Oberhausen. Das Gelände der alten Zeche Sterkrade in Oberhausen hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Doch jetzt soll es bebaut werden.

  • Auf der 16 Hektar großen Brache der ehemaligen Zeche Sterkrade in Oberhausen sollen Wohnungen und Gewerbe-Immobilien entstehen
  • Viele Spaziergänger haben das Areal allerdings mittlerweile für sich entdeckt
  • Mitte 2026 könnten die ersten Bagger rollen

Oberhausen plant den ganz großen Wurf: Auf dem rund 16 Hektar großen Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade soll in den nächsten Jahren ein neues Wohn- und Gewerbequartier gebaut werden. Unter dem Titel „Zukunft. Quartier. Sterkrade“ soll gehobener Wohnraum entstehen, daneben sollen Gewerbeimmobilien, etwa für Büros oder Kanzleien, Einzelhandel oder kleine und nicht störende Handwerksbetriebe errichtet werden. Geräuschlos wird die weitere Planung allerdings nicht verlaufen, denn Bürgerprotest ist vorprogrammiert.

Im Januar dieses Jahres hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die das alte Zechengelände in seiner jetzigen Struktur erhalten möchte. Das Areal hat sich über die vergangenen Jahrzehnte zu einem beliebten, grünen Ausflugsziel für Spaziergänger entwickelt. Das Gelände soll als Lebensraum für Pflanzen und Tiere erhalten bleiben, fordert die Initiative.

Das alte Zechengelände in Sterkrade hat sich seit Betriebsende 1995 in ein grünes Ausflugsziel für viele Spaziergänger entwickelt.
Das alte Zechengelände in Sterkrade hat sich seit Betriebsende 1995 in ein grünes Ausflugsziel für viele Spaziergänger entwickelt. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Dessen sind sich Oberbürgermeister Daniel Schranz und Planungsdezernent Thomas Palotz durchaus bewusst. Sie sind dennoch zuversichtlich, den Großteil der Bürgerinnen und Bürger für das Projekt begeistern zu können, indem sie Anwohner und Interessierte früh genug in die Planungen mit einbeziehen. Es gebe viele Menschen, die gerne nach Sterkrade ziehen würden, sagt Palotz. Der Bedarf an adäquatem Wohnraum sei also da.

Wohnbebauung Zeche Sterkrade: Leitplanken sind festgezurrt

Er verspricht, dass ein Anteil Grün im neuen Quartier nicht nur erhalten, sondern auch aufgewertet werden soll, möglicherweise durch einen Bachlauf. Er ist sicher: „Menschen, die mit ihren Hunden im Moment noch auf der Brache spazieren gehen, gehen künftig bestimmt auch gerne durch das neue Zukunftsquartier.“

So stellt sich die Stadt Oberhausen das neue Zukunftsquartier vor.
So stellt sich die Stadt Oberhausen das neue Zukunftsquartier vor. © Stadt Oberhausen

Was genau auf dem Gelände entstehen soll, hat die Stadt gemeinsam mit den Eigentümern der Fläche am Donnerstag im Rathaus präsentiert. Nach langen Jahren der Überlegungen wird es nun endlich etwas konkreter, dafür sorgt eine sogenannte Planungsvereinbarung mit der RAG Montan Immobilien GmbH, der rund 85 Prozent der Fläche gehört, und der Essener Thelen-Gruppe, Eigentümerin eines kleineren Teils der Fläche. In diesem von allen Seiten unterzeichneten Dokument sind die Leitplanken des Projektes nun fest verankert.

Sie stellten am Donnerstagnachmittag die Pläne für das neue Zukunftsquartier Sterkrade im Rathaus Oberhausen vor (v.l.): Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Christoph Thelen, Geschäftsführer der Thelen-Gruppe, Oberbürgermeister Daniel Schranz, Planungsdezernent Thomas Palotz und Sandra Nierfeld, Geschäftsführerin der RAG Montan Immobilien GmbH.
Sie stellten am Donnerstagnachmittag die Pläne für das neue Zukunftsquartier Sterkrade im Rathaus Oberhausen vor (v.l.): Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Christoph Thelen, Geschäftsführer der Thelen-Gruppe, Oberbürgermeister Daniel Schranz, Planungsdezernent Thomas Palotz und Sandra Nierfeld, Geschäftsführerin der RAG Montan Immobilien GmbH. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Gewerbeimmobilien sollen demnach nahe der dort verlaufenen Bahnlinie errichtet werden. „So sorgen sie für einen gewissen Schallschutz und schützen die Menschen im Wohngebiet vor dem Lärm der Betuwe-Linie“, sagt Oberhausens Planungsdezernent Thomas Palotz. Der Wohnraum soll hinter dieser akustischen Barriere, vorrangig im Bereich des denkmalgeschützten Fördergerüstes der alten Zeche entstehen.

Gerüst und Schachthalle sollen als Zeugnis der Oberhausener Bergbau-Tradition erhalten bleiben, verspricht Ursula Mehrfeld von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Perspektivisch könnte die historische Schachthalle zu einem Café oder zu Büros umgebaut werden. Doch ein Investor für dieses Vorhaben ist derzeit noch nicht in Sicht.

Im Wohnbereich des Quartiers soll gehobener Wohnraum entstehen, die RAG verspricht aber, auch einen Anteil an sozialem Wohnungsbau zu realisieren. „Wir brauchen modernen, gehobenen Wohnraum, um eine gesunde Struktur in unserer Stadt zu erhalten und als Großstadt weiterhin attraktiv zu bleiben“, sagt Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz. „Unser Ziel ist es, an der ehemaligen Zeche Sterkrade ein wahres Zukunftsquartier entstehen zu lassen.“

Wir brauchen modernen, gehobenen Wohnraum, um als Großstadt attraktiv zu bleiben.
Daniel Schranz - Oberbürgermeister von Oberhausen

Und in dieses sollen auch Belange des Klimaschutzes einfließen, verspricht Planungsdezernent Thomas Palotz. Er zählt einen großen Park südwestlich des Schachtgebäudes und den Erhalt der Grünflächen im nordöstlichen Teil des Areals auf. Zudem soll die Baumreihe am Eingang der Fläche erhalten bleiben und die überregionale Hoag-Fahrradtrasse soll ausgebaut werden. Geplant sei auch eine Mobilitäts-Station, etwa mit Car-Sharing-Angeboten oder ein Quartiersparkhaus, um unnötigen Autoverkehr auf dem Areal zu verhindern. Gemeinsam mit dem Oberhausener Energieversorger EVO wollen die Entwickler auch ein nachhaltiges Energiekonzept entwickeln.

Millioneninvestition für neue Wohnungen in Oberhausen

Die genaue Investitionssumme für das Zukunftsprojekt ist noch unklar, die RAG Immobilien GmbH wird nach eigenen Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, bis zu 300.000 Euro stehen wohl für die nun anstehende Bauleitplanung an. Miteigentümer Christoph Thelen könne noch keine Schätzung abgeben, sagt er.

Das Konzept für das neue Wohn- und Gewerbequartier wird nun in den politischen Gremien diskutiert und könnte nach jetziger Planung in der Sitzung am 18. März den Rat passieren. Wenn alles optimal läuft, schätzt Planungsfachmann Thomas Palotz, könnte das Baurecht Mitte 2026 vorliegen. Mitte 2027 wäre die Erschließung abgeschlossen, wären also Kanäle und Straßen gebaut. Ende 2027 oder Anfang 2028 könnte die Vermarktung der Immobilien beginnen.

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