Oberhausen. Anwohnende in der Nähe des Stahlwerksgeländes hatten sich über laute Motorräder beschwert. Jetzt gibt es Verbotsschilder. Doch der Lärm bleibt.

Der Brammenring auf dem Stahlwerksgelände in der Neuen Mitte, nicht weit entfernt vom Centro, ist für Motorräder seit Anfang März 2023 eigentlich strikt gesperrt. Das städtische Verbot bedauern die Oberhausener Fahrschulen, die auf der verkehrsarmen Straße in der Vergangenheit ihre Motorradfahrstunden abhielten. Für andere sollte das Verbotsschild hingegen eigentlich eine Freude sein: Anwohnerinnen und Anwohner der nahe gelegenen Straße Hausmannsfeld hatten sich lange Zeit über den Motorradlärm auf dem Brammenring beschwert.

Über viele Jahre hatten Oberhausener Fahrschulen mit ihren Motorradfahrschülerinnen und -schülern auf dem Brammenring geübt. Immer mal wieder waren Ordnungsamt und Polizei vor Ort und wiesen Fahrlehrkräfte darauf hin, dass sie ein Sondernutzungsrecht bräuchten. Vertreiben wolle man die Fahrschulen aber nicht, hieß es damals. Doch genau das passierte, als die Stadt im März 2023 ein Verbotsschild für Motorräder aufstellte – wegen Lärmbeschwerden der Nachbarinnen und Nachbarn. Doch kurioserweise ist der Motoren-Radau immer noch nicht verschwunden.

Motorradgruppen fahren Rennen und lassen die Motoren aufheulen – jeden Tag

Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Öffentlichkeit lesen will, bestätigt das. „Man hat keine ruhige Minute – das geht an die Psyche.“ Denn die Fahrschulen seien gar nicht das Problem gewesen, sondern Gruppen von Motorradfahrerinnen und -fahrern, die sich offenbar am Brammenring verabreden, um dort Rennen zu fahren und Kunststücke zu üben. Die aufheulenden Motoren hat die Anwohnerin in Videos festgehalten und immer wieder Stadt und Ordnungsamt informiert.

Vom Brammenring trennen die Anwohnenden nur die Bahnschienen. Der vordere Bereich ist nun für Motorräder gesperrt. Diese fahren seitdem immer noch in Sicht- und Hörweite im hinteren Bereich ihre Rennen.
Vom Brammenring trennen die Anwohnenden nur die Bahnschienen. Der vordere Bereich ist nun für Motorräder gesperrt. Diese fahren seitdem immer noch in Sicht- und Hörweite im hinteren Bereich ihre Rennen. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Und das zeigte nach Monaten schließlich Wirkung: Mit einem Verbotsschild sollte der Lärm endlich ein Ende haben. Hat er aber nicht. Denn das Verbot für Kradfahrer gilt nicht auf dem gesamten Brammenring, sondern grob gesagt lediglich im Bereich Topgolf. „Die Motorradfahrer sind schlau und stehen jetzt auf der anderen Seite“, berichtet die Anwohnerin. Ein Ortsbesuch zeigt: Sie halten sich teils auch gar nicht an das Verbot. Sie fahren über die gesperrte Straße zu dem Abschnitt, den sie nutzen dürfen. Im Kreisverkehr drehen sie minutenlang ihre Runden – in beide Richtungen. Doch wenn die Polizei kommt, verhalten sie sich regelkonform, berichten die Anwohnenden. Oder „sie hauen ab“.

Motorradlärm auf dem Brammenring

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    Durch das Schild habe sich die Situation also nicht verbessert. „Im Prinzip hat es uns gar nichts gebracht“, zieht die Oberhausenerin Bilanz. Und für die Fahrschulen hat sich die Lage sogar verschlechtert. Dabei sagt die Anwohnerin ganz deutlich: „Die Fahrschulen hört man gar nicht. Die sind die Letzten, die wir hier weghaben wollten.“ Sie würde sich wünschen, dass die Stadt auch die anderen Abschnitte des Brammenrings für Motorräder sperrt – mit dem Zusatz „Fahrschulen frei“.

    Stadt Oberhausen will kein Zusatzschild aufstellen

    Für die Stadt ist das allerdings keine Option. Durch die Ansiedlung von Topgolf habe der Verkehr auf dem Brammenring „erheblich zugenommen“, erklärt die Pressestelle. Ein Zusatzzeichen, wie es mal eines vor der Bebauung gegeben hatte, sei daher nicht mehr möglich. Außerdem sei eine Ausweitung des Fahrverbots für Motorräder auf den gesamten Brammenring rechtlich nicht umsetzbar. „Es handelt sich hier um öffentlichen Verkehrsraum, von dessen Nutzung eine gesamte Gruppe nicht ausgeschlossen werden kann“, lautet die Begründung der Stadt.

    Die Motorradfahrerinnen und -fahrer sind nun vor allem auf dem nicht gesperrten Bereich des Brammenrings unterwegs. Allerdings halten sie sich nicht immer an die Verkehrsregeln und fahren zum Beispiel minutenlang falsch herum im Kreisverkehr.
    Die Motorradfahrerinnen und -fahrer sind nun vor allem auf dem nicht gesperrten Bereich des Brammenrings unterwegs. Allerdings halten sie sich nicht immer an die Verkehrsregeln und fahren zum Beispiel minutenlang falsch herum im Kreisverkehr. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

    Die Mietparteien vom Hausmannsfeld geben sich damit nicht zufrieden. Ihre Idee: eine mobile Blitzanlage. Oder Bodenwellen, die die Raserinnen und Raser ausbremsen. Ob davon etwas umgesetzt wird, ist fraglich. Denn aus dem Rathaus heißt es: „Derzeit sind keine weiteren verkehrlichen Einschränkungen für die Motorradfahrer geplant.“

    Die Anwohnerinnen und Anwohner lässt die Aussicht, dass der Lärm ein ständiger Begleiter bleibt, verzweifeln. Seit August 2022 sei es besonders schlimm. „So schlimm, dass ich hier saß und geheult habe.“ Die Fenster nicht mehr zu öffnen oder einzelne Räume nicht mehr nutzen zu können, das könne doch nicht die Lösung sein, sagt die Oberhausenerin. „Wenn das bis zum nächsten Jahr nicht aufhört, müssen wir wegziehen.“

    >>>INFO:

    Die Nachbarinnen und Nachbarn befürchten, dass es durch die Motorradrennen zu Unfällen kommen könnte. Am Brammenring seien Familien mit Kindern und Menschen mit Hunden unterwegs.

    Laut Polizei gab es im aktuellen Jahr 2023 bis April bereits einen Unfall eines Kradfahrers mit Sachschaden. 2022 verzeichnete die Behörde zwei Verkehrsunfälle mit Personenschäden (zweimal Alleinunfall mit Krad) sowie zwei Verkehrsunfälle mit Sachschaden. Im Jahr 2021 kam es zu einem Verkehrsunfall mit einem verletzten Kradfahrer und zwei Verkehrsunfällen mit Sachschaden. 2020 ereigneten sich zwei Verkehrsunfälle mit Personenschäden (zwei verletzte Kradfahrer).