Oberhausen/Köln. Polizei Köln stoppt illegalen Tiertransport. Hunde aus Spanien sollten auch nach Oberhausen gebracht werden. Fall falsch verstandener Tierliebe?
52 Hunde und sechs Katzen, eingepfercht in Käfigen und Boxen auf der Ladefläche eines Transporters von gerade einmal knapp zehn Quadratmetern: Ein nicht angemeldeter Tiertransport hat in Köln Kräfte der Feuerwehr und Polizei, des Ordnungsdienstes und des Umweltamtes auf den Plan gerufen. Der Einsatz fand bereits am 20. Februar statt, aus aktuellen Informationen unserer Redaktion geht hervor: Zumindest ein Teil der Tiere war für die „Lieferung“ nach Oberhausen bestimmt.
Bei der Kontrolle in Höhe Bocklemünd hatte der Transporter bereits eine lange Reise hinter sich: Er kam von der iberischen Halbinsel. Die Tiere aus Spanien und Portugal waren dementsprechend wohl mindestens 30 Stunden unterwegs. Vier Katzen ging es gesundheitlich so schlecht, dass sie von den Veterinären der Stadt Köln in Obhut genommen wurden. Das bestätigt ein Sprecher der Stadt Köln auf Nachfrage.
Hunde und Katzen aus Spanien an Tierschutzvereine geliefert
Die übrigen Tiere wurden den Empfängern der Lieferung übergeben: Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Tierschutzvereine, die die Hunde und Katzen offenbar aus Spanien und Portugal „gerettet“ wissen wollten. Das Problem ist lange bekannt: In Spanien und Portugal gibt es tatsächlich sehr viele streunende Tiere. Werden sie von staatlich beauftragten Tierfängern eingefangen, droht ihnen der Tod.
Tierschutzvereine wollen diese Tier nach Deutschland holen. Dafür suchen sie meist im Internet und den sozialen Medien Paten, die die Hunde und Katzen bei sich aufnehmen und/oder vermitteln. Der Transport geschieht meist über dem Landweg – eine Tortur. Neben den Vereinen, die mit guten Absichten handeln, geraten Tierfreunde dabei auch immer wieder an dubiose Anbieter, die mit den Tieren das große Geschäft wittern.
Stadt Köln kündigt Ermittlungen gegen die Beteiligten an
Welche Tierschutzorganisationen hinter dem in Köln gestoppten Transport stehen, gibt die Stadt aus Datenschutzgründen nicht bekannt. Aber: „Die fragwürdigen Zustände rund um den Transport werden weitere Ermittlungen gegen Verantwortliche und Überprüfungen von Beteiligten nach sich ziehen“, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung der Stadt Köln.
Regelmäßige Tiertransporte nach Oberhausen?
Dass die Ordnungskräfte in Köln überhaupt auf den Tiertransport aufmerksam wurden, verdanken sie eigenen Angaben zufolge einer Tippgeberin. Sie hatte Kenntnis darüber erlangt, dass der Transport unangemeldet und damit illegal in Köln eintreffen sollte.
Offenbar wusste die Zeugin von regelmäßigen Transporten, denn in der Pressemitteilung der Stadt Köln heißt es: „Normalerweise würden die Transporte nach Zwischenhalt in Aachen in einer Ruhrgebiets-Kommune enden. Der Stopp in Köln kam der Hinweisgeberin merkwürdig vor.“ Es muss in der Vergangenheit also bereits Transporte gegeben haben.
Eindrucksvoll schildert die Stadt Köln den eigentlichen Einsatz vor Ort: Nach einem Tipp beobachteten zivile Kräfte des Ordnungsdienstes den mutmaßlichen Treffpunkt der Übergabe. Mehrere Personen warteten dort bereits auf den kleinen Laster einer spanischen Tiertransport-Firma. Nach dessen Ankunft sperrte die Polizei Zu- und Abfahrten des Geländes. Um das Fahrzeug mit den Tieren hatten sich mittlerweile mehr als 50 Personen versammelt, teilweise ohne Mindestabstände und vereinzelt ohne Mund-Nase-Bedeckung.
Zu wenig Futter und Wasser für die Tiere
In der geschlossenen Ladefläche des Transporters wurden links wie rechts an den Seiten 52 Hunde und sechs Katzen in rund 30 Käfigen und mehreren Boxen gehalten. Die Käfige stapelten sich auf beiden Seiten in drei Reihen übereinander, teilweise befand sich mehr als ein Hund in einem Käfig. „Es roch stark nach Urin, die Tiere waren verängstigt und gestresst“, heißt es in dem Bericht der Stadt Köln weiter. Die Tiere wurden demnach teilweise nicht ausreichend mit Wasser und Futter versorgt. In dem Fahrzeug sei es zudem sehr warm gewesen. Nach Einschätzung vor Ort war „eine ausreichende Überwachung des Vitalzustandes der Tiere während des Transportes nicht gewährleistet“.
Skepsis bei den Ermittlern lösten auch die Papiere aus: Sie waren nicht nach EU-Regeln ausgestellt und enthielten widersprüchliche Angaben. Die Sachkenntnis-Nachweise der Fahrer waren hingegen korrekt. Die Männer gaben an, von Malaga aus bereits 30 Stunden mit abwechselndem Lenken und Fahrpausen unterwegs gewesen zu sein.
Der Einsatz in Köln zog sich über mehrere Stunden. Die Kölner Veterinärinnen kontrollierten jeden Hund und seine Identifikationsnachweise und übergaben sie dann an die Empfänger. Das lief allerdings nicht immer friedlich ab: Einzelne Tierfreunde griffen die Einsatzkräfte verbal an. Vier Hundewelpen wurden sichergestellt, unter anderem wegen des Verdachts des Eintrags falscher Geburtsdaten beziehungsweise Manipulation der Tierausweise.