Oberhausen. Welpen aus Qualzuchten im Ausland werden immer öfter nach Deutschland gebracht und teuer verkauft. Warum sich das Problem sogar noch verschärft.
- Illegaler Welpenhandel boomt. Dabei leiden sowohl die Hunde als auch die Käufer
- Seit Corona verschärft sich das Problem, eine Trendwende ist nicht in Sicht
- Weil die Nachfrage steigt, verlangen die kriminellen Händler mittlerweile hohe Summen für die Welpen
Immer öfter werden junge Hunde illegal verkauft. Nicht nur die hilflosen Welpen leiden darunter sehr: Sie sind oft krank, nicht ausreichend versorgt und wurden den Muttertieren meist viel zu früh entrissen. Auch für die Käuferinnen und Käufer endet der illegale Handel oft schmerzhaft, wenn das neue Familienmitglied schwer erkrankt oder gar stirbt.
2019 hatte das Oberhausener Veterinäramt erstmals vor dem florierenden Welpenhandel gewarnt. Während der Corona-Pandemie hat sich das Problem dann noch einmal verschärft, bestätigt Amtstierärztin Eckert auf Nachfrage unserer Redaktion. Ihren vollständigen Namen möchte sie nicht öffentlich lesen, denn sowohl bei Käufern als auch Verkäufern ist das Team des Oberhausener Veterinäramtes nicht sonderlich beliebt. Wenn sie Tiere beschlagnahmt, werde sie mitunter bedroht, einige Einsätze seien nur mit Polizeischutz möglich, erzählt Eckert.
Qualzuchten im Ausland: Tiere werden im Akkord produziert
Wenn Welpen illegal in Deutschland ankommen, haben sie bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Denn meist stammen sie von Welpen-Farmen in Osteuropa, wo die Tiere im Akkord „produziert“ werden. Sie erhalten in der Regel keine medizinische Versorgung, kranke Hunde werden als „Ausschussware“ entsorgt. Die Muttertiere leben oft ihr Leben lang in dunklen Verschlägen oder Boxen, in denen sie gerade so stehen können. Auch sie werden „entsorgt“, wenn sie keine Jungen mehr bekommen.
Eingekauft für ein paar Euro verkaufen die Händler die Welpen für viel Geld in Deutschland. Eckert hat beobachtet, dass die Preise in Corona-Zeiten deutlich gestiegen sind – und auf hohem Niveau von bis zu 2500 Euro für ein Tier bleiben. Nicht im Preis inbegriffen: Impfungen, Herkunftsnachweis, erforderliche Papiere. Wenn sich dann beim Tierarzt herausstellt, dass der Hund nicht gegen Tollwut geimpft ist, muss Wuff in Quarantäne. Die kann laut Eckert mehrere Monate dauern, das Tier leide abermals.
Ihren Handel organisieren die Kriminellen mittlerweile immer professioneller. Wechselten die Welpen früher auch mal auf einem Parkplatz den Besitzer, sei mittlerweile der Verkauf im Internet, auch über soziale Netzwerke, das größte Problem, sagt Eckert. Die Übergabe der Tiere erfolge meist an der Haustür der Käufer.
Neben Corona verschärft ein weiteres Phänomen das Problem des illegalen Welpenhandels: Die Käufer werden immer ungeduldiger. „Sie wollen einen Hund, hier und jetzt und sofort“, sagt Eckert. Doch bei „richtigen“ Züchtern dauert es mitunter lange, bis man einen Hund kaufen kann. Die Welpen bleiben mindestens acht Wochen beim Muttertier, werden geimpft und ärztlich untersucht. Züchter achten darauf, an wen sie ihre Tiere verkaufen, und lassen ihren Hündinnen zwischen den Würfen eine ausreichende Zeit zur Erholung. Die Tiere werden artgerecht gehalten, haben ausreichend Auslauf und müssen ihr Dasein nicht in erbärmlich kleinen Zwingern fristen. Auch züchten seriöse Anbieter nur mit Zuchttieren, die gesund sind und auch frei von rassebekannten, vererbbaren Erkrankungen. Dafür lassen sie Gentests anfertigen. So erklären sich auch die Preise im vierstelligen Bereich, den seriöse Züchter verlangen.
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„Egal, wie sehr sich Menschen einen Hund zur persönlichen Bespaßung wünschen: Lebewesen sind mit Respekt zu behandeln und man muss Verantwortung übernehmen“, sagt Eckert. Paradox: Auf die Idee, einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren, wo viele Corona-Hunde nach dem Ende der Pandemie reihenweise wieder abgegeben wurden, komme wohl niemand. Die Expertin richtet daher einen dringenden Appell an Kaufinteressierte: „Kauft keine Welpen aus dem illegalem Handel!“ Denn nur so ließen sich die kriminellen Händler bekämpfen. „Auch beim Welpenhandel gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot.“
Wer sich einen Hund zulegen möchte, sollte sich im Vorfeld genau informieren: Was kommt finanziell auf mich zu? Habe ich genug Geld für regelmäßige Tierarzt-Besuche? Habe ich genug Freunde und Familie, die den Hund nehmen können, wenn ich nicht kann? Welche Bedürfnisse hat ein Hund? Welche Rasse ist die passende? Habe ich jeden Tag mehrere Stunden Zeit? Bin ich bereit, meinen Urlaub auf das Bedürfnis eines Hundes abzustimmen?
Infos erhalten Interessierte etwa beim Verband für das Deutsche Hundewesen (vdh.de) oder dem Internationalen Hundeverband (hundeverband.info). Mit Fragen zu Oberhausener Züchtern können sich Ratsuchende aber auch direkt an das Veterinäramt wenden: amtstierarzt@oberhausen.de
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