Oberhausen. Die Dauerbaustellen sorgen für Frust im Oberhausener Stadtteil Borbeck. Auch das Internet lahmt. Und es gibt noch mehr Probleme.
Die Randlage von Borbeck im Osten von Alt-Oberhausen ist Fluch und Segen zugleich. Hier wohnt man noch beschaulich, wie in einer Kleinstadt. Der große Verkehr fließt daran vorbei. Aber der kleine bereitet Sorgen und nicht nur er. Das bekam Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) beim zweiten Bürgerdialog zu hören.
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Rund 50 Interessierte waren ins Gasthaus Matecki an der Einbleckstraße gekommen. Ihre Sorgen drehten sich anfangs um die Themen Verkehr und Baustellen.
Brücke über den Rhein-Herne-Kanal bleibt wohl bis 2030 Engpass
Ob denn Borbeck entlastet wird, wenn das neue Wohnviertel in der Neuen Mitte, auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände, umgesetzt wird, wollte Renate Glombitza vom Bürgerverein wissen. Schranz setzt auf zwei Verbesserungen: die Verbreiterung der Bahnunterführung Osterfelder Straße bis zum Ende des Jahrzehnts, die als Hauptgrund für den dortigen Rückstau gilt, und die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 aus Essen bis ins Westfield-Centro.
Hauptsächlich sind es aber die vielen Baustellen an den wenigen Ausfallstraßen des Ortsteils, die an den Nerven zehren. So ist die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal seit langem nur einspurig befahrbar. Sie muss erneuert werden. Aber daraus wird laut Schranz eher bis 2030 als bis 2026 etwas. „Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) arbeitet erst die schwierigeren Brücken ab.“
Internet-Ausbau und Energiewende bringen weitere Baustellen
„Acht Jahre für so eine Brücke, wo leben wir denn?“, ereiferte sich jemand. Der OB gab den Hinweis, die Brücke werde bis dahin ein Engpass bleiben. Denn die dortige Ampel solle verhindern, dass gleichzeitig zu viele Autos die schwächelnde Brücke belasten. „Wenn schon, dann aber mit einer intelligenten Steuerung, die die Brücke freigibt, wenn kein Gegenverkehr in Sicht ist“, forderte der Mann.
Dass sich der Wunsch der Bürger nach einem Ende der Dauerbaustellen mit anderen Wünschen schneidet, wurde bei den weiteren Themen deutlich.
Eventuell kommt Heizwärme künftig aus Erdwärme
„Wir haben hier im Durchschnitt nicht mal 50 Megabit pro Sekunde“, klagte ein Mann über die allenfalls mittelmäßige Internet-Geschwindigkeit. Der OB sagte zu, dass die Stadt öffentliche Fördermittel für den Ausbau beantragen wird. Die kämen dort zum Tragen, wo die Internet-Anbieter selbst keine Glasfaserkabel verlegen würden, weil es ihnen nicht profitabel genug ist. Ob und wann das für Borbeck interessant wird, ließ er offen.
„Es kommen eine Menge Baustellen auf uns zu“, sagte Schranz. Zurzeit werde noch geprüft, ob die Energiewende, also der Abschied von Öl- und Gasheizungen, in Borbeck durch Fernwärme oder neue Nahwärmenetze erreicht wird, zum Beispiel durch Erdwärme (Geothermie).
Mutter klagt: Busse setzen Kinder an anderen Stellen ab
Zusätzliche Ladesäulen für E-Autos scheitern nicht nur in Borbeck am zu schwachen Stromleitungsnetz. „Der Verkauf unserer Anteile am (Essener) Steag-Energiekonzern verschafft uns die nötigen Gelder für den Ausbau“, so Schranz. Das gebe aber wieder neue Baustellen.
In der zweiten Hälfte des Abends setzten Frauen die Themen. Seit Wochen würden morgens Busfahrten ausfallen, die Busse kämen nicht durch die Baustellen, würden die Schulkinder woanders absetzen, klagte eine Mutter. „Das darf nicht sein“, erwiderte Schranz. Man werde sich erkundigen.
Modernisierte Sportanlage zieht auswärtige Parker an
Dass die Sportanlage an der Ankerstraße modernisiert sei, sei schön und gut, trug eine andere Frau vor. Nur würden seitdem jeden Sonntag auswärtige Gäste die Straßen zuparken und der Nachbarschaft die Parkplätze wegnehmen. „Das prüfen wir“, sagte der OB zu.
Nur in der ersten Hälfte der Schulferien sei die Ganztagsbetreuung der Schulkinder sicher gewesen. Danach hätten die Familien teure zusätzliche Angebote in weiter Entfernung buchen müssen, beschwerte sich eine andere Mutter. „Es wird für uns als Stadt zwar teuer“, erwiderte der Rathauschef. Aber man werde das künftig als Stadt übernehmen.
Das Grabeland Auf dem Horst bleibt erhalten
Schließlich kamen Engpässe an der örtlichen Havensteinschule zur Sprache. Eltern forderten, sie wieder von der Schule am Froschenteich im Bermensfeld zu lösen und auf zwei Parallelklassen pro Jahrgang auszubauen. Man könne sein Kind auch nicht in Essen einschulen. Auch da sei alles überlaufen, hieß es. „Ich glaube nicht, dass es hier wieder für eine eigenständige Schule reicht“, erklärte Daniel Schranz, aber man werde sich die Schülerzahlen genau ansehen.
Am Ende berichtete der OB, dass die geplante Wohnbebauung hinter der katholischen Kirche St. Judas Thaddäus wohl zu den Akten gelegt wird. "Das Grabeland bleibt erhalten.“ Dafür hatte sich eine Bürgerinitiative eingesetzt. In die Kirche werde der benachbarte katholische Kindergarten einziehen. Sie ist seit 2020 entweiht, steht aber unter Denkmalschutz.