Oberhausen. Am Montag beginnt in NRW wieder der Unterricht. An den Oberhausener Schulen hat sich in den Ferien einiges getan. Die Raumnot bleibt aber Thema.

Nur noch wenige Tage, dann geht die Schule wieder los. Zumindest für die Schülerinnen und Schüler. Für Lehrkräfte hat sie bereits begonnen. Sie treffen sich bei Konferenzen und bereiten sich auf den Schulalltag vor, der ab Montag wieder einsetzt. Die Herausforderungen sind indes alles andere als alltäglich: Aufgrund des Ansturms leiden die Oberhausener Schulen an Raumnot. Ein anderes Problem ärgert die Schulleiterinnen und Schulleiter seit längerem.

Schnelles Internet gibt es an den meisten Oberhausener Schulen nämlich noch immer nicht. „Wir warten darauf, dass die Technik vielleicht Ende des Jahres besser wird“, sagt André Remy, Leiter des Sophie-Scholl-Gymnasiums in Oberhausen-Sterkrade. Ein paar Straßen weiter am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ist Schulleiter Uwe Bleckmann noch etwas optimistischer, was die Technik angeht, und hofft in diesem Schuljahr auf „einen gewaltigen Schritt nach vorne“. Immerhin: In einigen der befragten Schulen werden bereits die Leitungen für das High-Speed-Netz verlegt.

Schulen in Oberhausen: Gesamtschule fehlen Lehrkräfte

Das ist jedoch nicht die einzige Baustelle. Wegen der rasant steigenden Schülerzahl wird der Raum knapp. In der Not begnügen sich manche Schulleitungen schon mit einem frisch gestrichenen Treppenhaus. Schulleiterin Sabine Meder von der Fasia-Jansen-Gesamtschule freut sich über die kleine Verbesserung in den Ferien: „Da es uns an großen Räumen mangelt, muss man manchmal auf die Flure ausweichen.“ Diese würden auch für Projekte und in den Pausen genutzt. Demnächst sollen auch neue Möbel geliefert werden. „Toller wäre natürlich ein Anbau“, sagt Meder.

Sabine Meder, Leiterin der Oberhausener Fasia-Jansen-Gesamtschule.
Sabine Meder, Leiterin der Oberhausener Fasia-Jansen-Gesamtschule. © Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Am Heinrich-Heine-Gymnasium lernen Schülerinnen und Schüler demnächst in frisch renovierten naturwissenschaftlichen Räumen. „Ein gutes Zeichen“, findet Schulleiter Marcus Kortmann. Auch das Schwimmbad wurde saniert und renoviert, ist aber noch nicht ganz fertig. Am Sophie-Scholl-Gymnasium erstrahlen zwei Fachräume für Chemie und Physik bald in neuem Glanz.

Lieber als neue Räume würden die Schulleiter neue Lehrkräfte nehmen. „Den Gymnasien geht es noch vergleichsweise gut. Aber auch wir haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen“, sagt Uwe Bleckmann vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Auch die Fasia-Jansen-Gesamtschule ist alarmiert. „Wir sind nicht zu 100 Prozent besetzt“, sagt Sabine Meder von der Fasia-Jansen-Gesamtschule. Der Unterricht müsse aber „nur ganz wenig“ gekürzt werden. So würden zum Beispiel in der Oberstufe alle drei Naturwissenschaften angeboten, aber kein Informatikkurs oder Ähnliches.

