Oberhausen. Der marode Gartendom in Oberhausen-Osterfeld könnte endlich neu genutzt werden. Und viele, vor allem junge Leute, in den Stadtteil locken.
Oberhausen soll einen modernen Ausbildungs-Campus erhalten, mit einem Wohnheim für junge Menschen, Werkstätten und Lehrräumen. Die Pläne wurden bereits im August vergangenen Jahres bekannt, im November hatte sich die Stadt bereits für einen Wunsch-Standort entschieden: Das Projekt mit dem Titel „Zukunftscampus“ soll in Osterfeld realisiert werden, Herzstück soll der dringend sanierungsbedürftige Gartendom sein. Nun gibt es weitere Details.
In einer Machbarkeitsstudie hat ein Team des Dortmunder Stadtplanungs-Büros Pesch und Partner dargelegt, wie der Gartendom künftig aussehen könnte: In der Mitte der ehemaligen Kohlenmischhalle könnten Praxisflächen entstehen, die die Fachleute als „Sandkisten“ bezeichnen. Hier könnten Auszubildende ganz praktisch das Maurern trainieren, aber auch Prototypen für in Osterfeld entwickelte Baustellen-Roboter testen. Drumherum sehen die Architekten sogenannte Denkräume: Offen gestaltete, etwa durch Glasscheiben abgetrennte Büro- und Seminarräume, Labore und Rückzugsorte. Hier können auch sogenannte Co-Working-Bereiche angeboten werden, in denen Menschen zusammenkommen, gemeinsam arbeiten und sich die technische Infrastruktur teilen.
Den dritten und letzten Bereich innerhalb des Gartendoms nennen die Fachleute die „Transformationszone“. Hinter dem abstrakten Begriff verbirgt sich eine konkrete Idee: Hier soll es Beratungsangebote für die Aus- und Weiterbildung geben. Start-ups sollen hier ihre ersten Büros eröffnen können, zudem könnte es Räume für Messen oder andere Veranstaltungen und ein Café geben. In Stein gemeißelt sind diese Pläne noch nicht, die Stadtplaner haben eine mögliche Raumnutzung entwickelt.
Bauindustrie NRW ist bei den Plänen mit an Bord
Wichtigster Partner für den neuen Campus am Standort Osterfeld ist sicherlich die Bauindustrie, die bereits auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Ausbildungszentrum betreibt. Auch ein kleines Wohnheim ist dort bereits untergebracht. Folgerichtig ist also auch die bautechnische Ausrichtung des geplanten Campus. Mit im Boot, neben der Stadt und der Bauindustrie, sind der Lehrstuhl für Mechatronik und das Institut für Baubetrieb und Baumanagement der Uni Duisburg-Essen.
Jusos: Ausbildungscampus in Sterkrade
Mit einem eigenen Vorschlag zum Ausbildungscampus mischen sich die Oberhausener Jusos in die Debatte um das leerstehende Möbelhaus Finke in Sterkrade ein. Denn dort, zentral am Neumarkt gelegen, soll aus Juso-Sicht der Campus inklusive Azubi-Wohnheim entstehen.
„Wir halten Diskussionen um Zweigstellen der umliegenden Hochschulen für Leuchtturmpolitik“, schreibt Juso-Vorsitzender Tim Tzscheppan dazu in einer aktuellen Mitteilung. „Aber Oberhausen kann die Stadt werden, in denen die Fachkräfte der Zukunft für die Region ausgebildet werden.“ Berufliche Ausbildung und Erwachsenenbildung müssten „neu und revolutionär“ gedacht werden, gerade auch nach der Schließung des Niederrhein-Kollegs.
Für Sterkrade spreche die Nähe zu Betrieben wie MAN und die zentrale Lage am Bahnhof Sterkrade. „Das Finke-Gebäude kann ein Standort für den Neuanfang der Bildung in Oberhausen sein, vielleicht lässt sich mit Bildung ja das Herz von Segmüller erweichen“, meinen die Jusos.
Das Projekt steht und fällt allerdings mit der Finanzierung. Allein für die Sanierung hat die Stadt bereits einen Förderantrag für 3,5 Millionen Euro gestellt – Umbau und Ausstattung für den neuen Campus nicht mitgerechnet. Vorsorglich hat die Stadt noch einen Plan B in der Schublade: Sollte sich der Gartendom aller Wünsche und Anstrengungen zum Trotz nicht zum Campus ausbauen lassen, behält die Stadt die Neue Mitte als alternativen Standort im Auge. So sieht der Masterplan Neue Mitte ein geeignetes Innovationsquartier vor, das dort ansässige Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht könnte als Partner mit einsteigen.
Politik von den Plänen angetan
Bereits im November fand die Politik, damals in der Bezirksvertretung Osterfeld, nur lobende Worte für das Projekt. Dem schlossen sich zuletzt auch Mitglieder des Wirtschaftsausschusses an. „Für den Gartendom bahnt sich endlich eine Lösung an, das finden wir großartig“, sagte etwa Christian Benter (CDU). Über eine „nachhaltige Nutzung und innovative Lösung“ freute sich auch Jörg Bischoff (SPD), der aber auch auf die noch wackelige Finanzierung hinwies: „Da müssen noch viele Zahnräder ineinandergreifen, bevor wir ans Ziel gelangen.“
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