Oberhausen. Roland Kaiser hat in der Arena Oberhausen die Hitmaschine angeworfen. Zu einem möglichen Karriereende macht der 70-Jährige eine klare Ansage.
Der Vorhang fällt nicht, sondern er gleitet cool zur Seite: Langsam gibt die verdeckte Bühne ein kleines Fenster frei. Dort verbreitet im grellen Gegenlicht auch der Grandseigneur der Schlager-Musik keine Hektik. Roland Kaiser hat vor 10.000 Fans in der Arena Oberhausen einfach die Ruhe weg.
Seinen Geburtstag in Form einer Konzerttournee feiert er schließlich schon fast ein komplettes Jahr lang. Alles Gute zum 70. möchte man dem Berliner Genre-Kaiser trotzdem zurufen. Doch das wäre im Klatschen und Jubeln wenig zurückhaltender Fans eh untergegangen. Die Ständchen übernimmt Roland Kaiser am Freitagabend selbst und ist damit einverstanden. Er singt: „Es ist alles ok!“
Fein rausgeputzt hat er sich trotzdem. Feiner Anzug, Krawatte, mit dem kleinen roten Einstecktuch in der Jackett-Tasche. Man denkt, es wäre niemals anders gewesen, wenn nicht gerade die Videoleinwand den jungen Kaiser mit längeren Haaren und schlabberigen Klamotten zeigen würde. Santa Maria! Selbst dieser Hit ist schon 43 Jahre alt. Und immer noch zeitlos.
Roland Kaiser: Konzert mit Anzug, Krawatte und Einstecktuch
Doch er bleibt Altmeister durch und durch. „Jeder Beruf hat seine Schokoladenseiten. Die Schokoladenseite meines Berufes ist es, ein Konzert vor solch einem Publikum spielen zu dürfen.“ Richtig geraten: Da kann man ruhig mal klatschen. Den guten Stil spielen sich Publikum und Künstler wie beim Ping-Pong zu.
Die 10.000 Fans sind sowieso selten still. Fast alle Songs kennen sie in- und auswendig. „Dich zu lieben“, „Joana“ und „Warum hast du nicht nein gesagt“. Dass so viele Schlager-Untertanen in der ausverkauften Halle schunkeln, überrascht selbst treue Kaiser-Anhänger.
„Wahnsinnig gut gefüllt, die Tribüne“, wundern sie sich beim Gang über die Treppenstufen zum Sitzplatz. Zum Vergleich: Vor anderthalb Jahren hatte Roland Kaiser in der Arena Oberhausen kurz nach dem Corona-Lockdown nur 6000 Fans angelockt. Selbst stille Orte sind nun aber belebt. Frauen entern die Männertoiletten, um Warteschlangen zu umgehen. Schlager-Improvisation!
Mit seiner großen Begleitband wirft Roland Kaiser lässig die Hitmaschine an. Das bringt dem Oberhausener Konzert knapp 30 gespielte Songs. Manche durchgestylte US-Konzertproduktion bringt manchmal nur die Hälfte zustande.
Oberhausen: Roland Kaiser denkt noch lange nicht ans Aufhören
Zwischendurch kommt der gut gelaunte Schlager-Monarch ins Plaudern und wirkt beinah wie ein Beziehungstherapeut. „Körperliche Nähe ist sehr wichtig…“, sagt er und wird vom Getuschel im Publikum unterbrochen. Jetzt palavern sie auf den Rängen. Sie: „Ja, kommt drauf an mit wem…“ Er: „Nee, ist doch noch Corona...“ Damit ist schon viel gesagt.
Unter den Fans herrscht längst Party-Stimmung. Jüngere Konzertbesucherinnen haben sich blinkende Krönchen in die Haare gesteckt. Reifere Anhängerinnen kreischen zwischendurch fast wie bei den Backstreet Boys. Ganz normal, wenn der Kaiser Hof hält.
Die längste Zeit seines Lebens stand Roland Kaiser auf der Bühne. Ans Altenteil denkt er noch lange nicht. Und so sorgt kein Song, sondern ein kurzer Satz für den größten Jubel des unterhaltsamen Abends: „Ich denke nicht daran aufzuhören!“
>>> Weitere Schlagersänger gastieren in der Arena
Das nächste Schlager-Konzert steht in der Rudolf-Weber-Arena schon in wenigen Wochen an. Matthias Reim („Verdammt, ich lieb dich“) gastiert am Freitag, 24. März, mit seiner Live-Tournee in Oberhausen. Die Ticketpreise beginnen bei 31 Euro.
Der Essener Popschlagersänger Jörg Bausch („Dieser Flug“) hat die Arena Oberhauen für Samstag, 9. September, gebucht. Eintrittskarten kosten hier zwischen 59 bis 70 Euro.