Oberhausen. Die Schausteller putzen letzte Scheiben. Die Fronleichnamskirmes steht in den Startlöchern. Große Vorfreude. Schlechte Kunde für Urquell-Fans.
Drei Jungs halten ihre Fahrräder an. „Sieht noch krasser aus als bei Instagram“, sagt einer. „Mach mal ein Foto“, erwidert ein anderer. Das Karussell „Escape“ lässt die Jugendlichen staunen. Kurz vor dem Start der Sterkrader Fronleichnamskirmes am Mittwoch (7. Juni, 15 Uhr) nehmen Fans die Großfahrgeschäfte, aus denen die Schüttel-Träume sind, genau unter die Lupe.
Das Karussell aus dem Schaustellerbetrieb Köhrmann aus Nienburg, gelegen zwischen Bremen und Hannover, steht auf dem Neumarkt und gehört wahrlich zu den großen Hinguckern. Dazu trägt ein riesiges Hintergrund-Gemälde einer Abenteuer-Kulisse bei, das an Indiana Jones erinnert.
Der Künstler werkelte am Flugkarussell ein halbes Jahr. Die 30 Einzelsitze an den 15 Gondeln sind montiert. Auffällig ist dabei, dass diese mit Schoßbügeln statt Schulterbügeln ausgestattet sind. Das Karussell dreht sich erst seit wenigen Monaten. Eine Fahrt kostet 5 Euro.
Kirmes Oberhausen: Passanten fragen seit Tagen nach Eis
Auch bei dem bekannten Schmalhaus-Eiswagen haben Kiebitze schon am Verdeck geklopft. „Seit Sonntag fragen Passanten, ob sie nicht schon ein Eis kaufen können“, sagt Betreiber Kristoffer Krenz. Aber keine Chance. Die Frischware kommt erst am Mittwoch an. Das Eis wird nach einem Geheimrezept vor Ort im Wagen hergestellt. Immerhin die Waffelhörnchen sind seit Dienstag eingelagert.
Die Wetter-Aussichten sagen Eis-Wetter für die Fronleichnamskirmes voraus. Aber: „Zu heiß darf es auch nicht werden. Dann bevorzugen die Besucher häufiger kalte Getränke statt Süßspeisen“, sagt Krenz. Auch die Eismaschinen müssen bei Hitze Schwerstarbeit leisten. Die Schmalhaus-Wagen stehen am Neumarkt und Technischen Rathaus. Die normalen Eistüten werden zwischen 2 und 5 Euro kosten.
Mit Zugluft kennt sich Schaustellerin Christina Schneider aus. Sie blickt am Arnold-Rademacher-Platz in erfrischende Höhe: Ihr „Hangover - The Tower“ gilt immerhin als höchster transportabler Gyro-Drop-Tower der Welt. 85 Meter ragt das Gerät für den freien Fall in den Himmel.
Interessant: Der Aufbau erfolgt nicht Stück um Stück von unten noch oben, der Turm wird nach einem patentierten Verfahren quasi wie eine Antenne ausgefahren. „Das spart Platz, weil teure Spezialkräne dafür nicht nötig sind.“
Kirmes Oberhausen: Hangover-Turm gewährt Methusalem-Rabatt
Auch sonst geizt der Turm nicht mit Spitzenwerten. Mit 90 Stundenkilometern rasen die 24 Sitzplätze nach unten. „Wir sind der einzige Free-Fall-Tower, der auf der Hälfte der Strecke stoppt und auch aus dieser Distanz nach unten fährt.“
Der Gigant kostete vor acht Jahren knapp drei Millionen Euro, stammt vom bekannten Hersteller Funtime aus Wien. Um zu testen, ob eine Person in die Sitzschalen mit den weiten Bügeln passt, gibt es am Eingang einen Testsitz, der grünes Licht gibt. Eine Fahrt kostet 7 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder. Christina Schneider: „Es gibt auch einen Methusalem-Rabatt. Personen ab 60 Jahren zahlen nur die Hälfte.“
Die Schausteller-Familie hatte aber auch großes Pech: Eigentlich wollten sie die nun auf der Autobahn abgebrannte Achterbahn „Heidi - The Coaster“ in Sterkrade betreiben. „Einer von acht Sattelschleppern ist abgebrannt. Aber es ist wie bei einem Puzzle, wichtige Bausteine fehlen.“ Die Familie ist derzeit in Frankreich und Ostdeutschland unterwegs, um Ersatzteile zu beschaffen. Denn: Ende Juli soll „Heidi“ beim Volksfest „Hamburger Dom“ schon wieder rollen.
Kirmes Oberhausen: Biergarten von Steinmeister größer als sonst
Für Freunde der Biergärten gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Fans von „Steinmeisters Bierpavillon“ können beruhigt sein, der Biergarten steht felsenfest am Eichelkampbunker. Die große Gummibärchen-Figur ist schon aufgepumpt. Und Betreiber Oskar Steinmeister berichtet von Neuigkeiten: „Der Biergarten wird größer als sonst.“
Das liegt daran, dass der Pizza-Imbiss gegenüber des Karussells „Break Dance“ einen anderen Standplatz erhalten hat. Steinmeister bebaut nun die komplette Ecke bis an die Wegkante.
Der junge Gastronom rüstet sich am Kirmesheiligabend für einen Großkampftag: „Wir haben 70 Mitarbeiter im Einsatz.“ Das 0,4-Liter-Glas Krombacher kostet 4,80 Euro. Der Gummibärchen-Schnaps 3 Euro. Auch hauseigene Weine soll es geben, da diese bei jüngeren Gästen immer beliebter werden.
Schlechte Nachricht gibt es dagegen für Liebhaber des kleinen „Pilsener Urquell“-Standes an der Ostrampe, Ecke Holtkampstraße. Der bekannte Ausschank mit dem im tschechischen Pilsen gebrauten Gerstensaft ist nach Jahrzehnten diesmal nicht dabei.
>>> After-Kirmes-Party: Disco-Express im Zentrum Altenberg
Die Fronleichnamskirmes öffnet am Kirmesheiligabend, also Mittwoch (7. Juni), zwischen 15 und 2 Uhr. Wer noch nicht genug hat, kann ab 23 Uhr das Zentrum Altenberg an der Hansastraße 20 ansteuern.
Dort steigt die Party „Disco-Express“, die sich als rasantes Begleitprogramm für Karussell-Liebhaber versteht. Der DJ legt Classics der 1990er sowie 2000er, House und R’n’B bis zu den aktuellen Charts auf. Eintrittspreis an der Abendkasse: 8 Euro.