Raumnot an Oberhausener Grundschulen: „Auf Kante genäht“

Auch die Oberhausener Grundschulen, die in diesem Jahr einen massiven Zulauf verzeichnet haben, müssen kreative Lösungen für die Raumnot finden. „Der Offene Ganztag treibt mich um“, sagt Lutz Kruska, Leiter der Hartmannschule in Sterkrade. Besonders beim Mittagessen sei der begrenzte Platz ein Problem: Die Kinder müssten grüppchenweise durchgeschleust werden. Wie auch beim Personal seien sie auch im neuen Schuljahr „an allen Ecken und Enden auf Kante genäht“, macht sich Kruska keine Illusionen. Mit kleineren Tischen versucht die Rolandschule in den Klassenräumen etwas mehr Luft zu schaffen. Jedoch sei man hier an große Klassenstärken gewöhnt, Schulleiter Marcel Weyer erklärt: „Als Innenstadt-Schule, wo viele Familien wohnen, haben wir durch die Bank weg immer zwischen 29 und 31 Kinder pro Klasse.“ Da passt es gut, dass eines der pädagogischen Grundkonzepte der Schule lautet: Freiarbeit darf überall erledigt werden. Auf dem Teppich, unter der Tafel und auch auf dem Flur.

Lese-Erlass des Ministeriums: Wie Oberhausener Grundschulen damit umgehen

In den Grundschulen ist man besonders auf den Deutschunterricht fokussiert in diesen Tagen. Eine neue Vorgabe des NRW-Schulministeriums lautet: 60 Minuten Lesezeit pro Woche sind ab sofort verbindlich. „Das finden wir richtig“, meint Lutz Kruska. Ohnehin bestehe an der Hartmannschule der Deutschunterricht zu einem Drittel aus Leseaufgaben. Dennoch sei es gut, dass Lehrerinnen und Lehrer daran erinnert würden, dies auch tatsächlich in die Tat umzusetzen: „Manchmal geht das unter.“ In der Rolandschule haben sich Projekte wie das Lesen im Tandem – der stärkere Leser ist der Trainer, der schwächere der Sportler – und das Vorlesen von älteren für jüngere Kinder bewährt. „Nach sechs Wochen im Lese-Tandem ist die Leseleistung bei allen Schülern krass verändert“, bestätigt Schulleiter Marcel Weyer.

Schulleiter Marcus Kortmann vom Oberhausener Heinrich-Heine-Gymnasium.
Schulleiter Marcus Kortmann vom Oberhausener Heinrich-Heine-Gymnasium. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Marcus Kortmann vom Heinrich-Heine-Gymnasium blickt voller Optimismus auf das kommende Schuljahr. Im Sommer 2022 trugen er, sein Kollegium, Schülerinnen und Schüler zu Unterrichtsbeginn teils noch Masken. Jetzt gibt es wieder „ein bisschen Normalität“, freut sich der Schulleiter. „Das erste Mal starten wir wieder relativ normal.“ Und das in einem ganz besonderen Jahr. Das Heine wird 150 Jahre alt (auch wenn es nicht die ganze Zeit diesen Namen hatte). Im September soll das Jubiläum gefeiert werden: „Das ist das Wichtigste und Aufregendste, das ansteht.“

>>> Neu im Schuljahr 2023/24: Erstmals gibt es wieder eine zehnte Klasse

Ab dem nächsten Schuljahr gibt es an den Oberhausener Gymnasien das erste Mal wieder eine zehnte Klasse. Einige Schülerinnen und Schüler des letzten G8-Jahrgangs, die bereits in der Oberstufe waren und nun die sogenannte Einführungsphase (EPH) wiederholen müssen, stehen vor einem Problem. Denn im kommenden Schuljahr gibt es diese EPH nicht mehr. Der nächstjüngere Jahrgang besucht dann die neue zehnte Klasse mit eigenem Lehrplan.

Diese Schülerinnen und Schüler werden in Oberhausen am Elsa-Brändström-Gymnasium gebündelt, erklärt Uwe Bleckmann. An den anderen Gymnasien in der Stadt können sie also nicht aufgenommen werden. „Zu Anfang wird es sicher noch Anfragen geben“, glaubt aber der Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Auch für Marcus Kortmann vom Heinrich-Heine-Gymnasium ist die Umstellung von G8 auf G9 nichts Besonderes, sondern weckt vielmehr „Erinnerungen an alte Zeiten“.