Oberhausen. Fans der elektronischen Musik haben am Ostersonntag in der Turbinenhalle Oberhausen gefeiert. Die Dekoration war für viele Gäste ein Hingucker.

Scheinwerferkegel schwenken über den Parkplatz. Am Eingang zur Turbinenhalle steht ein wuchtiger Wachturm. Gitter erinnern an amerikanische Gefängnis-Filme. Beim Elektro-Festival „Fero City“ geht es am Ostersonntag aber nicht um unbehagliche Dramen wie im Sylvester-Stallone-Schinken „Lock up“ oder im Clint-Eastwood-Klassiker „Flucht aus Alcatraz“. Es dominiert ein vergnüglicher Eier-Tanz.

Die Fans der elektronischen Musik begeben sich in der ehemaligen Industriehalle freiwillig in eine von vier großen Tanz-Zellen. Maximale Strafzeit: zehn Stunden. Was wiederum für beschallende Boxen bis um sechs Uhr morgens steht. Die Genre Hardstyle, Hardcore, EDM und Techno lassen die Raver die Tanzbereiche wechseln. Es herrscht reger Freigang zwischen Turbinenhalle 1, T-Club, Steffy und Cosmo.

Turbinenhalle Oberhausen: Aus dem Easter Rave wird Fero City

Auf Handy-Displays leuchtet der Festival-Hashtag: Get arrested (werde verhaftet). An der Kasse trägt selbst die Security gestreifte Sträflings-Shirts, die wie aus einem Lucky-Luke-Trickfilm-Western anmuten. „Auf das Motto sind wir schnell über die Optik der Halle und die Zusammensetzung der härteren Genre-Musik gekommen“, verrät Hallenchef Michael Neumann.

Die grobe und doch stimmungsvolle Industriekulisse der 1909 erbauten Halle der Gutehoffnungshütte (GHH) bildet einen Baustein für Fero City (lässt sich in „Eisenstadt“ oder „Wildheit“ übersetzen). Dort, wo früher Energie für die nahe Eisenhütte produziert wurde, dienen sämtliche Anstrengungen nun der Tanzfläche.

Sie kleiden sich mit grellbunten Neonklamotten, schwarzen Oberteilen oder haben blinkende Lichterketten in den Haaren. Sie tragen aufblasbare Außerirdische spazieren oder haben Hello-Kitty-Mützen auf dem Kopf. Die Klamotten wechseln wild. Das hat damit zu tun, dass hier unterschiedliche Unterkategorien der elektronischen Musik feiern lassen.

Dies ist nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar: Während im T-Club die elektronische Tanzmusik für den Massengeschmack recht radiotauglich schnurrt, knarzen in der großen Turbinenhalle 1 mit krachenden Hardstyle-Beats sogar die milchigen Fensterscheiben. Ukkkzzz… Ukkkzzz… Eine Dauerschleife schallt über den Parkplatz.

Turbinenhalle Oberhausen: Erinnerungen an die Großraumdisco

Das weckt Erinnerungen an die alte Großraum-Diskothek - Anfang der 1990er-Jahre. Damals lockte die große Halle die Anhänger von Techno und House noch Woche für Woche an. Während sich die Rock- und Alternative-Fraktion im T-Club (heute: Steffy und Schallwerk) die Ohrmuschel befüllen ließ.

Auch wenn diese Zeit längst Geschichte sind, bastelt die Turbinenhalle daran, sich als gute Adresse unter den Elektro-Lokalitäten zu festigen. Neumann: „Bei uns steigen mittlerweile pro Jahr mehr als zehn Elektro-Festivals. Hinzu kommen regelmäßig Club-Nächte. Dazu reisen Gäste deutschlandweit und aus den Niederlanden an.“

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Erst in der vergangenen Woche zappelten 5000 Fans beim Close-Festival. Ausverkauft, fast ausschließlich mit Anhängern aus der Techno-Szene. Bei Fero City rechnet Neumann bis zum Morgen mit gut 1500 Nachtschwärmern. Dass diese Zahl ruhig etwas höher hätte ausfallen können, klingt bei den Machern allerdings durch.

Turbinenhalle Oberhausen: Besucherzahl soll sich noch verdoppeln

Die Elektro-Fete hatte im Vorfeld mit Misstönen zu kämpfen. Seit 2011 belegte der Easter Rave am Feiertag die Halle. Erst im Januar 2023 sagte der externe Veranstalter diesmal ab. In rund zwei Monaten mussten die Macher der Turbinenhalle ein eigenes Programm aus dem Boden stampfen. Denn: „Wir wollten den Ostertermin auf jeden Fall beibehalten.“ Fero City soll deshalb auch 2024 fortgesetzt werden. Neumann peilt bei der zweiten Ausgabe schon die doppelte Besucherzahl an.

Aber: Die breite Genre-Auswahl soll dann zurückgefahren werden. Die Macher wollen sich stärker am in der Szene populären Hardstyle und Hardcore orientieren. Mainstream-Klänge sollen weniger werden, um dem Festival ein klareres Profil zu geben. „Das verträgt sich sonst schwer.“

Eine Schmalspur-Lösung ist es schon jetzt nicht: Die DJ-Pulte erinnern an Lichtmaschinen und Monitorwände, wie sie bei großen Szene-Festivals funkeln. Gut 40 DJs, darunter Schwergewichte wie Felix Kröcher, Keltek, Korsakoff und Bassjackers, wechseln sich ab. Kosten der Produktion: stolze 150.000 Euro.

>>> Turbinenhalle kündigt weitere Elektro-Sausen an

In der Turbinenhalle Oberhausen starten in den kommenden Monaten weitere Genre-Feten, die sich mit der elektronischen Musik beschäftigen. Am Sonntag, 30. April, steigt in der Turbinenhalle 2 das Festival „Mr. Bassmeister & Terrorclown presents Bassterror“. Hier geht es um härtere Klänge aus dem Hardcore-Subgenre. Los geht es um 19 Uhr. Karten kosten 30 Euro.

Zwei Wochen später legt „Faceless presents Endgame“ für Elektro-Fans nach. Am Samstag, 13. Mai, locken die „Harder Styles“ in die größere Turbinenhalle 1. Gestartet wird ebenfalls um 19 Uhr. Ticketpreise beginnen bei 40 Euro.