Oberhausen. Drei von vier Schulkindern in Oberhausen werden im offenen Ganztag betreut. Die Träger fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld.

Der Offene Ganztag ist für Familien wichtiger denn je. Deshalb soll es ab 2026 einen Rechtsanspruch auf einen Platz geben. Allerdings ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Oberhausen kommt auf eine hohe Betreuungsquote von mehr als 70 Prozent. Problem: Es fehlt an Personal. Dabei wird der Bedarf in den nächsten drei Jahren wachsen.

Im Jahr 2021/22 besuchten 5500 Kinder den offenen Ganztag und damit 74 Prozent aller Schulkinder. Die Nachfrage stellt die Träger jedoch vor Probleme. Denn neben ausreichend Raum muss auch ausreichend Personal vorhanden sein. „Es ist ganz schwer, qualifiziertes Personal zu finden“, sagt Birgit Ostermann, Geschäftsführerin des Vereins zur Betreuung von Schulkindern. Der Verein ist der größte Träger der Stadt. Er kümmert sich um rund 3000 Kinder in 16 Einrichtungen.

Träger arbeiten mit Berufskolleg zusammen

Wie andere Träger in der Stadt hat der eine Kooperation mit dem Käthe-Kollwitz-Berufskolleg geschlossen. Um die Ausbildung attraktiver zu machen, wurde das sogenannte PIA-Modell eingeführt. Das sieht vor, dass angehende Erzieherinnen und Erzieher direkt in den Einrichtungen arbeiten und dafür entlohnt werden. Die Ausbildung wird dadurch auch für Quereinsteiger interessant.

Von den rund 340 Stellen hat der Verein fast alle besetzt. Das Personal muss in den nächsten Jahren jedoch aufgestockt werden. In der Pflicht sieht der Träger das Land: „Ich würde mir wünschen, dass das Land mehr Geld zur Verfügung stellt, um Fachkräfte anzustellen.“

Caritas-Chef Michael Kreuzfelder
Caritas-Chef Michael Kreuzfelder © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Dieselbe Forderung stellt auch Michael Kreuzfelder, Geschäftsführer der Caritas. Der Ortsverband hat rund hundert Angestellte an drei Standorten. „Wir sind auf einem sehr guten Weg in Oberhausen. Aber ich schaue mit Sorgen auf die Finanzen der Kommune.“ Durch den Tarifabschluss steigen die Personalkosten. Eine Erzieherin verdient in NRW durchschnittlich 2800 Euro brutto. In den kommenden Jahren soll der Lohn schrittweise angehoben werden – das Ergebnis eines wochenlangen Streits.

Caritas warnt vor Verkleinerung des Angebots

Kreuzfelder sieht das Land in der Pflicht, mehr Geld zur Verfügung zu stellen – und zwar zügig. „Ich weiß nicht, wo wir das Fachpersonal herbekommen sollen.“ Auf NRW-Ebene warnt Caritas-Geschäftsführer Stephan Jentges schon vor den Konsequenzen: „Wenn nicht bald eine bessere Finanzierung erfolgt, werden viele Träger ihr OGS-Angebot aufkündigen müssen.“ Bislang hätten die Träger die Kostensteigerungen durch Entlassungen kompensiert. Darunter leide die Qualität in einem wichtigen Sektor der Bildung.

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Auch das katholische Jugendwerk „kurbel“ macht Druck. Es gebe große Ängste, dass das Geld fehlt, wenn der Rechtsanspruch in Kraft tritt, sagt Bereichsleiterin Anja Rustemeyer. Es helfe nicht, durch sporadische Programme Geld zur Verfügung zu stellen. „Wir müssten unsere Stunden aufstocken.“ Rustemeyer rechnet vor, dass auf 25 Kinder eine Erzieherin kommen sollte, „Aber das ist utopisch.“ Die kurbel betreut rund 2000 Kinder an neun Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen.

Einen Grund für den Fachkräftemangel sieht Rustemeyer auch in der Arbeitszeit. Denn die meisten Beschäftigten arbeiten nicht in Vollzeit. Das mache die Stellen im Offenen Ganztag weniger interessant. Ein Ausweg wäre, dass die Beschäftigten auch vormittags in den Schulen eingesetzt werden können, etwa im rhythmisierten Unterricht. Um die Attraktivität zu steigern, müssten auch die Arbeitsbedingungen verbessert werden, sagt Kreuzfelder. Die Träger brauchen größere Räume. „Wenn sie mit 60 Kindern bei Regen in einem Raum sind, ist das beachtliche Geräuschbelastung.“