Oberhausen. Streichliste des Klinikbetreibers Ameos in Oberhausen wird länger. Mobile Pflege schließt, betroffen: 250 Pflegebedürftige und 50 Mitarbeiter.

  • Die Ameos-Gruppe mit Sitz in Zürich ist seit 2020 in Oberhausen aktiv
  • Damals übernahm die Holding die Katholischen Kliniken (KKO) mit drei Krankenhäusern, drei Pflegeheimen und drei ambulanten Pflegediensten
  • Seitdem strukturiert das Unternehmen um, viele Abteilungen wurden geschlossen. Nun stellt Ameos die mobile Pflege komplett ein

Die Schließungs-Welle des Krankenhaus-Betreibers Ameos in Oberhausen geht weiter. Das Unternehmen stellt zum 1. April dieses Jahres den mobilen Pflegedienst ein. Betroffen sind rund 50 Mitarbeitende und 250 Kunden, die derzeit noch in den eigenen vier Wänden durch die Ameos-Pflegekräfte betreut werden.

Erste Informationen aus übereinstimmenden Aussagen gut informierter Kreise der Pflege in Oberhausen kommentierte der Klinikbetreiber zunächst nicht. Am Donnerstag sandte das Unternehmen dann eine offizielle Erklärung. Das Aus für die häusliche Pflege begründet Ameos mit dem großen Personalmangel in den stationären Altenheimen.

Drei Ameos-Heime in Oberhausen: St. Clemens, Josefinum und Bischof-Ketteler-Haus

Drei Häuser betreibt Ameos in Oberhausen: die Pflege-Zentren St. Clemens an der Hedwigstraße in Sterkrade, Josefinum an der Mülheimer Straße in Alt-Oberhausen und Bischof-Ketteler-Haus an der Ketteler Straße in Osterfeld. Um die pflegerische Versorgung dort „langfristig sicherzustellen“, heißt es in der Erklärung von Ameos, „hat sich ein Expertenteam um Krankenhausdirektorin Sabrina Zientek zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen.“ Die häusliche Pflege wird eingestellt und 95 Prozent der gut 50 Mitarbeitenden erhalten ein Angebot, in den Pflegeheimen zu arbeiten. Bislang sei die Versorgung der alten und kranken Menschen in den Heimen nur durch die Beschäftigung zusätzlicher externer Zeitarbeitnehmer möglich gewesen.

„Das wechselnde Pflegepersonal eigener und auch externer Zeitarbeitnehmer hat bei unseren mitunter betagten Pflegebedürftigen gelegentlich zu Verwirrung geführt“, sagt der Leiter der Ameos-Pflegezentren, Thorsten Wichert. Insbesondere die persönliche Körperpflege sollte „im Optimalfall durch eine persönliche und möglichst langfristige Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigem erfolgen.“

250 Pflegebedürftige strömen auf den Oberhausener Pflege-Markt

Weil Angehörige der rund 250 Kunden der häuslichen Pflege dies ganz genau so sehen, machen sie sich jetzt große Sorgen um die Pflegebedürftigen, die zum April ihre gewohnte Pflegekraft verlieren werden. In einem Schreiben wurden sie bereits über das Ende der mobilen Pflege informiert. 250 hilfsbedürftige Menschen strömen somit zum 1. April auf den Oberhausener Pflegemarkt. „Das müssen die übrigen Anbieter erst einmal stemmen“, sagt ein Angehöriger im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich weiß nicht, ob wir überhaupt jemanden für meine 88-jährige Mutter finden.“

Ein erdrückender Personalmangel trifft die Branche in ganz NRW tatsächlich hart. Landesweit ächzen Betreiber derzeit unter ähnlichen Problemen: Fachkräftemangel, hoher Krankenstand, steigende Betriebskosten. Die Zahl der Insolvenzen in der Pflege ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Betroffen sind sowohl Heime, also Betreiber für die stationäre Pflege, als auch Anbieter der häuslichen Krankenpflege.

Gesundheits-Gruppe Ameos steht in der Kritik

Der wirtschaftliche Druck ist die eine Seite. Doch Ameos steht in Oberhausen durchaus grundsätzlich in der Kritik: Mitte 2020 hatte die Gruppe mit Sitz in Zürich die damals insolventen Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) übernommen – und damit auch den Betrieb der drei Krankenhäuser St. Marien in Osterfeld, St. Clemens in Sterkrade und St. Josef in Alt-Oberhausen, der drei Pflegeheime und damals noch drei ambulanten Pflegedienste. Die Gewerkschaft Verdi verurteilte den Verkauf an den privaten Investor auch deshalb, weil sie an anderen Ameos-Standorten in Deutschland bisher keine guten Erfahrungen mit der Schweizer Gesundheits-Gruppe gemacht hatte, von Streiks und zähen Gehaltsverhandlungen war die Rede. Andere fürchteten ein sukzessives Ausbluten der Oberhausener Gesundheits-Angebote.

Das Ameos-Klinikum St. Marien im Oberhausener Stadtteil Osterfeld. Hier wurden etliche Abteilungen geschlossen.
Das Ameos-Klinikum St. Marien im Oberhausener Stadtteil Osterfeld. Hier wurden etliche Abteilungen geschlossen. © Oberhausen | Gerd Wallhorn

Letztere sehen sich mittlerweile bestätigt. Denn neben von Anfang an geplanten Umstrukturierungen hat Ameos mittlerweile tatsächlich viele Abteilungen in den Kliniken geschlossen. Am ärgsten hat es das Osterfelder Marienhospital getroffen. Dort wollte Ameos ursprünglich ein Zentrum für Altersmedizin aufbauen. Aber die entsprechende Abteilung, die Geriatrie, ist mittlerweile nach Sterkrade umgezogen. Längst gibt es an der Nürnberger Straße auch keine Orthopädie mehr, keine Chirurgie, kein Darmzentrum, kein Schlaflabor, keine Innere Medizin, keine Notaufnahme.

Schmerzambulanz am Marienhospital schließt für immer

Ende vergangenen Jahres dann der nächste Schlag: Im November beziehungsweise Dezember 2023 wurde bekannt, dass Ameos auch die Schmerzklinik im Marienhospital und zum 1. April auch die dortige Schmerzambulanz schließen wird. Zuletzt war von 600 betroffenen Patienten und Patientinnen pro Quartal die Rede. Mittlerweile werden Stimmen laut, die fürchten, Ameos gebe das Marienhospital bald komplett auf.

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