Oberhausen. Den Anfang an der Mülheimer Straße macht am 16. Dezember die altgediente Krautrock-Institution „Birth Control“. Junge Bands folgen im neuen Jahr.
Vorfreude ist durchaus angebracht bei Musikbegeisterten: Nach beinahe vier Jahren kehren die „Tresohr Sessions“ in die gleichnamigen Studios an der Mülheimer Straße 24 zurück. Und was wäre passender für die Rückkehr legendärer Abende als eine Musiklegende?
Bis zum vorerst letzten Livemitschnitt im Februar 2020 hatten sich die intimen Sessions für ein genießerisches Publikum zu einem nicht mehr ganz so geheimen Tipp entwickelt. Denn die außergewöhnliche Atmosphäre, die sich während der Aufnahme-Sessions zwischen Publikum und Künstlern entwickelte, sprach sich als Alleinstellungsmerkmal schnell herum. Wie für das Gros der Kulturangebote bedeutete Corona das jähe Aus der Reihe.
Vor einem Neustart wollten Marcus Kötter und Carsten Wrede als Studio-Inhaber sicher sein, dass die Sessions nicht zum gesundheitlichen Risiko werden. „Es fühlt sich jetzt einfach wieder richtig an, Menschen in die Tresohr Studios einzuladen, um einen Abend lang gemeinsam zu feiern“, erklärt Carsten Wrede. „Man darf nicht vergessen, dass wir hier keine klassische Event-Location sind, sondern ein Tonstudio.“ Die Kontakte zu nationalen und internationalen Künstlern haben die Studio-Cracks weiter gepflegt, um zum geeigneten Zeitpunkt live starten zu können.
Tresohr Session wird zum Vinyl-Album für den Record Store Day
Und dieser Zeitpunkt klingt glöckchenhell zur erwartungsvollen Adventszeit – obwohl es am Samstag, 16. Dezember, bestimmt nicht besinnlich wird. Denn dann geben sich die Progressive-Krautrocker von Birth Control die Ehre und spielen neben ihrem runderneuerten Genre-Hit „Gamma Ray“ auch aktuelle Songs. In weit über 50 Band-Jahren spielt das Quintett, das sich erst kürzlich bei „Gitarrissimo“ im Gdanska am Altmarkt feiern ließ, nun zum ersten Mal.
Mittlerweile 21 Alben sind Beweis für ein außergewöhnliches Gesamtwerk, in das sich Nummer 22 bald einfügen wird: Das bei der Oberhausener Session eingespielte Album wird im ersten Schritt ausschließlich als Vinyl-Langspielplatte zum „Record Store Day“ am 20. April 2024 veröffentlicht. Später soll das Live-Album auch digital und als CD erhältlich sein.
Im neuen Jahr 2024 starten die Tresohr Session dann mit jungen Bands durch. So benötigt am Freitag, 12. Januar, das Duo „False Lefty“ nicht mehr als drei Trommeln und drei Saiten für seinen energetischen Post-Punk/Indie-Sound. Richtig gelesen: Tom, der Gitarrist der beiden Newcomer, bespannt sein Instrument mit nur drei Saiten. Und Schlagzeugerin Veva spielt stehend und ebenso minimalistisch auf drei Trommeln. Programmatisch strebt „False Lefty“ nicht nach Perfektionismus und befreit sich von Überflüssigem Veva und Tom zeigen, dass es nicht viel braucht, um gute Musik zu machen: eine Vision, zwei Menschen, drei Saiten und drei Trommeln.
Schwarmkompositionen: Songs entstehen live vor Publikum
„The Sessions Collective“, die am Sonntag, 28. Januar, in den Tresohr Studios aufspielen, starteten als neue Underground-Konzertreihe, in der es anfangs schon aus Prinzip keinen einzigen komponierten Song gab. Die gemeinsame Musik erst vor Zuhörerinnen und Zuhörern entstehen zu lassen, war der treibende Gedanke des Kollektivs um Bassist Marius Goldhammer und Schlagzeuger Hendrik Lensing, die spontan Jazz-, Hip-Hop- oder Indie-Elemente improvisierten.
Umtriebig, treibend, schnell und verrückt, aber auch melodiös und erhebend wollen sie genau das liefern, was bei allzu eingefahrener Routine manchmal fehlt. „The Sessions Collective“ komplettieren Keyboarder Felix Waltz, Trompeter Christian Kappe und Sänger Marvin Becker, die sich perfekt mit ins Spiel bringen. Das Destillat aus diesen Schwarmkompositionen hat nun auch Songformate – oder, wie die Musiker meinen: „kollektive Kreativtrips zum Mitnehmen“.
Karten kosten jeweils 25 Euro, erhältlich online unter tresohr-sessions.de. Dort können sich Interessierte auch für den Newsletter anmelden. Dessen Abonnenten erfahren immer zuerst von kommenden Sessions und haben somit einen Vorsprung beim Ticketkauf.