Oberhausen. Das „Tobias Held IndieJazz-Project“ begeistert live im Tonstudio. Die starke Performance wurde fürs Debüt-Album auf „Pottpeople“ mitgeschnitten.
Normalerweise hält Tobias Held solche Pop-Größen wie Max Mutzke rhythmisch in der Spur und auf Trab. Eigene künstlerische Ambitionen dagegen verfolgt er seit einigen Jahren mit seinem „IndieJazz-Project“, das nun bei den famosen „Tresohr Sessions“ in ebenjenen Studios an der Mülheimer Straße von Carsten Wrede und Marcus Kötter zu erleben war. Natürlich nicht allein zur Bespaßung ihrer Zuhörer, sondern um endlich das erste Album live und in Farbe einzuspielen.
Jazz ist, wenn ein Saxophon spielt
Auf das darf man sich jetzt schon freuen. Denn was der agile Trommler, der mit dem Gitarristen Arne Vogeler und Oliver Karstens am knackigen Bass die Indie-Parts lieferte, unter Nutzung diverser Samples druckvoll darbot, war von erfrischend quirliger Originalität. Inspiriert von Soundtracks solcher Serien wie „A-Team“ oder „Magnum“, denen die Jazz-Fraktion mit Charlotte Ortmann und Konstantin Herleinsberger gewitzt die Flötentöne beibrachte. Und dies in spektakulär präzisen Unisoni von hypnotischer Intensität zu den treibenden Beats von Tobias Held.
Der Drummer fuhr in der brodelnden Chose auch schon mal hintergründige Sänger oder Keyboard-Flächen aus der Konserve auf, die den erfreulich unplakativen 80er-Jahre-Retro-Charme seiner kompakt gebauten Tracks hübsch ergänzten. Weil natürlich auch hier galt: Jazz ist, wenn ein Saxophon spielt, griff Konstantin Herleinsberger regelmäßig zum Tenorsax, um Charlotte Ortmanns schnörkellos-flirrende Querflöte sonor zu kontrastieren. Und kassierte dafür, ebenso wie sein Bandleader für ein opulent ausgespieltes Drum-Solo, rauschenden Applaus der ansonsten gebannt lauschenden Studio-Gäste.
A-Team, bitte kommen!
Die bekamen einen Song der Indie-Jazzer sogar gleich zweimal zu hören. Denn nach einem begleitenden Video-Dreh rief Carsten Wrede plötzlich leicht hektisch: „Wir haben kein Signal!“ Also: A-Team, bitte kommen! Es hatte den Stecker eines Mikrofons unglücklich erwischt – live ist live. Weil die fünf Musiker nun mal erfahrende Profis sind, geriet der zweite Durchgang glatt noch einen Tacken besser.
Fortan groovte man völlig entspannt durchs Repertoire, glänzte mit feinen Melodien über knackig akzentuierten Beats, ließ die Kanne röhren, die Gitarre sägen und die Flöte jubilieren. Fasziniertes Fazit nach einer starken Performance: eine überzeugende Crossover-Synthese aus Indie-Rock mit jazzigem Dekor, die dieses „IndieJazz-Project“ durchaus Dancefloor-tauglich mit Charme und Anmut servierte.