Oberhausen. Oberhausen hat seinen ersten Wasserstoff-Müllwagen. Kostenpunkt: eine Million Euro. So finanziert die Stadt den neuen Brummi.
Die Stadt hat ihren ersten Wasserstoff-Müllwagen an den Start gebracht. Das Fahrzeug verstärkt die Wagenflotte, um die Hausmülltonnen zu leeren. Zugleich kommt ein Energieträger zum Einsatz, den ein neu gegründeter Verein in Oberhausen voranbringen will.
Wasserstoff gewinnt landauf, landab immer mehr an Fahrt. Experten sehen in ihm den Schlüssel für die Energiewende, weil er vor allem dann seine Dienste leistet, wenn Strom aus erneuerbaren Energien nicht mehr ausreicht. So ähnlich verhält es sich auch bei dem Schwergewicht, das jetzt die Wirtschaftsbetriebe (WBO) angeschafft haben.
Fahrer steuern Wasserstoff-Tankstellen in Duisburg oder Mülheim an
Zunächst einmal wird der 15-Tonner elektrisch betrieben, hat wie herkömmliche E-Autos eine Batterie mit einer Stärke von rund 100 Kilowattstunden unter der Haube. Das „Tanken“ erfolgt an einer der klassischen Ladesäulen auf dem Betriebshof der WBO. Doch nur von Strom getrieben kommt ein solcher Brummer schnell an seine Leistungsgrenzen. Dann schlägt die Stunde für den Wasserstoff. Er ist in vier Tanks gespeichert und speist auf dem Müllwagen drei Brennstoffzellen. Der Energieträger dient, wie es Fachleute formulieren, als „Range Extender“, was übersetzt so viel bedeutet wie Reichweitenverlängerer. Dank des Wasserstoffs sind die Fahrzeuge in der Lage, ihre geplante Tagestour zu beenden. Mit Elektrizität allein würden sie wohl irgendwo auf der Strecke schlapp machen.
Damit aber auch stets ausreichend von der erneuerbaren Energie an Bord ist, dürften die Fahrer in regelmäßigen Abständen im Navi die Adresse einer der beiden nächstgelegenen Wasserstoff-Tankstellen eingeben. Die eine liegt in Mülheim, betrieben von Air Liquide, die andere in Duisburg und gehört dem Mineralölkonzern Total. Anzeigentafeln geben an, wann ein Nachladen ansteht.
Für Oberhausen allein wäre der Brummi viel zu teuer gewesen
Photovoltaikanlage für E-Fahrzeuge geplant
In Städten wie Herne, Gelsenkirchen oder Ratingen sind schon seit längerem Wasserstoff-Müllwagen unterwegs.Im März hatten die Wirtschaftsbetriebe Lkw bekanntgegeben, dass die 54 Lkw des Fuhrparks inzwischen mit vollsynthetischem Diesel (ohne Palmöl) fahren und dadurch 90 Prozent weniger CO2 produzieren. Weiterhin gehören sechs E-Autos zum Fuhrpark des Unternehmens.Die WBO planen zudem, Photovoltaikanlagen anzuschaffen, um mit der gewonnenen Energie die betriebseigenen E-Fahrzeuge zu laden.
Der Kauf des neuen Müllwagens war den Oberhausener Wirtschaftsbetrieben nur möglich, betont Sprecher Jan Küppers, weil der Bund einen erheblichen Teil der Kosten übernommen hat. Ein Müllfahrzeug mit Verbrennermotor (55 hat die WBO im Bestand) kostet rund 300.000 Euro. Ein Wasserstoffbrummi ist mit einer Million mehr als dreimal so teuer. Berlin übernimmt nun rund 660.000 Euro.
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Damit kommt dem Unternehmen die Anschaffung noch immer teurer zu stehen als der Erwerb herkömmlicher Wagen. Doch der Betrieb möchte „die Abfallentsorgung Stück für Stück emissionsfreier machen und den Klimaschutz unterstützen“, so Geschäftsführer Andreas Kußel. Seine Amtskollegin Julia Hadrossek ergänzt, dass man als teils gebührenfinanziertes Unternehmen aber auch immer die Wirtschaftlichkeit im Blick haben müsse.
Neuer Verein will Wasserstoff voranbringen
Am gleichen Tag, als die Wirtschaftsbetriebe den neuen Müllwagen auf die Straße brachten, stand für sie noch ein weiterer Termin an: Mit Vertretern von acht weiteren Firmen und Gesellschaften wurde ein Verein namens HydrOB aus der Taufe gehoben, der Wasserstoff und weitere klimafreundliche Technologien für Industrie, Handwerk und Haushalte anwendbar machen will. Mit dabei sind unter anderem das Fraunhofer-Institut für Umwelt, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht), die Emschergenossenschaft und MAN Energie Solutions SE. Dazu gehört ebenso Air Liquide, das eine Anlage zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff baut.
Der Verein will die Stadt, Wirtschaft und Forschung zusammenbringen, Wissen bündeln und den Austausch untereinander verstärken. Vor allem will man auch die Bürger einbinden, um das Ziel zu erreichen, die Treibhausgase zu verringern.
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