Oberhausen. Der „Theaterbus“ verspricht Abonnenten auch Zwischenstopps in Sterkrade und Osterfeld. Doch ohne Zuschüsse wäre es ein teures Vergnügen.
Eigentlich ist auch das Theater Oberhausen in dieser darbenden Stadt zum strikten Sparkurs verpflichtet: Bis zu 600.000 Euro an Einsparungen müssen bis zur fünften Spielzeit von Intendantin Kathrin Mädler zusammenkommen. Nun verlässt auch noch die im Akquirieren von Fördermitteln überaus erfolgreiche Verwaltungsdirektorin das Haus am Will-Quadflieg-Platz: Doris Beckmann folgt dem Ruf ans Staatstheater Hannover. Dennoch will das Theater bereits mit der neuen Spielzeit seinem auswärtigen Publikum ein besonderes Extra bieten, das „nur als Defizit-Kalkulation möglich ist“, wie es in der Vorlage für den Kulturausschuss heißt: Geplant ist ein „Theaterbus“, der Abonnenten in Bottrop und Dinslaken abholt - und zwar zu den Vorstellungen am Sonntagnachmittag.
Die Theaterchefinnen sehen offensichtlich Potenzial in den beiden nördlichen Nachbarstädten: Bottrop verfügt über kein eigenes Schauspielhaus, bietet allerdings seinen Kultur-Abonnenten zwei Theaterreihen auf der Bühne des Josef-Albers-Gymnasiums. Dinslaken ist zwar Heimatstadt des Landestheaters Burghofbühne, das allerdings am eigenen Stammsitz im „Tenterhof“ nur kleine Studio-Produktionen zeigen kann. Solcherlei „Tourneebetrieb“ durch die Stadthallen kennt Kathrin Mädler als frühere Intendantin des Schwäbischen Landestheaters nur zu gut. Inszenierungen, die mit den von ihr geliebten „großen Bildern“ auftrumpfen können, sind dem kleinsten NRW-Landestheater jedenfalls kaum möglich.
„Theatraler“ Mehrwert mit Infos während der Busfahrt
Den Abonnenten in den beiden Nachbarstädten will Oberhausen nicht nur eine „klimafreundliche Transport-Alternative“ anbieten, sondern auch „theatralen“ Mehrwert: Denn während der Sonntags-Touren zum Will-Quadflieg-Platz informiert die Dramaturgie über die jeweils anstehende Inszenierung – und steigert so die Vorfreude. So weit wie bei den theatralen „Obermünchhausen“-Bustouren der vorigen Spielzeit wird’s wohl nicht gehen: In die Stoag-Busse ist seinerzeit das Ensemble zugestiegen und bot neben Süßigkeiten eine sehr spezielle Stadtführung.
Kostendeckend wäre jedoch selbst ein Theaterbus ohne „Leckerlis“ ein teures Vergnügen, das den Preis der Theaterkarte fast verdreifachen könnte: keine Kalkulation, mit der sich neue Abonnenten gewinnen ließen. Der Vorschlag für den Kulturausschuss präsentiert also bewusst eine Deckungslücke – und geht von einer Bus-Pauschale fürs Publikum von 10 Euro pro Hin- und Rückfahrt aus.
Haltestellen für den „Theaterbus“ sind noch nicht festgelegt
Dafür soll der „Theaterbus“ auch im Oberhausener Stadtnorden gezielte Zwischenstopps einlegen: die Dinslakener Linie in Sterkrade und die Bottroper Linie in Osterfeld. Die Haltestellen sind noch nicht festgelegt. Für den Aufbau eines Bus-Abos will sich das Theater zunächst drei Jahre Zeit geben, um Erfolg oder Misserfolg beurteilen zu können. Zudem könnten sich diese Touren zu einer Kooperation mit Oberhausener Seniorenheimen ausbauen lassen.
Im Kulturausschuss, der am Dienstag (16. April) mit einer Gegenstimme dem „Theaterbus“-Projekt zustimmte, klang zunächst Skepsis an: Ob eine so arme Stadt wie Oberhausen denn überhaupt eine auswärtige Klientel bedienen sollte? Und ob Theaterbesucher, statt an den Rückkehr-Termin gebunden zu sein, nicht lieber doch noch in der Nähe einkehren wollen, um das gerade Gesehene zu diskutieren?
Kathrin Mädler, die einen vergleichbaren „Theaterbus“ von ihrer Intendanz in Memmingen kannte (wo sicher noch ganz andere Strecken über Land zurückzulegen sind) verwies darauf, dass „ältere Menschen angesprochen sind, die vielleicht eine Scheu haben, abends unterwegs zu sein“. Dem Appell der Intendantin „wir würden das wirklich gerne ausprobieren“ sprang denn auch Axel Scherer (SPD) bei: „Es ist eine Chance, Menschen nach Oberhausen zu locken.“
Erstmals erschlossen: 104 Jahre Baugeschichte des Theaters
Zuvor hatte die scheidende Verwaltungsdirektorin Doris Beckmann die Kulturpolitiker noch mit einem brandneuen „Zwischenbericht“ überrascht: „Bau und Geschichte“ ist die erste archivarisch kundige Chronik der unendlichen Bau-Historie des 104-jährigen Schauspielhauses, dessen Prä-Existenz als Wirtshaus mit Festsaal schon 1913 begonnen hatte. Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer leistete diese Kärrnerarbeit und erschloss die Akten des immer wieder in alle Richtungen erweiterten Baus. Der Kulturausschuss war beeindruckt.
Theater-Team präsentiert die kommende Spielzeit 2024/25
Am Donnerstag, 18. April, veröffentlicht das Theater Oberhausen das Programm der Spielzeit 2024/25. Einem zahlreichen Publikum präsentieren Intendantin Kathrin Mädler und das künstlerische Team die kommenden Attraktionen unter dem Motto „Der Rest ist Geschichte“ am Sonntag, 28. April, um 16.30 Uhr im Großen Haus am Will-Quadflieg-Platz. Ein großer Teil der Gratis-Karten für diesen Nachmittag ist bereits vergeben.