Oberhausen. Wie viel Zinsen können Sparer bei den verschiedenen Banken ernten? Nach jahrelanger Null-Zins-Politik werfen nun sogar Sparbücher Erträge ab.
- Die Sparer erhalten für ihr Geld endlich wieder Sparzinsen – bis zu 3,15 Prozent, festgelegt für zwei Jahre.
- Dabei agierten die Banken und Sparkassen recht unterschiedlich: Viele speisen Sparer immer noch mit Mini-Zinsen ab.
- Doch es gibt auch Lockvogel-Angebote für den flexiblen Sparer, der mit seinem Geld schnell von Bank zu Bank wechseln will.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wehrten sich die Sparkassen und Banken, wenn Sparer zusätzlich Geld zu ihrem Institut auf Konten schaufelten, neue Kunden mit hohen Sparbeträgen wurden sogar abgewimmelt. Denn die Geldinstitute mussten von 2019 bis 2022 erhebliche Strafzinsen auf ihre Rücklagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen – bis zu 0,5 Prozent. Zugleich aber schafften es die Geldinstitute nicht, von all ihren vermögenden Kunden entsprechende Minuszinsen zu nehmen – so wurden die Kundengelder auf Sparbüchern, Tagesgeld-, Festgeld- oder Girokonten zum Verlustgeschäft.
Nun hat sich der Markt gedreht: Für Banken und Sparkassen lohnt sich ihr traditionsreiches Geschäftsmodell wieder, von zahlreichen Kunden viel Spargeld zu relativ geringen Zinsen reinzuholen, um es deutlich teurer an die heimische Wirtschaft, den privaten Häuslebauer oder Warenkonsumenten auszuleihen. So buhlen jetzt mehrere Banken und Sparkassen um die Geldanlagen neuer Kunden, indem sie diese mit Eröffnungsangeboten für Tagesgeld von bis zu zwei Prozent in den ersten Monaten anlocken.
Seit Dezember 2022 zahlt die Sparkasse Oberhausen Zinsen auf Sparbüchern
Sogar die Stadtsparkasse Oberhausen macht ihrem Namen wieder alle Ehre und zahlt seit dem 1. Dezember 2022 wieder Zinsen auf ihr traditionelles Sparbuch „S-Spar Plus“ – 0,2 Prozent. Seit 21. Februar kassieren die Sparer sogar doppelt so hohe Zinserträge – 0,4 Prozent. In gleicher Höhe belohnt die Sparkasse sofort verfügbare Gelder auf ihren Tagesgeldkonten.
Die Sparkassen-Vorstände Oliver Mebus und Thomas Gäng sind überzeugt davon, die Sparkunden gerade in den schwierigen Niedrigzinsphasen sehr fair behandelt zu haben – und jetzt sogar Vorreiter bei den Zinsen zu sein. „Wir haben nur bei ganz wenigen Kunden mit hohem Vermögen Negativzinsen berechnet und waren nun im Dezember eines der ersten regionalen Kreditinstitute, das wieder Guthabenzinsen auf Tagesgelder eingeführt hat“, betont Gäng.
Nun gut. Für Sparer ist es allerdings vor allem entscheidend, wie viel ein Geldinstitut an Zinsen zahlt – und da müssen die Chefs der größten Bank vor Ort durchaus einräumen, gerade so im Mittelfeld zu liegen. Ohnehin kämpfen alle Sparer damit, dass sie bei noch so guter Zins-Angebotslage Realverluste ihres ersparten Geldes hinnehmen müssen – angesichts einer Inflationsrate von gut acht Prozent. Sie können mit Sparerträgen die Schrumpfung ihres Ersparten nur abmildern.
Kein Lockvogel-Angebot für Neukunden von der Stadtsparkasse Oberhausen
Die Stadtsparkasse Oberhausen hat kein Lockvogel-Angebot für Neukunden, aber andere bieten für sehr flexible Sparer nach einem Vergleich des Online-Portals Biallo.de gute Tagesgeld-Zinsen für Geld, das jederzeit verfügbar sein soll. So ist man bei der IKB (Deutsche Industriebank) in den ersten drei Monaten mit 2,25 Prozent dabei, danach erhält man 0,75 Prozent. Die ING zahlt in den ersten vier Monaten 2,0 Prozent, danach mit 0,3 Prozent sogar weniger als die Sparkasse Oberhausen.
