Oberhausen. Bundesweit melden 35 Krankenhäuser Insolvenz an. Doch Helios steckt unbeeindruckt Millionen in seine Oberhausener Klinik. Das steckt dahinter.

  • Bundesweit gingen 2023 bis heute schon 35 Krankenhäuser in die Pleite.
  • Der Bundesgesundheitsminister plant Reformen – und ist in der Kritik. Die NRW-Krankenhausgesellschaft (KGNW) ermittelte: In NRW würden danach von 358 Krankenhausstandorten nur 83 bleiben.
  • Helios investiert davon unbeeindruckt Millionen in seinen Standort in Oberhausen. Das steckt dahinter.

Das Defizit aller Krankenhäuser in Deutschland nähert sich nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft der Zehn-Milliarden-Euro-Schwelle. Nie war die standortnahe Gesundheitsversorgung so gefährdet wie heute. Extrem gestiegene Unterhaltungskosten treiben immer mehr Häuser in die Pleite. Auch die Gewerkschaft Verdi warnt: Allein in NRW meldeten in diesem Jahr acht Krankenhäuser Insolvenz an. Doch die Bundesregierung lehnt einen Inflationsausgleich ab. Während die Branche ächzt, feiert Helios in Oberhausen das Richtfest seines 20-Millionen-Euro-Neubauprojektes – südlich der Oberhausener Innenstadt.

Die Fassade des Erweiterungsbaus hinter der traditionsreichen Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen in Styrum ist noch grau, auch die Gerüste stehen noch. Sand knirscht unter den Schuhsohlen. Die Stimmung unter den Gästen ist gut. Mit Blick auf die Krankenhausbedarfsplanung des Bundes, mit der die Zahl der Kliniken reduziert werden soll, kann sich Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Wir reden zurzeit leider nur wenig über Neubauten, sondern eher über Rückbauten.“ Umso mehr freue ihn dieses klare Bekenntnis von Krankenhausbetreiber Helios zu seinem Standort in Oberhausen. Zuletzt habe doch gerade die Corona-Pandemie einmal mehr gezeigt: „Wir benötigen diese medizinischen Kapazitäten vor Ort.“

Zu Beginn des Richtfestes wurde ein Zeitraffer-Film gezeigt, der die Fortschritte des Erweiterungsneubaus der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen festhält.
Zu Beginn des Richtfestes wurde ein Zeitraffer-Film gezeigt, der die Fortschritte des Erweiterungsneubaus der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen festhält. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Bis zur Bundesregierung in Berlin scheint diese Erkenntnis aber nicht durchgedrungen zu sein. Würden die im Auftrag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von der Regierungskommission vorgeschlagenen Pläne für eine grundlegende Krankenhausreform tatsächlich umgesetzt, wäre der Aufschrei vermutlich auch in unserer Stadt groß. Denn eine Analyse der NRW-Krankenhausgesellschaft (KGNW) ermittelte: In NRW würden von 358 Krankenhausstandorten nur 83 bleiben.

Doch auch die für die Instandhaltung der Krankenhäuser zuständigen Bundesländer haben vieles versäumt. So hält die Deutsche Krankenhausgesellschaft auch fest: „Allein in den letzten zehn Jahren ist ein Finanzierungsdefizit bei Investitionen von über 30 Milliarden Euro entstanden.“ Nach langjähriger Gesetzeslage sind die Länder für die Klinikbauten und -ausstattungen zuständig.

Die Zeit drängt: Immer mehr Krankenhäuser gehen Pleite

Helios-Geschäftsführer Jörg Reschke weiß, dass die Zeit drängt: „Bundesweit sind allein in diesem Jahr schon wieder 35 Krankenhäuser pleite gegangen.“ Doch warum baut Helios dann ausgerechnet in Oberhausen neu? „Weil wir es können und weil wir von diesem Standort überzeugt sind, der seit 2009 auf einen kontinuierlichen Ausbau seiner medizinischen Kompetenzen setzt.“ Tatsächlich finanziert Helios die gesamten Bauarbeiten komplett aus Eigenmitteln. Fakt bleibt aber auch: Noch kostet der Standort Oberhausen den privaten Gesundheitsdienstleister mehr, als er einbringt. Bezuschusst wird das engagierte Projekt entsprechend aus den anderen Häusern des Helios-Konzerns, zu dem in Deutschland unter anderem 86 Kliniken gehören.

Auf einer 4650 Quadratmeter großen Grundfläche ragen an der Josefstraße 3 jetzt also drei Rohbau-Etagen in die Höhe. Im nächsten Bauabschnitt werden die Fenster eingesetzt, das Dach abgedichtet. Dann beginnt die Innengestaltung. Zusätzlich laufen Umbauten auf 1500 Quadratmetern Bestandsfläche.

Patientinnen und Patienten sollen sich nach der – für Anfang 2025 geplanten – Inbetriebnahme über 90 Betten in Ein- und Zweibettzimmern und damit über mehr Komfort und Service freuen. Dazu kommen zwei neue Operationssäle, die zu einem neuen, zentralen OP-Bereich nach höchstem medizinischen Standard führen. Außerdem geplant: neue Funktionsbereiche, Ambulanzen, ein neuer Magnetresonanztomograf (MRT).

Eine kleine Hürde müssen die Bauherren während des Richtfestes am Dienstag, 31. Oktober 2023, dann aber doch noch meistern: Nach dem letzten Satz des Richtspruches „Zerschellen soll dieses Glas in tausend Stück, so bringe es dem Bauwerk Glück“ bleibt das Glas trotz des schwungvollen Wurfes lieber ganz. Immerhin: Der zweite Anlauf gelingt und wird mit einem erleichterten „Oi!“ lautstark gefeiert.

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