Oberhausen. Schreckliche Bilder boten sich dem Friedensdorf-Team bei der aktuellen Reise nach Afghanistan: Verbrennungen, Entzündungen – und bittere Armut.

Nicht selten musste das Friedensdorf-Einsatzteam um Birgit Hellmuth, Claudia Peppmüller und der sie begleitende Reporter der Funke-Mediengruppe, Jan Jessen, in den zwei Wochen seines Afghanistan-Aufenthalts schlucken. Dies beschreibt die Oberhausener Hilfsorganisation eindrücklich in ihrer Schilderung über den Einsatz. Groß sei die Not, tief seien die offenen Wunden, ergreifend die Schicksale gewesen, die sie in den Räumen des Afghanischen Roten Halbmonds in Kabul zu Gesicht und zu Ohren bekamen.

Mit dem Arzt Dr. Marouf Niazi sichtete das Team innerhalb von sechs Tagen über 1500 teils schwer verletzte und kranke Kinder, die für eine medizinische Behandlung in Deutschland in Frage kamen. Letztendlich erhielten nur rund 80 Mädchen und Jungen eine Zusage für den Charterflug des Friedensdorfes im März.

Während diese kleinen Patienten die Chance auf eine gesunde Zukunft erhielten, steigt in ihrer Heimat der Bedarf an medizinischer Hilfe in dramatische Höhen. Ein Großteil der Mädchen und Jungen, die das Friedensdorf Ende März am Düsseldorfer Flughafen in Empfang nehmen wird, leidet unter den Folgen schwerer Verbrennungen. Auch schwerwiegende Knochenentzündungen sind ein gängiges, schreckliches Bild der Friedensdorf-Helferinnen und -helfer gewesen. Unzählige Wunden seien – wenn überhaupt – nur mit Kleidungsstücken oder schmutzigen Verbänden abgebunden worden, schreiben sie. Das nötige Geld für Verbandsmittel oder einfache Schmerzmittel hätten die wenigsten Menschen dort.

Dramatische Situation in Afghanistan: Hungersnot und Nächte bei minus 15 Grad

„Die medizinische Situation und der Zustand der Kinder waren in der Winterzeit immer schon schlimm“, schildert Birgit Hellmuth, die die Friedensdorf-Hilfseinsätze nach Afghanistan schon vor 30 Jahren begleitete. „Jetzt, bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage, bei bis zu minus 15 Grad in den Nächten und der vorherrschenden Hungersnot im Land ist die Situation aber besonders dramatisch. Wir könnten theoretisch drei Charterflieger füllen.“ Wegen der so hohen Zahl an hilfsbedürftigen, verletzten und kranken Kindern habe das Einsatz-Team vor Ort intensiver als ohnehin schon Ausschau nach Lösungen gehalten, um Schützlinge im Inland behandeln zu können.

Warten auf Hilfe: Eine Behandlung im Ausland ist ein Hoffnungsschimmer für afghanische Eltern und Kinder in größter Not.
Warten auf Hilfe: Eine Behandlung im Ausland ist ein Hoffnungsschimmer für afghanische Eltern und Kinder in größter Not. © Friedensdorf Oberhausen | Friedensdorf Oberhausen

Angesichts der katastrophalen Zustände sei es für das Friedensdorf-Team umso schöner gewesen, die Auswirkungen der finanziellen Unterstützung für die „Marastoon“-Projekte zu sehen, die vom Afghanischen Roten Halbmond betrieben werden. In dem Sozialprojekt in Kabul finanzierte das Friedensdorf kürzlich einen Brunnen, der nicht nur die etwa 200 Waisen und 37 alleinerziehenden Mütter, sondern auch etwa 1000 Schülerinnen und Schüler der Bayat-Mashal-Schule auf dem Gelände mit sauberem Wasser versorgt.

Zusätzliche Unterstützung erhielten Mütter und Kinder des Projektes von WAZ- und NRZ-Journalist Jan Jessen, der die Friedensdorf-Einsätze in Afghanistan seit 2021 begleitet, und seinem Verein „Caritas Flüchtlingshilfe Essen“: Ein großes Gewächshaus soll einigen Frauen nicht nur die Möglichkeit der Selbstversorgung mit Gemüse und Obst bieten, sondern auch ein Einkommen generieren.

Neue Wirtschaftssanktionen der EU sieht das Friedensdorf als fatal an

Noch während das Einsatz-Team in Kabul war, verkündete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Vorbereitung neuerlicher Wirtschaftssanktionen gegen das Taliban-Regime in Afghanistan seitens der Europäischen Union. Das Friedensdorf sieht dies als fatal an: „Die von der EU geplanten Sanktionen werden mit voller Härte die Zivilbevölkerung treffen und die Not von Millionen Menschen im Land auf ihren traurigen Höhepunkt treiben“, betont Birgit Stifter. Die Bundesregierung und die Staatengemeinschaft müssten die Sanktionen lockern und endlich Wege finden, mit den Taliban zu verhandeln.

>>> Spenden für kommende Einsätze

Wer das Friedensdorf bei seiner Hilfe für das Land unterstützen möchte, kann unter dem Stichwort „Afghanistan“ auf folgendes Konto spenden: Stadtsparkasse Oberhausen, IBAN: DE59 3655 0000 0000 1024 00, SWIFT-BIC: WELADED1OBH.