Oberhausen. 1.1.2022 - ein Datum für die Geschichtsbücher. Die Emscher ist endlich abwasserfrei! Drei Jahrzehnte hat dieser milliardenteure Umbau gedauert.
Die Silvesternacht hat in diesem Jahr Oberhausener Stadtgeschichte geschrieben, auch wenn dieses Ereignis im wahrsten Sinn des Wortes an der Stadt vorbeigeflossen ist: „Nach knapp 30 Jahren des Umbaus ist die Emscher komplett abwasserfrei!“, meldet die Emschergenossenschaft.
Immer wieder war im Vorfeld auf dieses bedeutsame Datum des 1. Januar 2022 hingewiesen worden, zuletzt im August bei der großen Einweihung des Pumpwerks Oberhausen an der Kurfürstenstraße, also sogar der damalige NRW-Ministerpräsident und seinerzeitige Kanzlerkandidat, Armin Laschet (CDU), in Biefang vorbeischaute, um mit einem fotogenen Dreh an einem großen Stellrad den Pumpwerkbetrieb zu starten.
Drei Pumpwerke in der Region
Bis zum letzten Tag des Jahres 2021 hat die Emschergenossenschaft nach eigenen Angaben die letzten Nebenläufe in der Region an den unterirdischen Abwasserkanal Emscher (AKE) angeschlossen. Der AKE verläuft von Ost nach West über die Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop bis zum Pumpwerk Oberhausen und von dort aus zum Klärwerk Emschermündung an der Grenze von Dinslaken und Oberhausen.
Ab sofort fließe kein Tropfen klärpflichtiges Abwasser mehr in die Emscher – zum ersten Mal seit rund 170 Jahren sei der Fluss wieder sauber, formuliert die Emschergenossenschaft und zitiert ihren Vorstandschef, Professor Uli Paetzel: „Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, kennt die Emscher nur als Abwasser führendes, schmutziges Gewässer. Sie hat uns in dieser Form ein Leben lang begleitet, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter.“ Dass die Zeiten des stark riechenden Flusses nun endgültig Vergangenheit seien, bedeute „einen riesigen Schritt“ in die Zukunft der Region.
Holtener Bruch als große Auenlandschaft
Im Holtener Bruch zwischen Oberhausen-Biefang und Holten gehen unterdessen die Begleitmaßnahmen zur Emscher-Renaturierung in diesem Frühjahr weiter: Eine Million Kubikmeter Erde werden insgesamt ausgehoben, um das Holtener Bruch neu zu gestalten. In Hochwasser-Situationen lassen sich hier künftig bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser temporär zurückhalten – die Auenlandschaft dient also als naturnah gestaltetes Hochwasser-Reservoir.
Der Emscherdeich ist zu diesem Zweck neu verlegt worden; in seinem Inneren verläuft das letzte Teilstück des Abwasserkanals Emscher zwischen Pumpwerk Oberhausen und Kläranlage Emschermündung – und auf dem Deich können künftig Spaziergänger und Radfahrer den Blick auf das Holtener Bruch genießen.