Oberhausen. Fast 40.000 ausländische Mitbürger leben in Oberhausen. Die Integration will die Stadt mit Landesmitteln verbessern und hofft auf mehr Geld.
Eine Familie mit drei Kindern flieht, sie landet in Oberhausen. Die Familie braucht eine Unterkunft, die Eltern Arbeit, die Kinder Schule und Betreuung. Vielleicht ist eine notwendige medizinische Versorgung nötig, womöglich leidet ein Mitglied unter einem Kriegstrauma. Für all diese Dinge sind in Oberhausen verschiedene Einrichtungen und Ämter zuständig.
Das ist nur ein Beispiel, aber dieses Beispiel, sagt Lale Arslanbenzer, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums, kurz KI, soll zeigen, wie komplex Integration sein kann. „Wir haben kein Überangebot, aber ein vielfältiges Angebot, das es in anderen Ländern nicht gibt“, sagt die neue Chefin des KI. „In diesem Dschungel müssen sich Zugewanderte zurechtfinden.“ Um das Behörden-Wirrwarr abzubauen und die Träger besser zu vernetzen, stellt die Landesregierung Oberhausen jährlich rund eine Million Euro zur Verfügung. Mit der Unterzeichnung eines Vertrags wollen Stadt und Träger jetzt das Signal senden: Wir tun was.
Jeder fünfte Oberhausener kommt aus dem Ausland
Ein Fünftel der Oberhausener Bevölkerung kommt aus dem Ausland. Im Jahr 2022 lebten in der Ruhrgebietsstadt 39.000 ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Oberhausen – und damit 6000 mehr als 2021. Der größte Teil kommt aus der Türkei (8155), gefolgt von Syrien (3735) und der Ukraine (3455). Der höchste Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund lebt im Zentrum der Stadt, wo jeder Zweite ausländische Wurzeln hat. Um den Neu-Zugewanderten bei der Integration zu helfen, den Dschungel der Behörden und Träger also zu lichten, hat die Stadt mit Hilfe der Landesmittel zusätzliches Personal eingestellt. 16 „Case-Manager“ kümmern sich in den Stadtteilen um konkrete Fälle, vermitteln Hilfe, stellen Kontakt her. Sechs Vollzeit-Stellen haben die freien Träger bekommen, vier die Stadt. Bei Bedarf können Fallkonferenzen einberufen werden. Es soll schneller gehen mit der Hilfe.
Sperriger Titel, sperriger Inhalt
Der Titel „Institutionsübergreifende Kooperationsvereinbarung“ ist jedoch genauso sperrig wie sein Inhalt. Träger und Stadt verpflichten sich zu einem Grundsatzziel: „Menschen mit Migrationsgeschichte in Oberhausen stehen aufeinander abgestimmte und an ihren Integrationsbedarfen ausgerichtete Unterstützungsangebote zur Verfügung. Ihren Integrationsprozess gestalten sie aktiv mit.“ Die Beteiligten wollen für angemessenen Wohnraum, Beratungsangebote und Förderung im sozialen Bereich sorgen. Klar ist allerdings auch: Im Gegenzug erwarten sie von den Geflüchteten die Bereitschaft, mitzumachen.
Nun könnte man unken, der Lenkungskreis habe für diesen Vertrag ein Jahr gebraucht. Dem ist aber nicht so, wehrt sich Jeldrik Stein vom kommunalen Integrationszentrum. „Ziel war es nicht, den Vertrag zu unterzeichnen.“ Die Mitarbeitenden seien inzwischen geschult worden, jüngst wurde eine neue Software installiert. Bald sollen erste Zahlen vorliegen, um wie viele Fälle sich die Case-Manager kümmern.
Kritik an Landesmitteln: „Nicht auskömmlich“
Mauno Gerritzen, Geschäftsführer des Paritätischen, sieht die Stadtgemeinschaft bei der Integrationsaufgabe „auf einem sehr guten Weg. Oberhausen hat ein sehr gutes Bild abgegeben.“ Gemeint ist damit die Hilfsbereitschaft im Ukraine-Krieg. Rund 4000 Menschen sind vor der russischen Armee nach Oberhausen geflohen. Integrationsdezernent Jürgen Schmidt lobt angesichts von rund 800 ukrainischen Kindern die Schulen und Kitas: „Sie haben das klasse organisiert bekommen.“
Die Arbeit der Träger und der Stadt umfasst allerdings weit mehr als die Integration von ukrainischen Geflüchteten. Das Land NRW unterstützt Oberhausen jährlich mit einer Million Euro. Allerdings reicht dieses Geld nicht aus. „Wir würden uns wünschen, dass die Förderung auskömmlicher ist“, sagt Gerritzen. Eine Stelle werde mit rund 57.000 Euro gefördert. Allerdings fallen Kosten zwischen 70.000 und 80.000 Euro an. Laut Schmidt wird der gerade getroffene Tarifabschluss die Finanzierungslücke noch vergrößern. „Für das Geld bekommt man keine Mitarbeitenden nach Tarif.“