Oberhausen. Für Spaziergänger ist die Zeche Sterkrade ein Natur-Paradies – sogar mit Fledermäusen. Eine neue Bürgerinitiative will eine Bebauung verhindern.

Eine neue Bürgerinitiative will die grüne Zeche Sterkrade retten. Am Dienstagabend haben sich rund 20 Bürgerinnen und Bürger in der Gaststätte Klumpen Moritz getroffen, um ihren Protest auf den Weg zu bringen. Die Brachfläche im Norden von Oberhausen soll vor einer Bebauung bewahrt werden.

Planungsdezernent Thomas Palotz hat in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses die Entwicklung des Zechengeländes mit dem markanten roten Fördergerüst in einem Atemzug mit der Entwicklung der neuen Bebauung am Brammenring in der Neuen Mitte genannt. Das zeigt den immens hohen Stellenwert, den dieses seit vielen Jahren diskutierte Vorhaben an der Stadtspitze hat.

Die neue Bürgerinitiative, die Anfang 2024 einen schlagkräftigen Namen bekommen soll, will eine Bebauung des grünen Zechen-Areals an der Von-Trotha-Straße auf jeden Fall verhindern. „Das ist ein wertvolles Naherholungsgebiet, das erhalten werden muss“, sagt Anwohnerin Andrea Hegermann, um die herum sich jetzt der Widerstand gegen das Projekt formiert.

Seit Jahren versucht die Stadt, das Brachgelände der ehemaligen Zeche Sterkrade zu entwickeln, wobei die RAG Montan Immobilien GmbH als Eigentümer eines Großteils der Fläche eine wichtige Rolle spielt. Ein hochwertiges Wohnquartier für Familien ist geplant, dazu nicht störendes Gewerbe und moderne Grünstrukturen. Vor fast zehn Jahren hat es sogar schon einmal einen Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Ex-Zechenstandorts gegeben.

Kreuzkröten und Fledermäuse sind hier ebenfalls heimisch

Das alte Fördergerüst über Schacht 1 mit ehemaliger Maschinenhalle.
Das alte Fördergerüst über Schacht 1 mit ehemaliger Maschinenhalle. © Hans Blossey / FFS

Doch passiert ist vor Ort bislang nichts. Und so hat sich der gesamte, wunderbar grüne Bereich zu einem beliebten Gebiet für Spaziergänger und Erholungssuchende entwickelt, inklusive Kreuzkröten und Fledermaus-Population. Diese aus ihrer Sicht einzigartige Grünfläche wollen die Anwohner behalten. Das ist am Dienstagabend in mehreren Debattenbeiträgen klar geworden.

Andrea Hegermann weist darauf hin, dass der Stadtnorden schon viele große Bauprojekte verkraften musste: das Gewerbegebiet Erlengrund, das neue Edeka-Zentrallager, die Picnic-Ansiedlung, neue Wohnbereiche – all das habe zu weiterer Flächenversiegelung im Stadtteil Schwarze Heide und angrenzenden Stadtgebieten geführt. Der Klimawandel erfordere aber genau das Gegenteil: weniger Flächenversiegelung und mehr Grün. Werde weiterhin Boden versiegelt, werde Oberhausen künftige Hitzesommer kaum mehr verkraften können. Umweltuntersuchungen würden klar zeigen, dass eine etwaige Bebauung des Zechen-Areals erhebliche negative Auswirkungen auf das Stadtklima haben würde.

Die neue Bürgerinitiative will nach Möglichkeit sowohl politisch als auch juristisch gegen das Projekt vorgehen. Im politischen Raum will man Verbündete finden und setzt dabei auch auf die großen Umweltschutzverbände wie den Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) und den Nabu. Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Yusuf Karacelik, hat jetzt beim ersten Initiative-Treffen bereits die Unterstützung seiner Fraktion zugesagt.

Regionaler Flächennutzungsplan: Als gemischte Baufläche ausgewiesen

Rund 20 Bürgerinnen und Bürger kamen zum ersten Treffen der Initiative in die Gaststätte Klumpen Moritz in Sterkrade.
Rund 20 Bürgerinnen und Bürger kamen zum ersten Treffen der Initiative in die Gaststätte Klumpen Moritz in Sterkrade. © FFS | Frank Oppitz

Die Fläche in Sterkrade ist im gerade erst offiziell verabschiedeten regionalen Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche ausgewiesen – eine Voraussetzung für eine Bebauung mit Wohnhäusern und Gewerbe. Es müssten allerdings noch konkrete Bebauungspläne aufgestellt werden, bevor tatsächlich Bagger rollen können. Genau das will die neue Initiative verhindern.

Industriedenkmal-Stiftung kümmert sich um die historischen Anlagen

Das Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade an der Von-Trotha-Straße liegt seit fast drei Jahrzehnten brach. Von 1903 bis 1933 ist hier Steinkohle gefördert worden. Die Weltwirtschaftskrise 1929 zwang die Oberhausener Gutehoffnungshütte (GHH) dazu, die Förderanlage stillzulegen, die Schachtanlagen blieben aber bestehen und wurden von der Zeche Osterfeld genutzt. Im Jahr 1994 wurde dann auch der Übertagebetrieb endgültig eingestellt. Schacht 1 wurde verfüllt. Heute sind das alte Fördergerüst über Schacht 1 sowie eine ehemalige Maschinenhalle, aus der das Gerüst herauszuwachsen scheint, das Wahrzeichen des Geländes – Bergbau-Relikte, um die sich seit dem Jahr 1995 die Industriedenkmal-Stiftung kümmert.