Oberhausen. Jahrelang haben die Oberhausener Fahrschulen ihre Motorrad-Schüler auf dem Brammenring üben lassen. Doch die Möglichkeit besteht nun nicht mehr.
Wer schon einmal über den Oberhausener Brammenring gefahren ist, zu der Freizeitanlage Topgolf etwa oder zu dem Pflanzengroßhandel Landgard, dem sind vielleicht Motorradfahrerinnen und -fahrer mit gelben Westen aufgefallen. Seit etwa sieben Jahren haben die Fahrschulen in Oberhausen die Strecke genutzt, um zum Beispiel Slalomfahren zu trainieren. Doch Anfang März 2023 hat die Stadt plötzlich ein Schild aufgestellt: Verbot für Motorräder. Die Fahrschulen stellte das vor ein großes Problem. Denn sie hatten keine wirkliche Alternative. Einen offiziellen Übungsplatz gibt es in Oberhausen nicht.
Jahrelang hatten die Fahrschulen auf dem Brammenring das Motorradfahren geübt. Die Vorteile: Es herrscht dort wenig Verkehr, der Boden ist ebenmäßig, die Fahrbahn lang – und breit genug, um andere nicht zu gefährden, erklärt Michael Mayer, Obmann des Fahrlehrerverbands in Oberhausen. Anfangs habe es auch keine Probleme gegeben. Bis die Stadt die Straße für alle Kraftfahrzeuge sperrte, erinnert sich der 57-Jährige. „Wir haben damals mit dem TÜV interveniert.“ Mit dem Ergebnis, dass die Stadt Oberhausen ein zusätzliches Schild aufhängte: „Fahrschulen frei“ stand darauf. „Wir waren also nicht nur geduldet, sondern hatten die Erlaubnis, dort zu üben.“
Ordnungsamt erklärte den Fahrschulen, sie bräuchten ein Sondernutzungsrecht
Als dann Anfang 2022 Topgolf eröffnete, wurden die Schilder wieder abgenommen, damit die Freizeitanlage für die Gäste auch mit dem Auto erreichbar ist. Und die Probleme begannen. Immer wieder sei das Ordnungsamt aufgetaucht und habe den Fahrlehrerinnen und -lehrern erklärt, sie bräuchten nun ein Sondernutzungsrecht für den Brammenring. „Wegen übermäßiger Straßenbenutzung“, sagt Mayer ungläubig. „Wenn Straßen nicht zum Befahren da sind, dann weiß ich es auch nicht.“ Außerdem würden auf der Strecke in Oberhausens Neuer Mitte im reinen Gewerbegebiet weder Nachbarn noch der Verkehr beeinträchtigt.
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Das sieht die Stadt Oberhausen offenbar anders. Auf Nachfrage heißt es, Anwohnerinnen und Anwohner aus dem Bereich der Straße Hausmannsfeld hätten sich beim Ordnungsamt und der Polizei über die Motorräder beschwert. Und das Rathaus hat noch ein weiteres Argument für das Verbotsschild: das Einbringen von gefährlichen Gegenständen in den Straßenverkehr. Gemeint sind die kleinen farbigen Hütchen, um die herum die Führerscheinanwärterinnen und -anwärter das Fahren üben. Diese dürfen laut Straßenverkehrsordnung tatsächlich nicht für Übungszwecke in den Verkehr eingebracht werden. Für die Fahrprüfung selbst allerdings schon, erklärt Fahrlehrer Michael Mayer das Dilemma.
Fahrlehrer sind von dem Verbotsschild überrascht – und entsetzt
Der Inhaber der Oberhausener Fahrschule „Fahrwerk“, seine Kolleginnen und Kollegen suchten immer wieder den Kontakt zum Ordnungsamt. Dieses habe sie beruhigt, schildert Mayer: Es gebe am Brammenring genug Platz und niemand wolle die Fahrschulen dort vertreiben. Doch genau das ist nun geschehen. Mayer konnte es nicht glauben, als er von dem Verbotsschild erfuhr. „Ich war entsetzt. Das nimmt den Fahrschulen die Möglichkeit, ihrem Ausbildungsauftrag nachzukommen.“
Die Stadt hatte übrigens keine Fahrschule über die Sperrung informiert. „Mit den Schulen wurde kein Kontakt aufgenommen, weil dieser Personenkreis nicht namentlich bekannt ist“, teilt die Stadt auf Nachfrage mit – zur Überraschung von Michael Mayer. Schließlich waren die Fahrschulen mit der Stadt stetig in Kontakt.
Centro Oberhausen will die Fahrschulen unterstützen
Bedarf besteht weiterhin
Dank der neuen Übungsfläche am Oberhausener Centro haben die Fahrschulen für die Motorradausbildung nun eine Ausweichmöglichkeit. Alle Fahrschulen können dort aber nicht üben, sodass weiterhin Bedarf an geeigneten Flächen besteht.
Wer Infos zu freien Flächen hat oder selbst eine anbieten möchte, kann sich bei Michael Mayer von der Fahrschule „Fahrwerk“ melden: 0163 2593087.
Nun stand für Mayer als Obmann des Fahrlehrerverbands in Oberhausen plötzlich die Suche nach einer alternativen Übungsfläche an. Dabei stieß er auf Parkplätze am Oberhausener Westfield Centro. „Ich habe eine Mail an das Management geschrieben und das hat uns Unterstützung signalisiert.“ Das Centro stellt ihnen vorübergehend ein eingezäuntes Grundstück zwischen der Centroallee und der Essener Straße zur Verfügung. „Die Fläche wird von uns vorwiegend zur Weihnachtszeit als Ausweichparkplatz genutzt“, erklärt Center-Manager Andreas Ulmer. „Wir freuen uns, dass wir die Oberhausener Fahrschulen kurzfristig mit der freien Fläche unterstützen können und wünschen den Motorrad-Fahrschülerinnen und -Fahrschülern gutes Gelingen.“
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Mayer ist über diese Lösung erleichtert. „Ich bin dem Centro-Management sehr dankbar“, sagt der 57-Jährige. Perfekt sei die Fläche für die Fahrstunden nicht. Zum Beschleunigen ist die gerade Strecke zu kurz, zum Wenden zu schmal. „Es ist eine Notlösung, aber eine, mit der wir für den Moment sehr glücklich sind.“ Vom Rathaus ist in dieser Sache eher keine Hilfe zu erwarten. Auf die Frage, warum die Stadt den Fahrschulen für die Motorradfahrübungen keinen Übungsplatz zur Verfügung stellt, antwortet die Pressestelle: „Die Stadt verfügt über keine geeigneten Flächen außerhalb des öffentlichen Verkehrsraumes.“