Oberhausen. Was hat den Ölfilm im Juni 2023 auf der Emscher ausgelöst? Eine Antwort fehlt. Die Ölsperren werden vorsorglich erneuert, Bauarbeiten gestoppt.

Die Emschergenossenschaft will nach der Aufsehen erregenden Öl-Verunreinigung der Emscher im Sommer 2023 für weitere Vorfälle dieser Art gewappnet sein. Sie setzt die damals errichteten Ölsperren jetzt instand.

Wegen der starken Regenfälle der vergangenen Wochen haben sich laut Emschergenossenschaft Gestrüpp und anderes Treibgut – darunter auch Fußbälle – an den Sperren verhakt. Teilweise seien die Barrieren durch den erhöhten Pegel der Emscher und die dadurch erhöhte Fließgeschwindigkeit sogar abgerissen. Die Emschergenossenschaft entnimmt nach eigenen Angaben nun nach und nach die Ölsperren aus dem Gewässer. Nach der Instandsetzung werden diese im Januar 2024 wieder eingesetzt.

Austritt ölartiger Tröpchen auf einer Länge von 250 Metern

Die Ölsperren waren im Juni 2023 errichtet worden, nachdem am 25. Juni ein Ölfilm auf der Emscher in Oberhausen die Fluss-Manager alarmiert hatte. Es handelte sich um einen Austritt ölartiger Tröpfchen auf einer Länge von rund 250 Metern entlang des Emscher-Deiches zwischen der König- und der Bahnstraße. Das ist der Fluss-Abschnitt in Höhe des Holtener Chemiewerks. Seitdem ist es nicht zu einem weiteren vergleichbaren Vorfall gekommen, die Ursachenforschung läuft unterdessen seit vielen Wochen auf Hochtouren.

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Solange der genaue Grund für den damaligen Ölfilm auf dem Fluss nicht beweiskräftig gefunden ist, startet die Emschergenossenschaft nicht den nächsten Bauabschnitt zur Umgestaltung des Holtener Bruchs im Stadtnorden von Oberhausen. Das hat bereits Mitte September der Sprecher der Emschergenossenschaft, Ilias Abawi, auf Anfrage der Redaktion bestätigt. Zunächst war der Grund für die plötzliche Öl-Verunreinigung nach einem sommerlichen Starkregen wochenlang unbekannt geblieben. Dann stellte sich am 6. September bei einer Umweltausschuss-Sitzung in Oberhausen heraus, dass es sehr wohl einen konkreten Verdacht dazu gibt.

In den im Sommer errichteten Ölsperren auf der Emscher hat sich Treibgut verfangen. Sie werden erneuert und instandgesetzt.
In den im Sommer errichteten Ölsperren auf der Emscher hat sich Treibgut verfangen. Sie werden erneuert und instandgesetzt. © EGLV | Emschergenossenschaft

Wie Mirko Matthias Lindic vom städtischen Bereich Umwelt in der Ausschusssitzung damals berichtete, könnte eine Altlast auf dem Gelände von OQ Chemicals, vormals Ruhrchemie, den Ölfilm ausgelöst haben. Ab 26. Juni 2023, einen Tag nach Beginn der Verunreinigung, hat der Fachmann der Oberhausener Stadtverwaltung nachgeforscht. Das Öl sei aus dem Deichkörper an der Emscher ausgetreten, in Höhe von OQ Chemical.

Der vorherige Starkregen hatte offenbar dazu geführt, dass Öl auf diese Weise in den Fluss gelangte. Bei der Quelle der Verunreinigung könne es sich eventuell um eine „sehr alte Altlast“ auf dem Gelände der ehemaligen Ruhrchemie in Holten handeln. Doch bewiesen sei das noch nicht, betonte Dr. Lindic in der Ausschusssitzung am 6. September 2023. Ein Gutachten werde dazu erstellt.

Ergebnisse des Gutachtens werden mit Spannung erwartet

Das Ergebnis dieses Gutachtens soll frühestens in den ersten Monaten 2024 vorliegen. Die Experten setzen darauf, dann beweiskräftig sagen zu können, woher das Öl im Juni 2023 gekommen ist und auf welchem genauen Weg es in die Emscher gelangt ist. Erst dann könne man verantworten, den nächsten Bauabschnitt zur Umgestaltung des Holtener Bruchs zu beginnen, unterstreicht Ilias Abawi. Denn: Dieses Areal liegt direkt gegenüber des Chemiewerks. Der nächste Bauabschnitt beinhaltet die Beseitigung des bisherigen linksseitigen Emscherdamms entlang des Holtener Bruchs. Der neue, viel weiter außen liegende Damm ist ja bereits erstellt. So erhält die Emscher in diesem Abschnitt eine riesige Überschwemmungsfläche, die für das gesamte Fluss-System von großer Bedeutung ist, um künftige Hochwasserwellen abzufangen.

Holtener Bruch kann bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser auffangen

Die Dimensionen des Projektes lassen staunen: Im Falle von Starkregen und Hochwasser sollen im Holtener Bruch ab Mitte des Jahrzehnts Wassermengen bis zu rund 1,6 Millionen Kubikmeter aufgefangen werden – das entspricht dem Inhalt von knapp zehn Millionen Badewannen. Zugleich wird die renaturierte Emscher am Rande des Holtener Bruchs kurvenreich gestaltet. Es entsteht eine einzigartige Auenlandschaft, die vielen Vogelarten beste Lebensbedingungen bietet.