Oberhausen. Was sind die größten Probleme an den Oberhausener Schulen? Schüler und Schülerinnen haben eine Mängel-Liste erstellt. Ein Fall ragt heraus.

  • Das Jugendparlament hat der Stadtspitze eine Mängelliste überreicht
  • Schülervertretungen listen darin die Probleme in ihrer Schule auf
  • Neben Raumnot stehen auch Kleinigkeiten auf der Liste, die eigentlich schnell behoben werden können

Die Oberhausener Verwaltung hatte zuletzt einige gute Nachrichten für die raumnotgeplagten Schulen parat. Für viele Millionen Euro werden in den nächsten Jahren Anbauten entstehen, die endlich mehr Platz schaffen sollen. Doch im Schulalltag stören noch ganz andere Dinge. Das Jugendparlament hat der Stadtspitze um Oberbürgermeister Daniel Schranz jetzt eine Mängelliste vorgelegt, die es in sich hat. Darauf stehen Ekel-Toiletten, von denen Schülerinnen übel wird und kaputte Decken und Klassenräume.

In der ersten Osterferien-Woche verschickte das Oberhausener Rathaus eine Pressemitteilung zur Übergabe der Mängelliste. Auf dem Foto sind die Vertreterinnen und Vertreter des Jugendparlaments im neuen Ratssaal zu sehen, im Text wird die Entstehung erläutert und die Stadtspitze kommt zu Wort. OB Schranz hebt noch einmal die Ausgaben für die Bildung hervor: in den vergangenen vier Jahren seien 140 Millionen Euro in die Schulen geflossen. Was aber fehlt in der Mitteilung: Die Mängelliste.

Mängelliste für Oberhausener Schulen: Stadt zögert mit Herausgabe

Wir fragten bei der Verwaltung nach. Diese hielt die Liste erst zurück, gab sie dann aber doch raus. Denn eigentlich wollte sie zunächst selbst prüfen, was an den Vorwürfen dran ist und dem Jugendparlament anschließend eine Rückmeldung geben.

Einige Punkte haben es in sich. Die Mängel wurden nicht von dem Jugendparlament festgestellt, das von Kindern und Jugendlichen aus Oberhausen gewählt wird. Sondern von den Schülervertretungen vor Ort, die einen Bogen der Nachwuchspolitiker ausfüllten. Mit der Liste will sich das Jugendparlament für die mehr als 20.000 Schülerinnen und Schüler in Oberhausen stark machen: „Wir Schüler/-innen haben das Recht auf ein ungestörtes und intaktes Lernumfeld. Mit der Übergabe der Mängellisten hoffen wir, dass sich unsere Lernumgebung deutlich verbessert“, sagt Konstantina Leivadioti, Vorsitzende des Jugendparlaments.

Oberbürgermeister Daniel Schranz (3.v.r) nahm mit den Beigeordneten Jürgen Schmidt (r.) und Michael Jehn (l.) die Mängelliste entgegen: Konstantina Leivandioti, Simon Klüsener, Philip Jezek, Sila Özer und Elias Giokas (v.r.) vom Jugendparlament hoffen, dass sich die Stadt Oberhausen der Probleme schnell annimmt.  
Oberbürgermeister Daniel Schranz (3.v.r) nahm mit den Beigeordneten Jürgen Schmidt (r.) und Michael Jehn (l.) die Mängelliste entgegen: Konstantina Leivandioti, Simon Klüsener, Philip Jezek, Sila Özer und Elias Giokas (v.r.) vom Jugendparlament hoffen, dass sich die Stadt Oberhausen der Probleme schnell annimmt.   © Stadt Oberhausen | Tom Thöne

Schüler kritisieren Klos: Gestank „nicht aushaltbar“

Eine Schwachstelle ragt sofort heraus: Der Zustand der Toiletten an der Gesamtschule Osterfeld. 1500 Schülerinnen und Schüler werden hier unterrichtet, doch die Klos sind offenbar kaum zu ertragen. In der Liste wird von einem „nicht aushaltbaren Gestank“ auf einigen Toiletten berichtet. Schülerinnen und Schüler würden „teilweise Bauchschmerzen“ bekommen und kämpften mit Übelkeit. Auch fehle es an ordentlicher Ausstattung wie Toilettenpapier, Seife, Spiegel, Trockentücher und Hygieneartikel. Als zweite Schule wird die Fasia-Jansen-Gesamtschule genannt. Dort fehlten auf den Toiletten Spiegel und Toilettendeckel seien kaputt.

