Oberhausen. Die Stadt Oberhausen erarbeitet ein Konzept für einen Ausbildungs-Campus. Hunderte junge Menschen könnten dort künftig wohnen, lernen, forschen.
Bekommt Oberhausen einen großen Ausbildungs-Campus mit Wohnheim, Werkstätten, modernen Co-Working-Spaces und Lehrräumen? Die Stadt erarbeitet derzeit ein passendes Konzept für solch ein Großprojekt, das bis spätestens März nächsten Jahres vorliegen soll. Bis dahin will die Stadtspitze auch mögliche Standorte für den „Zukunftscampus“, so die Sprachwahl der Stadt, ausgemacht haben.
Denkbar ist, eine bestehende Immobilie im Stadtgebiet zu nutzen und den Campus drumherum zu errichten. Aber auch ein Neubau ist nicht ausgeschlossen. Das geht aus den vorläufigen Konzept-Unterlagen hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Oberhausens Strategie-Dezernent bestätigt auf Nachfrage, dass die Stadt an einem solchen Konzept arbeitet.
Auszubildende sollen in Oberhausen wohnen, lernen, forschen
Bis die ersten Auszubildenden an zentraler Stelle in Oberhausen wohnen, lernen und forschen können, wird es aber noch einige Zeit dauern: Fällt die Wahl auf eine Bestandsimmobilie, könnte der Campus frühestens 2026 den Betrieb aufnehmen. Schafft die Stadt tatsächlich, die Finanzierung durch Fördermittel, Sponsoren und Spenden für einen Neubau auf die Beine zu stellen, könnte der Campus nicht vor dem Jahr 2029 öffnen.
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Oberhausen wünscht sich Großes: Der Campus soll möglichst attraktiv sein, Hunderten Auszubildenden Platz bieten und in seiner Art einem Universitätscampus ähneln. Das ist kein Zufall, denn hehres Ziel der Stadt ist es, die Ausbildung in der gesamten Region zu stärken. „Die berufliche Bildung ist eine starke Alternative zum Studium“, sagt Strategie-Dezernent Ralf Güldenzopf. „Sie braucht mehr Wertschätzung und auch mehr Investitionen in Gebäude und Ausstattung.“ Eine Einschätzung, die auch hiesige Unternehmen immer wieder geben: Viel zu viele junge Menschen entscheiden sich für ein Studium, die Ausbildung kommt zu kurz, der Nachwuchs in den Betrieben geht aus.
Ziel: Dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Zielgruppe des Campus sind junge Menschen, aber auch Beschäftigte, die sich weiterbilden möchten, und Unternehmen, denen der Fachkräftemangel schwer zu schaffen macht. „Ausbildung ist der zentrale Schlüssel für Aufstieg, Integration und Wirtschaftswachstum“, sagt Güldenzopf. Ein überregionales Ausbildungs-Zentrum würde Oberhausen und das westliche Ruhrgebiet weit nach vorne bringen.
Er nennt konkrete Beispiele, was auf dem Campus alles möglich sein soll. Etwa: Ausländische Fachkräfte sollen hier wohnen, während sie in Kursen auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Experten wie der Oberhausener Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch fordern seit einiger Zeit, Fachkräfte aus dem Ausland zu werben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Fachkräfte aus der Region und ganz Europa kommen für Schulungen und Weiterbildungen nach Oberhausen.
Zusammenarbeit mit Universität Duisburg-Essen
Oder: Kleine oder mittlere Betriebe der Region, die sich keine eigene Forschungs-Abteilung leisten können, sollen sich mit Wünschen und Problemen an den Campus wenden. Teams aus Auszubildenden, Lehrern und Forschern entwickeln dann Lösungen – etwa Prototypen für Maschinen, die vor Ort in sogenannten Real-Laboren getestet werden. Dafür soll der Oberhausener Campus eng mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer Umsicht zusammenarbeiten. Die Uni Duisburg-Essen ist als Partner bereits im Boot.
Eine weitere Idee: Nach dem regulären Unterricht am Vormittag soll es nachmittags Angebote zur Fort- und Weiterbildung geben, zur Nachhilfe und zur gezielten Projektarbeit. Abends könnte es Vorlesungsreihen zu bestimmten Themen geben – offen für alle Interessierten. Grundsätzlich soll der Campus nicht abgeschottet sein, sondern sich in Stadt und Region öffnen. Unternehmen sollen zudem von Anfang an Partner des Ausbildungs-Campus sein und beispielsweise eigene kleine Standorte auf dem Areal eröffnen – mit der Ausbildung im Fokus.
Wasserstoff-Technologie könnte Teil des Zukunftscampus sein
Inhaltlich setzt die Stadt unter anderem auf moderne Stadtentwicklung: Bauen und Handwerk stehen im Fokus – und zwar unter den Aspekten Nachhaltigkeit, Klimaanpassung und Digitalisierung. Mit dem Ausbildungszentrum der Bauindustrie in Osterfeld und dem Forschungsinstitut Fraunhofer Umsicht hätte Oberhausen hier schon zwei starke Partner. Aus- und Weiterbildungen im Sozialwesen, also für Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen und im Offenen Ganztag könnte es ebenso geben. Möglich, aber noch nicht abschließend geprüft, sind die Bereiche Tourismus und Freizeit, Logistik und Gesundheit.
Zudem verfolgt die Stadt seit vergangenem Jahr den Plan, einen Wasserstoff-Campus in Oberhausen auf die Beine zu stellen. Auch dieser könnte Teil des großen Zukunftscampus werden.