Oberhausen. Mit gesunden Leckereien hofft ein neuer Marktstraßen-Händler auf Erfolg. Was er anders machen will als andere und warum es ihm gelingen könnte.

Leuchtend bunt liegen Früchte, Obst und Gemüse vor dem klitzekleinen Ladenlokal auf der mittleren Marktstraße aus. Clementinen neben Birnen neben Pflaumen. Dazwischen auch Exotisches wie Papaya oder Drachenfrucht. Verkauft werden sie von Remzi Can Yiğit, einem Neuling unter den Innenstadt-Händlern. Der junge Mann führt eine Tradition fort, denn zwölf Jahre lang war bereits an dieser Stelle „Südfrüchte Günter Bednarz“ zu finden. Nun ist Remzi Can Yiğit voller Tatendrang ins Frische-Geschäft eingestiegen. Seine Hoffnung auf Erfolg ist begründet, denn er hat sich nicht nur sehr gut vorbereitet, ihm wurde auch das Unternehmertum mit in die Wiege gelegt.

Es macht Freude, Remzi Can Yiğit bei der Arbeit zuzusehen. Wie er mit seiner grünen Schürze draußen bei den Früchten steht, immer wieder freundlich grüßend und plaudernd. Wie er flink, aber unaufdringlich zur Stelle ist, wenn jemand an seiner Auslage stehenbleibt. Beim Abwiegen und Verkaufen fragt er nicht, ob man nicht dieses und jenes mitnehmen will. Dabei hätte der 30-Jährige einiges anzupreisen. Neben Blumenkohl, Champignons und Maronen stehen in Vitrinen frisch gemachte Smoothies und in Plastikdosen abgefüllte Nüsse und Datteln. Gesunde Leckereien, wohin man blickt.

Erfolgsrezept: Ein Sortiment, das sich abhebt

„Sechs Wochen lang haben wir hier renoviert“, erzählt Yiğit, der das Geschäft zusammen mit seiner Frau, seiner Cousine und seiner Schwägerin betreibt. Man kann kaum glauben, dass das Mini-Ladenlokal so viel Arbeit gekostet hat. Doch es war schon lange nichts mehr gemacht worden und Yiğit wollte es perfekt haben. Mit neuen Fliesen und Edelstahl-Einrichtung. „Ohne die darf man nicht selbst Waren abfüllen und verkaufen“, erklärt er. Doch die naturbelassenen Snacks zum Mitnehmen – nicht günstig, aber besonders – wollte der ausgebildete Altenpfleger auf jeden Fall anbieten. Es soll ein Sortiment sein, das sich abhebt.

„Ich kaufe alles jeden Morgen frisch auf dem Großmarkt in Düsseldorf“, erzählt Yiğit. „Unsere Eier sind vom Bauern Möllenhof.“ Das Wichtigste für ihn: Qualität. „Ich kaufe teuer ein, aber dafür kann man meine Clementinen auch nächste Woche noch essen.“ Was Dellen hat, gehe nicht mehr über die Ladentheke. „Das nehme ich lieber mit nach Hause zum Kochen oder mache Smoothies daraus.“ Bei „Südfrüchte Oberhausen“, wie das Geschäft nun heißt, isst das Auge mit. Dass das nicht günstig ist, weiß Yiğit nur zu gut. Und auch das Publikum auf der Marktstraße ist ihm nicht fremd. Lebt er doch seit seinem zweiten Lebensjahr gleich um die Ecke.

Harte Zeiten in der Kindheit formten den Geschäftssinn

Bei all der harten Arbeit, die der eigene Laden für ihn bedeutet, hat Remzi Can Yiğit stets sein Vorbild vor Augen: Ein Früchtehaus in Düsseldorf, das einem Freund gehört. Bei dem hat er gearbeitet – und gelernt. Wie man erfolgreich ein Geschäft aufbaut, hatte er da schon längst aus nächster Nähe beobachtet: Seine Familie hat einst ein Restaurant geführt, den „Wiener Wald“ an der Elsässer Straße, und besitzt nun eine Fahrschule. Yiğit ist froh, dass sein Bruder den Job bei Papa im Büro übernommen hat, so kann er seinen Traum von der eigenen Selbstständigkeit leben.

Es ist erst einige Wochen her, dass Yiğit Neueröffnung gefeiert hat, er ist noch voller Optimismus. Von einem Untergang der Marktstraße will er nichts hören. Vielleicht liegt es daran, dass seine eigene Geschichte die eines Aufstiegs ist. „Wir hatten auch harte Zeiten“, erzählt das Kind türkischer Einwanderer. „Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als wir an der Kasse Waren zurücklegen mussten, weil wir sie uns nicht leisten konnten.“ Das ist zum Glück Vergangenheit. Eine Kundin nähert sich. „Ihr Laden ist sehr schön geworden“, lobt sie. Remzi Can Yiğit strahlt übers ganze Gesicht.