Oberhausen. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat die bewährte Studie zum Niveau und Ranking der NRW-Städte aktualisiert. Für Oberhausen ist das bitter.

Seit acht Jahren regiert Oberbürgermeister und Christdemokrat Daniel Schranz die einstige SPD-Hochburg Oberhausen – und hatte in seinen Wahlkämpfen zuvor immer wieder damit argumentiert, dass seine Heimatstadt zwar sehr lebenswert sei, aber seit Jahrzehnten schlecht regiert werde. Er versprach „Oberhausen soll die am besten gemanagte Stadt im Ruhrgebiet werden. Zu häufig rangiert Oberhausen in fast allen wichtigen Rankings am Tabellenende.“

Allerdings haben sich die Tabellenplätze der 210.000-Einwohner-Stadt in den Hitlisten meist nicht verbessert – im Gegenteil, in dem einen oder anderen Ranking hat sich Oberhausen wieder verschlechtert. Nun hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag des Unternehmerverbandes NRW seine neueste umfangreiche Ranking-Studie vorgestellt – es soll in der Mitte der Legislaturperiode der Kommunalparlamente in NRW auch eine Halbzeitbilanz über die Arbeit der lokalen Politik sein. Analysiert wurden die 396 Kommunen in NRW wie bei den vergangenen Rankings dieses Instituts in den vier Themenbereichen Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen und Lebensqualität mit 17 Indikatoren. Danach erstellen die Wissenschaftler zwei Hitlisten: ein Niveau-Ranking und ein Dynamik-Ranking.

Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat im Wahlkampf vor acht Jahren die schlechte Platzierung Oberhausens in den Rankinglisten kritisiert – und dafür die jahrzehntelange SPD-Herrschaft in Oberhausen verantwortlich gemacht. Das Bild zeigt ihn bei einer Bürgerveranstaltung im Mai 2023.
Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat im Wahlkampf vor acht Jahren die schlechte Platzierung Oberhausens in den Rankinglisten kritisiert – und dafür die jahrzehntelange SPD-Herrschaft in Oberhausen verantwortlich gemacht. Das Bild zeigt ihn bei einer Bürgerveranstaltung im Mai 2023. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Danach liegt Oberhausen beim festgestellten Niveau auf dem allerletzten Platz – bildet also das Schlusslicht von 396 Kommunen in NRW. Sogar Gelsenkirchen (394.), Duisburg (392.) und Herne (387.) liegen vor Oberhausen. Beim letzten Ranking des Kölner Instituts schnitt Oberhausen allerdings auch nicht so viel besser ab, platzierte sich aber immerhin auf Rang 393, war also drittletzter.

Diese niedrige Platzierung liegt vor allem daran, dass Oberhausen trotz einer Rekordzahl an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen (70.000) im Vergleich zu anderen Kommunen schlechte Wirtschaftsdaten aufweist. Dazu gehören eine miese Kaufkraft der Bevölkerung, ein sehr hoher Gewerbesteuersatz bei trotzdem schlechtem eigenem Steueraufkommen, eine unterdurchschnittliche Zahl an Wohnungsneubauten und eine zunehmend überalterte Bevölkerung. Aber auch der geringe Anteil an naturnahen Flächen in der nach Herne zweitdicht besiedelte Ruhrgebietsstadt schlägt negativ in der Rankingliste im Faktor Lebensqualität zu Buche. Im Themenbereich Wirtschaft kommt Oberhausen so im Niveau-Ranking auf Rang 391, im Bereich Wohnen auf Rang 380.

Im Dynamik-Ranking schneidet Oberhausen viel besser ab

Zum Verzweifeln ist das für Politik und Bürger nicht unbedingt, denn betrachtet man die andere Hitliste des Instituts, nämlich das Dynamik-Ranking, verbesserte sich die Situation in Oberhausen. Die Forscher vom Institut der deutschen Wirtschaft haben bei diesem Ranking die Entwicklung der vergangenen Jahre anhand früherer Werte in den oben genannten vier Themenbereichen betrachtet. Oberhausen hat sich hier im Ranking enorm verbessert, springt von Rang 383 der Analyse aus dem Jahr 2020 immerhin auf den Platz 298 von 396 Kommunen. Damit lässt Oberhausen dynamisch 85 NRW-Kommunen mehr hinter sich als bei der letzten Ranking-Studie des Instituts.

So schneidet Oberhausen sogar besser ab als die sonst von Spitzen-Rankingplätzen verwöhnte niederrheinische Stadt Monheim, die beim Dynamik-Ranking nur auf Rang 320 gelistet ist. Erklärlich ist das aber leicht: Es gibt in der kleinen Kommune nicht mehr viel zu verbessern. Monheim hat seit Jahren Top-Wirtschaftswerte, weil die Stadtspitze es dort vor Jahren verstanden hat, mit Niedrigst-Gewerbesteuern Top-Unternehmen anzulocken – quasi als lukrative Steueroase in NRW.

Ertragreiche Unternehmen wanderten nach Monheim ab – manche, wie die Ruhrchemie Oxea (seit 2020: OQ Chemicals) sogar aus Oberhausen: Produziert wird inklusive Luftbelastung im Oberhausener Norden, die feine Verwaltung sitzt aus steuertechnischen Gründen in der Monheim-Oase. So führt ein Gewerbesteuerhebesatz von 250 Prozent (Oberhausen: 580) sowie die Präsenz vieler global agierender Unternehmen wie BASF und Bayer zu einer gemeindlichen Steuerkraft von 6356 Euro je Einwohner. Das ist sechs Mal so hoch wie im Durchschnitt Nordrhein-Westfalens (1075 Euro je Einwohner).

Monheim liegt beim Niveau-Ranking wieder auf Platz 1

Und so liegt Monheim beim Niveau-Ranking für NRW mal wieder auf dem begehrten ersten Platz, im Vergleich mit allen deutschen Kommunen reicht dies aber für den NRW-Sieger nur für Platz 85 (Oberhausen: Platz 10.169 von 10.475).

Die Wirtschaftswissenschaftler des Instituts geben in ihrer Studie auch Empfehlungen an die Kommunen, wie diese sich in solchen Ranking-Listen verbessern können – und damit die Lebens-, Finanz- und Arbeitsqualität für ihre Bürger. Sie sollten in ihre Verkehrs- und Breitbandinfrastruktur investieren, regenerative Energien bereitstellen, attraktive Wohnungen schaffen, besser mit anderen Kommunen in der Wirtschaftsförderung zusammenarbeiten, problem-orientierte Hilfen für Unternehmen bereitstellen, die digitalen Kompetenzen ihrer Belegschaft ausbauen und das Arbeitskräfte-Reservoir unter den Einwohnern ausschöpfen.