Oberhausen. Auf dem Areal der Zeche Sterkrade in Oberhausen sollen Wohnungen und Gewerbe-Bauten entstehen. So will eine Bürgerinitiative dies verhindern.
In Stadtnorden von Oberhausen formiert sich der Widerstand gegen eine Bebauung des grünen Areals der ehemaligen Zeche Sterkrade. Nun hat sich in der Gaststätte Klumpen Moritz eine entsprechende Bürgerinitiative Zeche Sterkrade gegründet, die gezielt den Kontakt zu Politikern und Entscheidungsträgern suchen will, um das schon seit längerer Zeit diskutierte Projekt einer Bebauung mit Wohngebäuden und Gewerbe zu verhindern.
Im Gesellschaftsraum des Klumpen Moritz mussten sogar Tische gerückt werden, denn überraschend viele Interessenten, rund 35 Menschen, kamen zum Gründungstreffen. Sie sind in der Regel Anwohner und Nachbarn des Zechengeländes, das aus ihrer Sicht ein unverzichtbares Erholungsgebiet ist und als grüne Lunge und Frischluftschneise auf jeden Fall erhalten werden muss.
Schnell ist bei dem Treffen Organisatorisches geklärt worden. Rund um Initiatorin Andrea Hegermann hat sich ein kleines Führungsteam gebildet. Es wird nun ein WhatsApp-Kanal zur fortlaufenden Kommunikation eingerichtet. Erste Kontakte zu Politik und Naturschützern sind bereits geknüpft. Mit Cornelia Schiemanowski vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Ortrud Podworni-Michael vom Naturschutzbund (Nabu) waren zwei bekannte Naturschützerinnen beim Gründungstreffen dabei; aus der Politik nahmen zum Beispiel Jörg Schröer (SPD) und Yusuf Karacelik (Linke) teil.
Seit Jahren versuchen Politik und Stadtverwaltung in Oberhausen, die Fläche rund um das in der ganzen Region bekannte rote Fördergerüst zu entwickeln, wobei die RAG Montan Immobilien GmbH als Eigentümerin eines Großteils des Geländes ein wichtiges Wörtchen mitredet. Aus Sicht von Oberhausens Planungsdezernent Thomas Palotz stellt das Projekt einen bedeutenden Schritt der künftigen Stadtentwicklung dar.
Initiative: Wertvoll für Spaziergänger, Tiere und Pflanzen
Die neue Initiative bezieht dazu genau die Gegenposition und will das Areal als Grünfläche für Spaziergänger sowie als Lebensraum für Tiere und Pflanzen erhalten. Kreuzkröten und Fledermäuse sind hier zum Beispiel zu Hause. Die Initiative will nun vor Ort auf dem Zechengelände und auch im Internet möglichst viele Unterstützungsunterschriften sammeln, sie will Sitzungen der Bezirksvertretung und anderer politischer Gremien besuchen und sich in die Debatten um das Projekt fortlaufend offensiv einbringen, um die vorgesehene Bebauung zu verhindern.
Sterkrade und der Stadtnorden seien schon jetzt stark durch versiegelte Flächen und immense Verkehrsströme belastet, heißt es. Das neue Edeka-Zentrallager etwa habe diese Situation nochmals verstärkt. Jetzt gelte es, das grüne Areal der Zeche Sterkrade als wichtgen Freiraum zu retten. Cornelia Schiemanowski empfahl der Initiative, sich mit anderen Gruppen zu vernetzen, etwa mit dem Bündnis für den Erhalt des Sterkrader Waldes, um auf diese Weise noch mehr Schlagkaft zu entwickeln. Entsprechende Verbindungen sollen nun geknüpft werden.
Die Fläche in Sterkrade ist im Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche ausgewiesen – diese Voraussetzung für eine Bebauung mit Wohnhäusern und Gewerbe ist also gegeben. Es müssten allerdings noch konkrete Bebauungspläne aufgestellt werden, bevor tatsächlich Bagger rollen können.
Geschichtsträchtig: Von 1903 bis 1933 wurde hier Steinkohle gefördert
Bei dem umstrittenen Areal handelt es sich um einen besonderen Punkt im Stadtgebiet: Das Gelände der ehemaligen Zeche Sterkrade an der Von-Trotha-Straße liegt seit fast drei Jahrzehnten brach. Von 1903 bis 1933 ist hier Steinkohle gefördert worden. Die Weltwirtschaftskrise 1929 zwang die Oberhausener Gutehoffnungshütte (GHH) dazu, die Förderanlage stillzulegen, die Schachtanlagen blieben aber bestehen und wurden von der Zeche Osterfeld genutzt. Im Jahr 1994 wurde dann auch der Übertagebetrieb endgültig eingestellt. Schacht 1 wurde verfüllt. Heute sind das alte Fördergerüst über Schacht 1 sowie eine ehemalige Maschinenhalle, aus der das Gerüst herauszuwachsen scheint, das Wahrzeichen des Geländes, um die sich seit dem Jahr 1995 die Industriedenkmal-Stiftung kümmert.
Nächstes Treffen der Bürgerinitiative Zeche Sterkrade ist am 20. Februar
Am Dienstag, 20. Februar, will sich die Bürgerinitiative Zeche Sterkrade nun das nächste Mal im Klumpen Moritz an der Bahnhofstraße treffen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Alle interessierten Menschen sind dazu eingeladen. Los geht es um 19 Uhr. E-Mail-Kontakt: ig.zeche.sterkrade@gmail.com