Oberhausen. Nein, alle Vögel sind noch nicht da. Aber ein Eisvogel-Paar schon. Die kleinen Fischjäger brüten bereits im Feuchtbiotop in Oberhausen-Alstaden.

Sie sind zurück: Das erste Eisvogel-Paar brütet wieder im Feuchtbiotop in Oberhausen-Alstaden. Doch nicht nur die kleinen Fischjäger scheinen sich über die von Anliegern zunächst heftig kritisierten Rodungsarbeiten in dem Landschaftsschutzgebiet am Ruhrdeich zu freuen. Etliche weitere Zaungäste sind ebenfalls schon gesichtet worden, freut sich Markus Werntgen-Orman (Bereichsleiter Umwelt) am 20. Juni 2023 bei der offiziellen Einweihung der Aussichtsplattform.

Die Luft ist drückend, doch zum Glück lässt das angekündigte Gewitter an diesem Dienstag Nachmittag auf sich warten. Markus Werntgen-Orman und seine Kollegin Beate Schmücker vom Fachbereich Ökologische Planung sind überzeugt: „Die Renaturierung des Biotops hat sich gelohnt.“

Auf 50.000 Quadratmetern hatten die Bagger Baum um Baum, Strauch um Strauch beseitigt – was bei Anwohnerinnen und Anwohnern zunächst auf Widerstand gestoßen war. Doch der Stadt gelang es, ihre Bürgerinnen und Bürger von dem Projekt zu überzeugen. Und so wurden die verbuschten Wasserflächen innerhalb weniger Monate freigelegt. Uferstauden und Röhrichtsäume gediehen prächtig und die Teiche, in denen sich nun wieder die Sonne spiegelt, lockten schon im Frühjahr die ersten seltenen Wasservögel an. Jetzt schlängeln sich miteinander verbundene Wasserflächen auf über 16.000 Quadratmetern. Gespeist von Regen und Grundwasser verändert sich das Bild fast monatlich.

Die Aussichtsplattform bietet den besten Überblick

Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, kann das ab sofort am besten von der soeben feierlich eingeweihten hölzernen Aussichtsebene (Am Ruhrufer 45). Das Eichenholzgeländer und der hölzerne Sichtschutz schmiegen sich nahtlos in die Landschaft. Eine große Libelle weist als Skulptur auf den künftigen Artenreichtum des Naturschutzgebietes hin. „Das ist ein richtiger Blickfang geworden“, meint Dominik Stenkamp, Bezirksbürgermeister von Alt-Oberhausen (CDU).

Informationstafeln rund um das Biotop klären schon heute über seine Bewohner auf. Die Vertreter der Stadt bedankten sich bei allen Akteuren, besonders aber bei den Schülerinnen und Schülern der Bismarckschule, die aktiv an der Gestaltung dieser Tafeln entlang der Wegstrecke rund um das Biotop mitgearbeitet hatten.

Die Beobachtungsplattform am Feuchtbiotop an der Halde der ehemaligen Zeche Alstaden wurde am Dienstag, 20.06.2023, in Oberhausen offiziell eröffnet.
Die Beobachtungsplattform am Feuchtbiotop an der Halde der ehemaligen Zeche Alstaden wurde am Dienstag, 20.06.2023, in Oberhausen offiziell eröffnet. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

„Im Frühjahr konnten etwa schon Krickenten und Reiherenten als Wintergäste sowie balzende Zwergtaucher beobachtet werden“, teilt Stadtsprecher Frank Helling auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Auch Waldohreule, Gelbspötter und Kleinspecht zeigen bereits Interesse an dem Gelände. „Besonders erfreulich ist darüber hinaus der Brutnachweis eines Eisvogelpärchens“, bestätigt der Stadtsprecher.

Im Sommer dürfen sich Spaziergänger und Wanderer nun auf Uferschwalben, die kleinen Azurjungfer-Libellen und den Kormoran freuen. „Wir bereiten gerade Amphibienreusen vor, um zu überprüfen, welche Arten sich in den Teichen bereits angesiedelt haben“, erläutert Stephan Müller von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, die die Entwicklung des Feuchtbiotops nun über Jahre begleiten wird.

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Bis auf die Errichtung von Nisthöhlen für Uferschwalben und Eisvögel sind damit alle Arbeiten abgeschlossen. „Um das derzeitige Brutverhalten nicht zu stören, sollen diese zusätzlichen Nistangebote in Absprache mit der Bezirksregierung Düsseldorf als Fördergeber aber erst nachträglich in der brutfreien Zeit im Herbst/Winter 2023 eingebaut werden“, führt Stadtsprecher Helling aus. Die landschaftspflegerischen Maßnahmen wurden über Finanzmittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert. Die Gesamtkosten für die Renaturierung inklusive der Errichtung der Aussichtsebene betragen rund 600.000 Euro. Eigenmittel musste die Stadt dafür keine aufbringen.