Oberhausen. Anstatt einen Leerstand zu bespielen, nimmt die „Open Haus“-Produktion nun Neugierige im Gelenkbus mit zu verwegenen Oberhausen-Perspektiven.

Schon die atemlose Erzählung von der vielfach improvisierten Vorgeschichte zu dieser ganz besonderen Uraufführung klingt wie eine Münchhauseniade, sobald Anne Verena Freybott loslegt. Eigentlich wollte die Chefin der „Open Haus“-Sparte am Theater ihre erste Regiearbeit in Oberhausen in einem Leerstand an der Marktstraße als „Einbürgerungs-Parcours“ einrichten: Wer ihn durchläuft, avanciert zum „Obermünchhausener“.

Doch die verwaiste Büroetage mit Blick über den Altmarkt war plötzlich – die Proben hatten bereits begonnen – nicht mehr verfügbar. Also wohin, um ein ganz eigenes Bild von Oberhausen zu zeichnen, wie es im März-Leporello des Theaters (noch mit der falschen Adresse) heißt: „zwischen Mut zum Neustart und Lähmung, Irritation und Pragmatismus, Verärgerung und unverbrüchlicher Liebe“.

Angesteckt vom „Grund- und Zweckoptimismus in dieser Stadt“

Doch wenn sich für „Obermünchhausen“ keine theatertaugliche Immobilie findet, dann wird man eben mobil. Schließlich ist die letzte theatrale Stadtrundfahrt schon lange her: sieben Jahre, seit die Gruppe „Rimini Protokoll“ ihr fasziniertes Publikum aus einem gläsernen Truck auf die Stadt als Kulisse blicken ließ. Statt der kleinen Tribüne im Laster (nichts für leicht Seekranke) sicherte sich die „Open Haus“-Crew einen MAN Gelenkbus mit 44 Zuschauerplätzen.

Die Stoag reagierte wahnsinnig schnell“, freut sich Freybott. Man musste sich beim Nahverkehrsbetrieb nur mit der Routenplanung umstellen: Schließlich soll’s gerade nicht möglichst zielstrebig von A nach B gehen. „Den Grund- und Zweckoptimismus in dieser Stadt“, wie die gebürtige Hamburgerin Freybott sagt, dokumentierte sie in 20 Interviews mit Gesprächspartnern „von 30 bis Mitte 70“. Daraus wurden fünf individuelle, dem Titel „Obermünchhausen“ würdige Plädoyers für die vielfach verkannte größte Stadt Deutschlands ohne Hochschule.

„Unser Bus wird so zum Forschungsschiff“, schwärmt Freybott. Inzwischen zeigt sie sich überzeugt, dass der eilends verwirklichte Bus-Coup sogar die beste Idee ist für diese zehnte Uraufführung der aktuellen Spielzeit: Statt des einen schönen Blicks auf den Altmarkt geht’s nun vom Will-Quadflieg-Platz aus durch Alt-Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade. Das Ensemble im Bus vermittelt dazu verwegene Perspektiven – fast wie aus den Lügenerzählungen des berühmten Barons von Bodenwerder.

Die Premierenfahrt startet am Donnerstag, 30. März, um 19.30 Uhr am Theater. Weitere Termine folgen am 1., 13., 16., 27. und 29. April. Karten gibt’s unter 0208 8578 184, per Mail an service@theater-oberhausen.de