durch die Langemarkstraße gezogen. Inhaber haben deshalb auch tagsüber ihre Geschäfte abgeschlossen und nur dann geöffnet, wenn Kunden vor der Tür standen.
Nach Angaben der Polizei und nach weiteren Informationen dieser Redaktion haben die Ermittler in diesem Fall konkrete Tatverdächtige im Visier, die alle unter 18 Jahre alt sind und in vielen Fällen einen Migrationshintergrund haben. In dieser Gruppe befinden sich sowohl deutsche als auch nichtdeutsche Mitglieder, von denen einige aus Serbien und Rumänien stammen. Auch Geschwisterkinder zählen laut Polizei zu den Verdächtigen. Geprüft wird derzeit zudem, welche Verbindungen es zu Schuleinbrüchen im Jahr 2022 im Oberhausener Stadtgebiet gibt.
Derzeit kann die Polizei nicht bestätigen, dass die Kinder und Jugendlichen an bekannten Einbrüchen beteiligt waren, da die Ermittlungen dazu noch nicht abgeschlossen seien. Fest stehe jedoch, dass einige Mitglieder dieser Gruppe im Jahr 2022 im Zusammenhang mit Einbrüchen aufgefallen seien, heißt es. Weitere Details würden derzeit nicht bekanntgegeben, um den angestrebten Ermittlungserfolg nicht zu gefährden.
Polizei: „Bandenstruktur im strafrechtlichen Sinne ist derzeit noch nicht nachweisbar“
Die Polizei weist allerdings den Begriff einer „Bande“ zurück. Es handele sich nicht um eine feste oder gar clanmäßig organisierte Gruppe, die zu einem bestimmten Familienverband gehört, sondern eher um Jugendliche, die in wechselnder Konstellation im Verdacht stehen, Straftaten wie etwa Bedrohungen begangen zu haben. Die Ermittler unterstreichen: „Eine Bandenstruktur im strafrechtlichen Sinne ist derzeit noch nicht nachweisbar.“
Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) haben ihre Präsenz an der Langemarkstraße und an weiteren Punkten im Stadtgebiet erhöht. Die Ausländerbehörde prüft nach Informationen dieser Redaktion mit Blick auf die jungen Verdächtigen auch Möglichkeiten der Abschiebung ihrer Familie.
Polizeisprecher Maik Podlech unterstreicht mit Blick auf die aktuelle Oberhausener Debatte um die Jugendkriminalität: „Wenn von den Polizistinnen und Polizisten festgestellt wird, dass kein regelkonformes Verhalten vorliegt, erfolgt ein konsequentes Einschreiten.“ Die Polizei Oberhausen ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, verdächtige Beobachtungen weiterhin entweder der Polizei oder der Stadt zu melden. „Straftaten müssen weiterhin angezeigt werden, damit unter Beachtung rechtsstaatlicher Prinzipien darauf reagiert werden kann.“
Steigende Kriminalität in der Stadt: Oberbürgermeister Schranz treibt das Thema um
Unterdessen diskutiert Oberhausen die aktuelle Kriminalitätslage in der Stadt: Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) ist diesen Tagen anzumerken, dass ihn die steigenden Kriminalitätszahlen und die schockierenden Vorgänge um die „Gang 46“ an der Langemarkstraße in Oberhausen nicht unberührt lassen. In diesem April ist der Kriminalitätsbericht 2023 vorgestellt worden. Die Fallzahlen sind in allen wichtigen Deliktbereichen deutlich gestiegen. Zu den 8109 Tatverdächtigen in Oberhausen im Jahr 2023 zählen 1904 junge Menschen unter 21 Jahren; ein Anteil von 23,5 Prozent.
Vor wenigen Tagen hat die Stadtspitze mit der Polizei und weiteren beteiligten Behörden über den Kriminalitätsbericht 2023 beraten. Die Zahlen sind dabei im Detail in den Blick genommen worden. Dem Oberbürgermeister ist derzeit bei öffentlichen Auftritten anzumerken, dass es ihm wichtig ist, vor dem Hintergrund einer steigenden Kriminalität die Handlungsfähigkeit der Stadt und staatlicher Institutionen zu zeigen.
Beim jüngsten Bürgerdialog „Auf ein Wort“ mit dem Oberbürgermeister in Schmachtendorf sprach eine Bürgerin zum Beispiel das Thema Schuleinbrüche gezielt an. Seitdem die Hausmeister nicht mehr vor Ort an den Oberhausener Schulen wohnen würden, fehle dort deren verlässliche 24-Stunden-Präsenz. Das habe etwa an der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Schmachtendorf zu vermehrten Einbrüchen geführt. Oft blieben diese Taten jetzt das ganze Wochenende über unentdeckt. Oberbürgermeister Schranz unterstrich, wie wichtig es ist, dass Zeuginnen und Zeugen jede verdächtige Beobachtung sofort an die Polizei melden. Und er plädierte für eine sorgfältige Beweissicherung und konsequente rechtsstaatliche Ahndung solcher Delikte. Die Gesellschaft dürfe gerade jungen Tätern nicht den Eindruck vermitteln, dass ihr deren kriminelles Tun egal sei und dass strafbare Handlungen folgenlos blieben.
Das hat nach der Vorstellung des Kriminalitätsberichts 2023 ganz ähnlich bereits die neue Polizeipräsidentin Sylke Sackermann unterstrichen: „Wir nehmen die Situation ernst und handeln proaktiv, um der steigenden Jugendkriminalität entgegenzuwirken. Es ist wichtig, dass wir als Gemeinschaft zusammenarbeiten, um unsere Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen und ihnen klare Grenzen aufzuzeigen.“