Oberhausen. Die Zahl der Beschäftigten in Oberhausen ist im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch gestiegen – auch dank der Logistiker im Norden der Stadt.
Die Arbeitslosenquote in Oberhausen liegt seit dem ersten Pandemiejahr 2020 wieder über der Zehn-Prozent-Marke (im vergangenen Jahr 10,3 Prozent), die Zahl der Arbeitslosen hat sich innerhalb von nur einem Jahr um 1000 auf 11.600 Menschen vor allem wegen der Ukraine-Kriegsflüchtlinge wieder erhöht – und dennoch können die hiesigen Arbeitsmarktexperten auch auf erfolgreiche Daten zur Wirtschaftsentwicklung in der gebeutelten Ruhrgebietsstadt blicken.
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Denn trotz der aktuellen Multi-Krisen läuft die Wirtschaft so gut, dass die Unternehmen in Oberhausen immer mehr Menschen beschäftigen – über 70.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte bedeutet in diesem Jahrhundert Rekordniveau. Das sind so viele wie seit 40 Jahren nicht mehr. Zum Vergleich: Noch vor sieben Jahren waren es 5000 Beschäftigte weniger. „Das ist eine megagute Botschaft, wir können in Oberhausen auf diese Entwicklung stolz sein“, bewertet der Oberhausener Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch die Lage.
Dabei ist im ersten Halbjahr 2022 die Beschäftigtenzahl in Oberhausen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent angezogen – so stark wie in keiner anderen Ruhrgebietsstadt. Das liegt an dem enormen Beschäftigungsaufbau der Logistiker im Norden Oberhausens (Geodis für Amazon, Edeka-Verteilzentrum), aber auch an dem hohen Bedarf an Arbeitskräften im Bauhandwerk, im Einzelhandel und im Erziehungsbereich. Dass Oberhausen einen zu starken Schwerpunkt im Bereich Logistik hat – in diese Kritik aus Reihen der SPD und Grünen stimmt Jürgen Koch nicht ein: „Beim Blick auf die Branchen sehen wir eine gesunde Verteilung der Arbeitsplätze, das ist eine schöne Mischung.“
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Wer als Arbeitnehmer einigermaßen qualifiziert ist, kann sich seine Beschäftigung auch in Oberhausen aussuchen: Rund 2000 Stellen hat die Arbeitsagentur in ihrem Bestand, für die die Unternehmen geeignete Kräfte benötigen. Den größten Bedarf haben die Berufsgruppen Verkauf, Lagerwirtschaft, Post, Büro, Energietechnik, Reinigung, Arztpraxen, Altenpflege, Bau und Fahrer.
Die Besetzung von Arbeitsplätzen dauert immer länger
Weil viele geeignete Kräfte fehlen, dauert es mittlerweile im Schnitt ein halbes Jahr (exakt: 178 Tage, 2015: 81 Tage), bis eine der Arbeitsagentur gemeldete offene Stelle besetzt werden kann. Im vergangenen Jahr haben die lokalen Unternehmen allerdings weniger neue offene Stellen gemeldet (4000) als in den Vor-Pandemie-Jahren (5000 bis 7000). Das könnte auf eine gewisse Vorsicht der Unternehmer mit Blick auf den erwarteten Wirtschaftsabschwung in diesem Jahr hindeuten – oder aber sie haben die Hoffnung verloren, über die Arbeitsagentur frische Kräfte zu gewinnen.