Die Jugendparlamentarier schlagen gleich eine Lösung vor: Die Verwaltung soll externes Personal oder eine Aufsicht einstellen.

Turnhalle defekt - Stadt investiert demnächst 70 Millionen

Nicht so eklig, aber doch problematisch sind die weiteren Mängel. An der Anne-Frank-Realschule machen sich die Schülerinnen und Schüler Sorgen um ihre Sicherheit. Im Sinne des Brandschutzes müssten Holzwände entfernt und ersetzt werden, finden sie. Außerdem bräuchte es sichere Türen. Auch an der Gesamtschule Weierheide denken die Schüler an den Ernstfall und sind besorgt. Dort sei der Schulhof zu klein für die Menge an Schülerinnen und Schüler. Das sei gerade im Brandfall gefährlich.

Auch die Decke in der Turnhalle der Gesamtschule Weierheide ist kaputt. Allerdings hat die Stadt für diese Schule große Pläne: Wie bereits berichtet, soll die Schule Neu- und Anbauten inklusive Turnhalle bekommen. 70 Millionen Euro will die Stadt für die Gesamtschule ausgeben. Die Politik hat bereits grünes Licht gegeben.

An der Gesamtschule Weierheide soll unter anderem die ehemalige Tabgha-Kirche umgebaut werden.
An der Gesamtschule Weierheide soll unter anderem die ehemalige Tabgha-Kirche umgebaut werden. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auch das Sophie-Scholl-Gymnasium taucht häufig in der Liste auf. Soeben wurden die neuen Physik- und Chemieräume vorgestellt. Allerdings scheinen auch andere Räume mangelhaft zu sein. Die Schülervertretung berichtet von beschädigten Wänden, kaputten Regalen, unebenen Raumböden. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll allerdings saniert und durch einen Neubau ergänzt werden. Auch hier fließen Millionen in den Schulstandort.

Zu wenig Platz an Oberhausener Schulen

Zu wenig Platz ist eines der großen Themen in der Oberhausen Schullandschaft. Klar, dass dieses Thema auch mehrmals auf der Liste steht. Am Bertha-von-Suttner-Gymnasium etwa befürchten die Schüler, dass auch die Lehrkräfte räumlich zu kurz kommen. Demnächst soll hier ein 21 Millionen Euro teurer Neubau entstehen.

An der Gesamtschule Osterfeld entsteht derzeit ein neues Gebäude mit Aula. Das Schulgebäude selbst hat aber einige Mängel.
An der Gesamtschule Osterfeld entsteht derzeit ein neues Gebäude mit Aula. Das Schulgebäude selbst hat aber einige Mängel. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auf der Liste tauchen aber viele Mängel auf, die womöglich schnell zu beheben sind. So sind an der Gesamtschule Weierheide offenbar noch nicht die Wasserspender installiert und an der Fasia-Jansen-Gesamtschule wünschen sich die Kinder einen Basketballkorb, kleine Fußballtore und Bälle für die Pause. An der Gesamtschule Osterfeld und am Sophie-Scholl-Gymnasium sind die Lautsprecher defekt, am Hans-Böckler-Berufskolleg fehlen Spinde. Viele Räume im Stadtgebiet bräuchten mal einen neuen Anstrich.

Auch beim wichtigen Thema Digitalisierung sehen die Schülerinnen und Schüler viel Bedarf. So sollten alle Schulen mit ausreichend stabilem und schnellem Internet ausgestattet sein. Simon Klüsener vom Jugendparlament sagt: „Viele Mängel wurden bereits in den Schulen behoben und im Bereich des digitalen Lernens wurden Fortschritte gemacht. Allerdings werden weiterhin zahlreiche Endgeräte für Schüler/-innen benötigt und ein weiterer Ausbau eines funktionierenden WLAN-Netzwerkes sollte eine Voraussetzung sein.“

Daran arbeitet die Verwaltung seit geraumer Zeit und installiert ein eigenes Glasfasernetz. Während der Pandemie konnte zudem die digitale Ausstattung deutlich verbessert werden. Der zuständige Beigeordnete Michael Jehn betont: „Wir haben in den vergangenen drei Jahren knapp 30 Millionen Euro für die Digitalisierung unserer Schulen ausgegeben. Und bis Ende des Jahres sollen alle Schulen leistungsstarke WLAN-Netze haben.“