Santander und die Targo-Bank, immerhin auch mit Filialen in Oberhausen vertreten, zeigen sich beim Tagesgeld sogar in den ersten sechs Monaten mit 2,0 Prozent und 2,1 Prozent (Targo) recht spendabel, danach rutscht man bei beiden aber ab: auf 0,3 Prozent bei Santander, auf 0,4 Prozent bei Targo. Die Commerzbank zahlt für Tagesgeld-Summen derzeit 0,25 Prozent.
Wer auf sein Spargeld länger verzichten kann, findet bei der Stadtsparkasse Oberhausen nun ebenfalls wieder neue Angebote: Sparkassenbriefe werden für drei Jahre mit 1,80 Prozent, für vier Jahre für 2,0 Prozent und für sieben Jahre mit 2,20 Prozent angeboten. Hier ist allerdings zu beachten, dass die meisten Finanzexperten mit steigenden Zinsen noch im Laufe dieses Jahres rechnen – und deshalb ein zu früher Abschluss eines langfristigen Produktes nicht den möglichen Zinsertrag erwirtschaften wird. Im Angebot hat die Sparkasse auch noch den Verkauf von Festzinsanleihen befreundeter Landesbanken: Hier gibt es für ein Jahr schon 2,0 Prozent, für zwei Jahre 2,25 Prozent, für drei Jahre 2,6 Prozent und für vier Jahre 2,75 Prozent Zinsen.
Drei-Jahres-Sparbriefe gibt es online mit Zinsen von 3,15 Prozent
Diese Werte liegen tatsächlich nur im mittleren möglichen Bereich, wenn man sich durch die Banken-Webseiten und Vergleichsportale wie Biallo.de klickt. Ein paar Beispiele der Filialbanken, die auch in Oberhausen vertreten sind: Die Deutsche Bank bietet bei neuen Einlagen ohne zusätzliche Bedingungen 2,0 Prozent Zinsen für ein Jahr. Die Targo-Bank rückt 1,70 Prozent für ein Jahr heraus, für zwei Jahre bereits 2,0 Prozent und für drei Jahre 2,20 Prozent. Die Santander spendiert zwar neuen Kunden für ein Jahr 2,5 Prozent beim Kauf eines Sparbriefes, allen anderen Kunden allerdings nur 1,60 Prozent für ein Jahr. Die Konditionen für zwei Jahre betragen 2,40 Prozent für Neukunden (1,80 Prozent Stammkunden), für drei Jahre 2,50 Prozent (2,10 Prozent).
Wer nicht auf eine Filiale angewiesen ist, kann bei der PBB-direkt 2,50 Prozent abstauben für eine sichere Ein-Jahres-Anlage, bei der abc-Bank 2,45 Prozent und bei der IKB-Industriebank 2,0 Prozent. Wer das Geld für zwei Jahre entbehren kann, erhält bei der PBB-direkt 3,15 Prozent, bei der abc-Bank 3,00 Prozent und bei der IKB 2,00 Prozent. In der Spitze macht das also bei einer Geldanlage von 10.000 Euro 315 Euro im Jahr an Zinsertrag aus.
Da sich der Markt schnell wandelt, ist es sinnvoll, nach seinen Sicherheits- und Verfügungswünschen selbst Vergleichsportale anzusteuern: So bietet nicht nur das Portal Biallo.de verschiedene Vergleichsoptionen, sondern auch Verivox.de, Check24 oder andere.
Warum zahlt die Stadtsparkasse Oberhausen ihren Sparern nicht höhere Zinsen?
Wenn Banken und Sparkassen für ihre täglich verfügbaren Rücklagen aus den Kundengeldern bei der EZB immerhin jetzt 2,5 Prozent Zinsen erhalten, bleibt die Frage: Warum zahlen die Geldinstitute ihren Kunden nicht mehr Zinsen? Warum rückt die Oberhausener Stadtsparkasse für Tagesgeld-Summen nur 0,4 Prozent heraus?
Zum einen sind die meisten Spareinlagen von 2,2 Milliarden Euro bei der Sparkasse schon gebunden – und in früheren Jahren zu Billigzinsen an Immobilienkäufer und Häuslebauer ausgeliehen. Nach Darstellung von Vorstand Thomas Gäng sind 80 Prozent der Gelder so festvergeben. Für einen weiteren Teil hat sich die Sparkasse selbst Wertpapiere für den Eigenbestand gekauft, nur ein kleinerer weiterer Teil liegt also als Rücklagen bei der EZB – und bringt 2,5 Prozent Zinsertrag ein. Zum anderen muss die Sparkasse natürlich auch ihre Personal- und Filialkosten erwirtschaften – und will zudem ihr Betriebsergebnis von 12,7 Millionen Euro des Jahres 2022 in diesem Jahr zumindest halten.