Oberhausen. Fast eine Million Euro erhält Oberhausen vom Land, damit sich die Integration von Einwanderern verbessert. „Case-Manager“ sollen dabei helfen.
Von den ehemaligen Gastarbeitern früherer Jahrzehnte bis zu den Kriegsgeflüchteten der Jetzt-Zeit: „Es hört nicht auf“, sagt Oberhausens Integrations-Dezernent Jürgen Schmidt über die Mammut-Aufgabe, Menschen aus über 140 Ländern ins städtische Leben einzugliedern. Umso besser, dass es jetzt eine satte Förderung vom Land gibt: Rund 950.000 Euro überweist NRW für bessere Strukturen in diesem Bereich – allein 2022.
Die Stadt stockt auf und schafft 16 neue Stellen, deren Herzstück zehn „Case-Manager“ sein werden, die den Weg durch den Bürokratie-Dschungel weisen sollen. Damit endlich eines der größten Probleme gelöst wird: dass die zahlreichen Angebote und Leistungen auch bei jenen ankommen, die sie dringend benötigen, die diese aber oft nicht kennen.
„Kommunales Integrationsmanagement NRW“ lautet der sperrige Titel des Landesprogramms, kurz „KIM“. Da es im November 2021 in die Neufassung des Teilhabe- und Integrationsgesetzes geschrieben wurde, gilt es nun als Daueraufgabe – will heißen: Das Geld wird auch in den nächsten Jahren fließen – zur großen Erleichterung für Kommunen wie Oberhausen, die unter den negativen Folgen missglückter Integration leiden, aber keine finanziellen Mittel haben, um großflächig dagegen anzugehen. „Nach jahrelanger Kritik von unserer Seite“, sagt Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationrats, „ist das eine neue Qualitätsstufe. Weg von temporären Projekten hin zu strukturellen Lösungen.“
Ansprechpartner in den Stadtteilen
Das bereits gestartete Landesprojekt wird auch mit Stellen für die strategische Planung, die Verwaltungsassistenz und die Unterstützung von Ausländer- und Einbürgerungsbehörde ausgestattet. Doch im Zentrum stehen die „Case-Manager“, die in sechs Sozialräumen verteilt übers Stadtgebiet zum Einsatz kommen. In Sterkrade-Nord, Sterkrade-Mitte, Osterfeld, Oberhausen-Ost, Alstaden/Lirich und Mitte/Styrum steht jeweils eine Kraft bereit. Vier weitere Manager gehören zum Kommunalen Integrationszentrum, quasi der Schaltzentrale.
„Wenn eine Mutter zu uns kommt, die in einen Sprachkurs will, aber noch keine Kinderbetreuung gefunden hat, dann schaffen wir die Zugänge für sie, machen mit ihr die notwendigen Gänge“, beschreibt Inga Kellermann ein einfaches Beispiel für einen Case-Manager.
In der Tat sind die Situationen, in denen Familien mit Migrationsgeschichte lebten, häufig weitaus komplexer. In einem realen Beispiel hat eine sechsköpfige Familie einen Behörden-Marathon zu absolvieren: von der Ausländerbehörde über das Sozial- und Gesundheitsamt, die Flüchtlingsberatung, Ärzte, Schulen, Kitas, Therapeuten und Arbeitsagentur. Ein persönlicher Berater könnte die Fäden in der Hand halten.
Verwaltungsstrukturen neu überdenken
Das neue Angebot in Wohnortnähe beschreibt Ercan Telli vom Integrationsrat als bevorzugte Behandlung „für Menschen, die bisher strukturelle Benachteiligung erlebt haben“. Es werde „brachial“ bisherige Strukturen aufbrechen, in denen Bedürftige häufig von einer Stelle in der Stadt an die andere verwiesen werden. Wie im Fall eines Mannes, dem ein Jobangebot zu entgehen drohte, weil die Ausländerbehörde nicht schnell eine Bescheinigung ausstellen wollte. „Denen ist die Tragweite ihres Handelns manchmal nicht bewusst“, sagt Telli über Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Auch hierfür sei das Projekt geeignet, pflichtet ihm Dezernent Jürgen Schmidt bei, „um Verwaltungsabläufe noch einmal zu überdenken“.