Oberhausen. Die Oberhausener Feuerwehr will mehr Frauen für den Beruf begeistern. Das ist äußerst schwierig. Trotzdem steht die Wehr bundesweit sogar gut da.

Zwei Prozent – das ist die aktuelle Frauenquote bei der Oberhausener Feuerwehr. Was nach wenig klingt, ist überraschenderweise aus dem Blickwinkel der Brandschützer sogar eine große Errungenschaft. Von einer „kleinen Erfolgsstory“ spricht der stellvertretende Feuerwehrchef Dominik Steger im Oberhausener Gleichstellungsausschuss. Denn im bundesweiten Vergleich stehe Oberhausen mit seinen zwei Prozent ziemlich gut da. Betrachte man Deutschland als Ganzes, liegt die Frauenquote nämlich nur bei einem Prozent.

278 Mitarbeitende gibt es bei der Berufsfeuerwehr in Oberhausen im Wachdienst – nur fünf davon sind Frauen. Sie bekämpfen Brände, retten Katzen aus Bäumen, tauchen, arbeiten im Rettungsdienst und werden zu Verkehrsunfällen gerufen. Es sei ein abwechslungsreicher Beruf, wirbt Steger. Aber eben auch einer, der sportliche Fitness verlangt. Alleine die Ausrüstung der Feuerwehrleute mit Helm und Atemschutzgerät wiegt etwa 30 Kilogramm. Und jeder Feuerwehrmann sowie jede Feuerwehrfrau muss in der Lage sein, in dieser Ausrüstung eine Person in Not zu retten, womöglich tragen oder ziehen zu können. Wer bei der Feuerwehr arbeiten will, muss daher einen Sporttest bestehen. Und an diesem sind viele am Feuerwehr-Beruf interessierte Frauen in der Vergangenheit gescheitert.

Neuer Sporttest ist nur eine von mehreren Maßnahmen

Denn der Sporttest orientierte sich vor allem an den körperlichen Voraussetzungen der Männer und war auf Kraft ausgerichtet. Die Sporthochschule Köln habe daher eine geschlechtsneutrale Prüfung entwickelt, berichtet Steger. „Frauen können diesen Test – mit einer gewissen Vorbereitung – gut meistern.“ Der alte Test habe es „fast unmöglich“ gemacht, dass Frauen diese Hürde überwinden und zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Doch die überarbeitete sportliche Eignungsprüfung ist nur eine Maßnahme, die die Oberhausener Feuerwehr ergriffen hat, um die Frauenquote zu steigern. 2022 verteilte sie Flyer, vorrangig in Oberhausener Sportvereinen und Fitnessstudios, die gezielt Frauen ansprachen, mit dem Slogan „Jetzt sind wir am Zug“. Es gab außerdem eine Facebook-Kampagne und einen Infoabend, an dem 30 Frauen teilnahmen.

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Und die Maßnahmen zeigen Erfolg: Bei den Bewerbungen lag der Frauenanteil nun bei zehn Prozent. In den vorherigen Jahren lag er stets zwischen vier und sieben Prozent. Das Auswahlverfahren bestanden haben letztlich aber nur zwei der Bewerberinnen, eine tritt ihre Stelle tatsächlich an. Die Zweite entschied sich für ein anderes Angebot.

Dominik Steger ist stellvertretender Feuerwehrchef in Oberhausen.
Dominik Steger ist stellvertretender Feuerwehrchef in Oberhausen. © Gerd Wallhorn / Funke Foto Services

Steger hofft, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen auch zukünftig Frauen für den Beruf begeistern können. „Vielen ist nicht bewusst, dass man hier sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten hat“, hebt er die Vorzüge hervor. Der Job biete ständig neue Herausforderungen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde verstärkt in den Blick genommen und – ein weiterer Vorteil – Sport sei Teil der Arbeitszeit.

Gemischtes Team bringt Vorteile mit sich

Ausschussvorsitzende Louisa Baumann (Grüne) lobt wie viele andere der anwesenden Politiker und Politikerinnen das Engagement der Feuerwehr, fragt aber auch, inwiefern Transpersonen bei der Akquise neuer Mitarbeitender mitgedacht werden. „Den Fall hatten wir noch nicht“, sagt der stellvertretende Feuerwehrchef. „Unser Ziel ist, alles gendergerecht auszustatten.“ So solle es perspektivisch etwa keine Gemeinschaftsumkleiden und -duschen oder Gruppenschlafräume mehr geben. „Die Feuerwehr hat sich weiterentwickelt und ist toleranter geworden“, lautet seine Einschätzung.

Dass ein gemischtes Team für alle bereichernd sein kann, zeigt sich offenbar schon jetzt. Steger hebt zum Beispiel die Problemlösungskompetenz seiner weiblichen Kolleginnen hervor. „Sie gehen sorgfältiger an Probleme heran“, ist sein Eindruck. „Da haben sie den männlichen Kollegen etwas voraus.“