Oberhausen. Man kann es nicht mehr hören: Jahr für Jahr klagen die Bauern über geringe Subventionen, über das Wetter, über Preise. Diesmal haben sie recht.

  • Mit dem Wetter sind Landwirte seit eh und je nicht zufrieden – egal, ob die Sonne scheint, ob es regnet, ob es kalt oder warm ist
  • Doch in diesem Jahr hat es die Bauern, auch für Laien mit Vorurteilen gut sichtbar, hart getroffen: Der wochenlange Regenguss im Sommer frustriert diejenigen, die die Grundlage für Brot ernten müssen
  • Zu schaffen macht den Bauern aber nicht nur das Wetter, sondern auch der Preisverfall für Weizen an den Lebensmittel-Börsen

Auch wenn die Sonne Oberhausen viele warme und heiße Sommertage beschert hat, haben Landwirte aus Oberhausen noch den wochenlangen Regen vor Augen. Die anhaltende Nässe hat ihnen nämlich kräftig die Getreideernte verdorben.

„Es war einfach nur erbärmlich“, sagt Andreas Klapheck. Seit dem Emscherumbau hat der 42-Jährige ohnehin schon eine Menge an Flächen verloren, vier Hektar sind ihm noch für den Anbau geblieben. In diesem Jahr fiel dann auch noch das Ergebnis deutlich schlechter aus als sonst. Durch den Starkregen, der immer wieder auf die Felder niederging, „begannen die Körner schon in den Ähren zu keimen“.

Nur noch ein Drittel des Weizens war nutzbar

Landwirt Andreas Klapheck: Das Getreideergebnis blieb hinter den Erwartungen zurück.
Landwirt Andreas Klapheck: Das Getreideergebnis blieb hinter den Erwartungen zurück. © Klapheck

Wenn es so weit kommt, dann lässt sich beispielsweise Weizen, wie er auf Klaphecks Feldern wächst, kaum noch weiter verwenden. Eigentlich ist er als Viehfutter vorgesehen. Doch nur ein Drittel der in anderen Jahren üblichen Menge kam in diesem Sommer noch zusammen. Zudem ließ auch die Qualität zu wünschen übrig, hebt der Landwirt hervor.

Er ist der einzig noch verbliebene Milchbauer in Oberhausen und hat derzeit 31 Kühe. Etwas besser fällt wohl das Ergebnis für Mais und Gras aus, das an Tiere verfüttert wird. Doch so ganz dürften die Resultate die Erwartungen auch nicht erfüllen.

Landwirt Hermann Hagedorn, der auf seinem Hof in Biefang auch Hühner hält, hat bei der Getreideernte mit starken Umsatzeinbußen zu kämpfen.
Landwirt Hermann Hagedorn, der auf seinem Hof in Biefang auch Hühner hält, hat bei der Getreideernte mit starken Umsatzeinbußen zu kämpfen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Ähnlich erging es Hermann Hagedorn. Die Wintergerste, die ihren Namen trägt, weil sie im Winter ausgesät wird, war noch in Ordnung, sagt der Landwirt. Das Getreide konnte er noch in den Trockenzeiten des Frühjahrs abernten. Ganz anders sollte es aber mit der Getreideart Triticale kommen, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, das er auf 25 Hektar anbaut. „In Summe hatten wir in Folge des Dauerregens 30 Prozent weniger als sonst“.

Die Umsatzverluste hat der Bauer aber nicht nur wegen der geringeren Mengen, sondern auch, weil die Preise nach unten gerauscht sind. Bekam er vor einem Jahr noch 35 Euro für einen Doppelzentner Weizen, sind es jetzt nur noch 20 Euro. „Und das bei auf breiter Front gestiegenen Kosten, insbesondere für Düngemittel“.

Die zurückgegangenen Marktpreise bei gleichzeitig wachsenden Ausgaben beklagt auch Landwirt Christoph Köster, der sich im Frühjahr zunächst noch optimistisch zeigte. Denn den Dinkel, den er anbaut, konnte er 49-Jährige noch trocken einfahren. „Das war vor dem großen Regen“. Als dann die Niederschläge nicht mehr aufhören wollten, schwand von Tag zu Tag die Hoffnung auf eine gute Ernte. Wie auch Andreas Klapheck kommt der Oberhausener zu dem Schluss: „Qualität und Mengen haben enorm gelitten.“ Das trifft sowohl auf den Roggen als auch den Raps zu, mit dem Köster rund 25 Hektar bewirtschaftet.

Landwirt Christoph Köster: Der Dauerregen hat dem Getreide stark zugesetzt.
Landwirt Christoph Köster: Der Dauerregen hat dem Getreide stark zugesetzt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Mähdrescher kamen nicht mehr auf das Feld

Der Regen hatte dem Roggen derart zugesetzt, dass „er nur noch für die Biogasanlage in Betracht kam“. Über eine Waren-Genossenschaft hat er die Überreste vermarktet.

Die ständige Feuchtigkeit hat beim Roggen die Körner in der Ähre und im Falle des Raps in der Schote keimen lassen. Der Keimling wiederum, erklärt Köster, nutzt die Energie des Korns, das Gewicht und Inhaltsstoffen verliert. Durch die stark verspätete Ernte sind auch etwa 15 Prozent der Körner auf den Boden gefallen und konnten somit nicht geerntet werden.

Zudem, sagt Köster, habe er auch einen Teil der Felder, wenn auch einen kleinen, überhaupt nicht abernten können. Denn manche Böden waren mittlerweile nichts anderes mehr als Schlamm. Selbst ein Mähdrescher mit einem Raupenfahrwerk, das für spätere Einsätze im Jahr gedacht ist, habe man nicht mehr auf den Acker lassen können.

Mit ihren Verlusten stehen die Oberhausener Landwirte nicht allein. Bereits Mitte August hatte der Deutsche Bauernverband eine „unterdurchschnittliche Getreideernte“ vorausgesagt. Die Erträge werden deutlich unter denen des Vorjahres liegen, hieß es. Für den Verband zeigt der diesjährige Witterungsverlauf „aufs Neue die deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels.“

Mit Skepsis blickt Christoph Köster in diesen Tagen auch auf seine Kartoffelfelder. Denn die lange Trockenzeit im Frühjahr hat dazu geführt, dass die Knollenbildung erheblich geringer ausfiel als in anderen Jahren.