Oberhausen. Ein Oberhausener strebt nach einem Spitzenamt der NRW-SPD: Frederick Cordes soll im August der neue NRW-Generalsekretär werden. Das hat er vor.

Nach gut einem Jahr der Regierungsarbeit von Schwarz-Grün im Land NRW unter Führung von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) liegt die NRW-CDU in Umfragen mit 32 Prozent deutlich vor der größten Opposition, der NRW-SPD, mit 22 Prozent (Infratest dimap). Dennoch sieht der designierte NRW-SPD-Generalsekretär Frederick Cordes aus Oberhausen gute Chancen für die NRW-SPD, die nächste Landtagswahl im Jahre 2027 zu gewinnen und die Regierungsverantwortung zu übernehmen.

Voraussetzung dafür ist nach Auffassung des SPD-Landtagsabgeordneten, dass seine Partei die Lehren aus der Fehleranalyse zur verlorenen Landtagswahl im vorigen Jahr zieht, hart an sich arbeitet und den Bürgern zugkräftige und praktikable Lösungen für die Probleme im Land bietet. „Wir haben bereits viele gute Vorschläge, wie wir das Land voranbringen wollen. Aber statt in Details hängenzubleiben, brauchen wir eine große politische Erzählung, die von den Menschen nachvollzogen werden kann, mit der wir sie von der SPD überzeugen können“, sagte der 37-Jährige im Interview mit der Redaktion. >>> Zum Interview: Künftiger NRW-SPD-General: Wir müssen raus zu den Problemen

SPD verlor Landtagswahl 2022 mit historisch schlechtestem Ergebnis

Die SPD hatte die NRW-Landtagswahl im Mai 2022 mit ihrem Spitzenkandidaten Thomas Kutschaty haushoch gegen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) verloren – und mit 26,7 Prozent das historisch schlechteste Landtagswahlergebnis in NRW erzielt. Kutschaty war auch deshalb ein Jahr später als NRW-SPD-Chef zurückgetreten.

Cordes sieht seine SPD als „linke Volkspartei“ in einer Schlüsselrolle, die zunehmend polarisierte und auseinanderdriftende Gesellschaft zusammenzubringen. „Solche prägnanten Botschaften brauchen wir, wenn wir Brücken bauen wollen zwischen dem Hafer-Cappuccino-Trinker in Essen-Rüttenscheid und dem Pils-Trinker in der Kneipe Alter Hut.“ Nur so könne man verhindern, dass die Gesellschaft weiter in einzelne Blasen zerfalle und auseinanderbreche. Die SPD müsse raus zu den Menschen, in die Stadtteile und in die Betriebe, und zeigen, dass sie deren Alltagssorgen ernst nehme. Dafür will sich der Oberhausener als künftiger NRW-Generalsekretär einsetzen.

Auf einem Landesparteitag am 26. August in Münster soll der Oberhausener in das einflussreiche Partei-Spitzenamt gewählt werden. Die Duisburger Landtagsabgeordnete Sarah Philipp und der Vorsitzende der NRW-Landesgruppe im Bundestag, Achim Post aus Ostwestfalen, sollen dann als Vorsitzende gewählt werden. Diese Doppel-Spitze soll zusammen mit Frederick Cordes den größten Landesverband der SPD zum Erfolg führen.

Seit Jugendtagen in der Politik engagiert

Frederick Cordes kommt aus Sterkrade und ist Sohn des bekannten Sterkrader Sozialdemokraten Hubert Cordes. Seit Jugendtagen macht er Politik, engagierte sich bereits als Schüler auf der Heinrich-Böll-Gesamtschule als Klassen- und Stufensprecher, wurde 2002 Mitglied der SPD und stieg direkt in die Arbeit der Oberhausener Jusos ein, deren Stadt- und Landesvorsitzender er wurde. Er ist über die NRW-Landesliste in den Landtag nachgerückt und nicht direkt gewählt.

In seinem Landtags-Internetauftritt zeigt sich Cordes als überzeugter Lokalpatriot und setzt auf eine Sprache, die auch junge Leute erreicht: „Du hast es vielleicht schon gemerkt: Oberhausen ist für mich viel mehr als der Ort, an dem ich meine Chucks morgens an- und abends ausziehe. Klar, Ruhrgebiet ist auch Zuhause – aber mehr Heimat als Oberhausen geht für mich eben nicht.“

In diesem Sommer ist der Oberhausener viel im Land NRW unterwegs, um sich den Sozialdemokraten in allen Landesteilen vorzustellen. „Beim Landesparteitag will ich ein möglichst gutes Wahlergebnis erzielen, um als NRW-Generalsekretär mit breiter Rückendeckung der Partei zu agieren“, sagte der 37-Jährige im Interview mit der Redaktion.

„Ich werde eher ein moderner Kampagnen-Leiter“

Cordes tritt in große Fußstapfen, denn mit Mike Groschek gab es von 2001 bis 2012 bereits schon einmal einen einflussreichen Generalsekretär aus Oberhausen, der dann später – in den Jahren 2017 und 2018 – übergangsweise den Landesvorsitz der Partei übernahm. Cordes grenzt sich vom früheren Hau-drauf-Stil Groscheks schon jetzt ab, da sich die Zeiten geändert hätten: „Ich werde eher ein moderner Kampagnen-Leiter sein als ein klassischer Generalsekretär alten Zuschnitts.“