Oberhausen. Hoffnungsvoller Neustart mitten in der Krise: Ein Händler von der Marktstraße versucht sein Glück mit einem zweiten Laden.
An der Marktstraße / Ecke Elsässer Straße herrscht Aufbruchstimmung. Und die kann die Einkaufsmeile mit verblasstem Glanz weiß Gott gut gebrauchen. Am Samstag, 10. Dezember, feiert ein neues Geschäft seine Eröffnung: „Trendycon“ soll mit Damenkleidung das Innenstadt-Angebot bereichern. Die Inhaber haben nicht nur beträchtlich in ihr Ladenlokal investiert, sie stellen auch hohe Ansprüche an ihr Sortiment. Und setzen somit großes Vertrauen in die Zukunft der Marktstraße.
Yağmur Alikoç ist kein neues Gesicht in der City. Seit zwölf Jahren schon verkauft er in seinem Geschäft an der Marktstraße 125 mit dem originellen Namen „Avantgardeast“ Bekleidung für Herren. Nach dem Aus für das traditionsreiche Schmuckgeschäft „Schmiemann Design“ hat er das Ladenlokal angemietet und komplett renoviert für sein neues Projekt: „Trendycon“, eine Adresse für Frauen von 15 bis 65, wie er sagt.
An den Bügeln hängen lässige Kapuzenpullover mit Snoopy-Print, aber auch gewagt enge Kleider, glänzende Abendgarderobe und mehrere Teile in angesagter Lederoptik. „Das ist Kleidung wie bei Zara oder Bershka“, erklärt der 43-Jährige sein Konzept. „Die gleiche Qualität der Modeketten, aber günstiger.“
Von Istanbul nach Oberhausen: topaktuelle Fast Fashion
Den größten Teil seines Sortiments bezieht Alikoç aus der Türkei. Seine Geburtsstadt Istanbul ist ein bedeutendes Zentrum der Textilindustrie. Hier entstehen in schneller Abfolge die trendigen Kollektionen vieler Modemarken. Bei ihm seien sie nur nicht mit den bekannten Labeln ausgestattet, sondern tragen die türkischen Namen der Herstellerfirmen. Alikoç ist überzeugt davon, dass seine Kleider, Röcke, Blusen und Hosen in der Oberhausener Innenstadt gut ankommen werden. Es sei keine Billigware, aber dennoch erschwinglich. Und topaktuell, wie seine Schwester Selcen Güler hinzufügt. Sie hat zusammen mit ihrem Mann Ilhan, der als stiller Teilhaber bei „Trendycon“ eingestiegen ist, die Ware in Istanbul eingekauft und nach Deutschland geschickt. Jetzt helfen sie beim Auspacken, Etikettieren und Dampfbügeln für die Eröffnung am Samstag.
City-Händler hätte sich Unterstützung von der Stadt gewünscht
Die Entwicklung auf der Marktstraße beobachtet Yağmur Alikoç seit Jahren durch die Scheiben seines Schaufensters. „In letzter Zeit gibt es viele Eröffnungen und Schließungen, das wundert mich“, sagt er. Nachdem 2004/2005 so viele Geflüchtete aus Syrien in die Stadt gekommen sind, sei nach langem Stillstand richtig Leben in die Straße gekommen. Die von vielen kritisierten zahlreichen Barbier-Salons und Imbissbuden hat der Geschäftsmann, der 2007 nach Deutschland kam, als belebend fürs Geschäft empfunden.
Auch in Zukunft, so glaubt er, kann die Marktstraße es schaffen, dass man hier gerne einkauft. Dafür hat er viel Geld investiert und will es auch weiter tun. Er wünschte sich jedoch vonseiten der Stadt ein ebenso großes Engagement. So habe er eine Förderung für sein zweites Geschäft beantragt, aber nicht bekommen – für ihn aus fadenscheinigen Gründen. „Die Stadt will doch die Innenstadt attraktiver machen“, sagt er, „dafür muss sie auch etwas tun.“
Unterstützung hat Yağmur Alikoç dann von seinem Vermieter erhalten. Axel Schmiemann, Inhaber des gleichnamigen Uhrengeschäfts an der Elsässer Straße und zugleich erster Vorsitzender der City-Werbegemeinschaft, gewähre ihm eine reduzierte Miete für die ersten zwölf Monate. Dafür sei er sehr dankbar. Schmiemann wiederum ist hellauf begeistert über den Einsatz des Geschäftsmanns. „Der Laden ist toll geworden“, lobt er. Das freut ihn für die Innenstadt, „wo ich mein Herzblut habe“. Und bestätigt ihn in der Entscheidung, sich mit dem richtigen Nachmieter Zeit zu lassen: „Ich hätte auch längst schon an eine Shisha-Bar oder noch einen Barber-Shop vermieten können.“
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