Oberhausen. Mehrere Hektar sind in den vergangenen Jahren auf privaten Ackerflächen in Oberhausen entstanden. Wie Blühstreifen beim Insektenschutz helfen.
Sie werten nicht nur das landschaftliche Bild auf, sondern tragen auch zum Erhalt der Insekten- und Artenvielfalt bei: Immer mehr Oberhausener Landwirte legen Blühstreifen oder ganze Blühfelder an. Mehrere Hektar voller Wildblumen und Futterpflanzen sind so in den vergangenen Jahren auf den Ackerflächen im Stadtnorden und -süden entstanden. Damit liegen die hiesigen Landwirte voll im Trend: Denn die Zahl der insektenfreundlichen Flächen nimmt in ganz NRW zu – auch weil es Förderung vom Staat gibt. Aber nicht alle nehmen diese in Anspruch.
„Wir wollen der Natur ein gutes Stück Lebensraum zurückgeben und nehmen die Diskussion um Biodiversität sehr ernst“, sagt Christoph Köster, Landwirt aus Königshardt und spricht damit für viele seiner Berufskollegen. Der Großteil der Bauern fühlt sich nämlich für den Artenschwund in Deutschland verantwortlich gemacht und öffentlich an den Pranger gestellt. Dabei setzten sie längst die ökologisch vorteilhaften Aussaaten ein.
Ökologisch wertvolle Aussaat
Bereits vor sechs Jahren hat Christoph Köster Blühstreifen angelegt. Mittlerweile sind zwei große Streifen auf einer Gesamtfläche von 10.000 Quadratmetern (1 Hektar) entstanden. Auch Herrmann Hagedorn, dessen Ackerflächen von Dinslaken nach Barmingholten reichen, hat Anfang April wieder mit der speziellen Aussaat begonnen. Auch er kommt auf etwa einen Hektar, setzt aber auch viele kleine Parzellen von etwa 1000 Quadratmetern kreuz und quer über Felder und Ackerland verteilt. Bei den Oberhausener Landwirten Klapheck, Von der Bey und Scheidt blüht es ebenfalls von Jahr zu Jahr neu – aber eben nicht immer sichtbar für die Allgemeinheit.
„Klar ist es für Radler und Spaziergänger schön anzusehen, wenn sich die Blütenpracht am Wegesrand zeigt, doch das ist nicht unbedingt vorteilhaft für Tiere und Insekten“, betont Hermann Hagedorn. „Hunde-Klos“ und abgepflückte Blumen wolle man vermeiden, ergänzt Christoph Köster.
Staat fördern Anlage von Blühstreifen
Die Landwirte verwenden unterschiedliche Saatmischungen, in denen Komponenten zum Einsatz kommen, die bis in den Herbst hinein Blüten für Nektar, Samen für Vögel und Raum für zahlreiche Insekten und Tiere bieten, die Schädlinge fressen. Vor allem Leguminosen, also jene Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchtler, zu denen aber auch kleeartige Futterpflanzen zählen, werden ausgesät – dazu gehören etwa Wicken, Lupine, Erbsen und Ackerbohnen, aber eben auch diverse Kleesorten und Luzerne. Bienen fliegen auf den Oberhausener Blühfeldern vor allem auf Phacelia und Sonnenblumen, wie bei Bauer Köster und Hagedorn. Auch der ein oder andere örtliche Imker profitiert davon.
Mit den Blühstreifen verzichten die Landwirte auf einen Teil ihrer Erntefläche. Die Landwirtschaftskammer NRW bietet hier allerdings finanzielle Förderung an. Bis zu 1200 Euro pro Hektar und Jahr – je nach Förderprogramm, Saatmischung und Dauer – bekommen Landwirte für die Anlage von Blüh- und Schonstreifen. Einige Bauern, so wie Christoph Köster, verzichten aber auf etwaige Zuschüsse, weil sich der bürokratische Aufwand dafür nicht rechnet.
Geld und Samen gegen das Insektensterben
Die Anlage von Blühstreifen gehört zu den sogenannten Agrarumweltmaßnahmen. NRW-weit erhielten dafür im vergangenen Jahr 10.944 bäuerliche Betriebe insgesamt 53 Millionen Euro Fördergeld.
Wer kein Landwirt ist und in Oberhausen zur Insektenvielfalt beitragen und eine blühende Wiese anlegen will, erhält Unterstützung vom Bündnis Biene & Co. Dort gibt es auch eine eigene Samenmischung. Weitere Infos: www.buendnis-biene.de
Die Oberhausener stehen nicht alleine da. Immer mehr Landwirte greifen mittlerweile zu dem insektenfreundlichen Saatgut. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW summierten sich die Blütenstreifen-Flächen im vergangenen Jahr auf 6200 Hektar im Land – 2019 waren es noch 530 Hektar. Aber auch Artenschutz-Aktionen von Agrarstiftungen wie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft finden immer mehr Zulauf bei den Bauern. Die Stiftungen stellen ihnen teilweise eigene Saatmischungen für die großflächige Aussaat zur Verfügung, damit noch mehr Blühstreifen entstehen.