Oberhausen. Das Bistum selbst spricht von „freiem Fall“. Scharenweise verlassen Katholiken ihre Kirche. Das gilt auch für Oberhausen. Die aktuellen Zahlen.

Die katholische Kirche in Oberhausen verliert immer mehr Mitglieder. Betrug die Zahl der Katholiken im Stadtgebiet im Jahr 2012 noch 83.538, waren es im Jahr 2022 nur noch 67.435. Insgesamt 16.103 Gläubige sind also aus den Karteien verschwunden, sind verstorben oder haben ihre Mitgliedschaft in der Kirche gekündigt – das ist ein Verlust von 20 Prozent der Kirchenmitglieder innerhalb von zehn Jahren. 2012 gab es nur 303 solcher Austritte; im Jahr 2022 haben 1485 Menschen aus Oberhausen erklärt, nicht mehr länger Katholikin oder Katholik sein zu wollen.

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Das zweite Leben der Kirchen

Das sind offizielle Zahlen des Bistums, das die Lage keineswegs beschönigt. Die magische Grenze von weniger als 700.000 Gläubigen wird jetzt im Ruhrbistum erstmals in seiner Geschichte unterschritten. Das Bistum berichtet: Exakt 679.495 katholische Gläubige hatten zum 31. Dezember 2022 ihren Hauptwohnsitz im Ruhrbistum, 23.667 weniger als ein Jahr zuvor.

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Neben demografischen Faktoren – mehr Beerdigungen von Kirchenmitgliedern als Taufen und ein Überhang an Fort- gegenüber Zuzügen – sei dieser deutliche Mitgliederschwund vor allem in der außergewöhnlich hohen Zahl an Kirchenaustritten begründet: Mit 14.093 Menschen haben im vergangenen Jahr so viele Mitglieder ihren Austritt aus der Kirche im Bistum Essen erklärt wie nie zuvor.

„Unbeholfen und viel zu zaghaft auf dem Weg der Aufklärung“

Angesichts dieser Zahlen „scheint sich die katholische Kirche in Deutschland weiterhin im freien Fall zu befinden“, kommentiert der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, die aktuelle Statistik. Der Generalvikar geht hart mit der Institution Kirche ins Gericht, obwohl er selbst dazu gehört. Der dramatische Schwund an Gläubigen überrasche ihn nicht „angesichts des zerrissenen Bildes, das unsere Kirche derzeit vermittelt“. Hinsichtlich des Skandals des sexuellen Missbrauchs habe die breite Öffentlichkeit den Eindruck, „dass wir widersprüchlich, unbeholfen und viel zu zaghaft den Weg der Aufklärung und Aufarbeitung gehen“.

Das Ruhrbistum setzt auf Erneuerung und unterstützt den bundesweiten Synodalen Weg, bei dem Geistliche und Laien eng zusammenarbeiten, um die katholische Kirche auf einen zeitgemäßen Pfad zu bringen. Der Synodale Weg findet auch in Oberhausen breite Unterstützung. In vielen Gemeinden gibt es weiterhin sehr engagierte Gläubige.