Oberhausen. Die Kelly Family holt beim weihnachtlichen Konzert in Oberhausen den Nachwuchs auf die Bühne. Bei einem Song singen besonders viele Fans mit.

Dieses Geschenk geht wirklich ans Fan-Herz! Das weihnachtliche Konzert der Kelly Family am Mittwochabend hat noch nicht allzu viele Umdrehungen absolviert, da geht in Oberhausen ein lauter, wohliger Seufzer durch die Reihen der 6800 Fans.

Joey Kelly bittet in der Rudolf-Weber-Arena die „Next Generation of the Kelly Family“ auf die Bühne - und kündigt damit seine 16-jährige Tochter Lilly an. Das Vermächtnis der musikalischen Großfamilie wird fortgeführt. Papa Joey: „Meine Eltern wären stolz darauf!“ Und er selbst scheint es auch zu sein.

Lilly Kelly sang schon im vergangenen Jahr ein TV-Duett mit Deuschrock-Veteran Peter Maffay, taucht seit einiger Zeit immer wieder bei den Kellys auf - und wirkt im Kreis der wuseligen Verwandtschaft fast noch etwas schüchtern. Der Teenager singt mit feiner Stimme „Ich bin da“. Eine Ballade, die eigentlich Maite Kelly geschrieben hat. Und die Fans schmelzen dahin.

Kelly Family: Der Doppeldecker-Bus rattert noch auf der Leinwand

Bevor jemand fragt: Die Dekade der einheitlichen Gewänder, mit denen die Kellys Anfang der 1990er-Jahre noch als Straßenmusiker am Kleinen Markt in Sterkrade aufgetreten sind, ist vorbei - aber nicht ausradiert. In nostalgischen Momenten rattert der markante Doppeldecker-Tourbus in körnigen Videoaufnahmen über die Arena-Leinwand. Und die Familie hockt musizierend einig vor dem Kamin-Feuer.

Mit Kathy, Patricia, Jimmy, John, Joey und Paul tritt nur noch ein Bruchteil der Großfamilie gemeinsam auf. Einstige Jugend-Stars wie Paddy Kelly (nun erwachsen: Michael Patrick Kelly), Angelo Kelly und Maite Kelly beschreiten Solo-Karrieren mit wechselnden Genres wie Rock-Pop und sogar deutschem Schlager.

In Oberhausen rollen sie dagegen den typischen Kelly-Mix im weihnachtlichen Gewand aus: Irischer Folk und schnurrender Pop wechseln sich mit Festtags-Liedern ab. Und wenn bei „Alle Jahre wieder“, „Kling Glöckchen“ und „Leise rieselt der Schnee“ die 6800 Fans zum post-weihnachtlichen Singen die Handylichter schwenken, ist das schon ganz großes Lametta.

Kelly Family: Süßlich wie Marzipan-Brot, wärmend wie ein Adventskranz

Süßlich wie Marzipan-Brot, wärmend wie ein voll entzündeter Adventskranz: Die Kellys nutzen mehr als zwei Stunden Konzert für viele Mutmach-Botschaften. Sie widmen der im vergangenen Jahr plötzlich verstorbenen Schwester Barby Kelly den Song „Hold my Hand“ und hauchen ihrem Lied „Break Free“ neues Leben ein.

Dazu glänzt bei „We wish you a merry Christmas“ ein animierter Weihnachtsbaum auf der Leinwand - und es schießen in Zusammenzuck-Lautstärke plötzlich schmucke Fontänen aus Glitzer-Girlanden in den voll besetzten, bestuhlten Innenraum. Dazu rieselt leise der Kunstschnee von der Hallendecke herunter. Dem Zufall überlassen die Kellys nichts.

Sagen wir fast nichts. Der letzte, voll besetzte Zuschauerblock vor der Bühne wird von der Arena plump mit einem Baustellen-Flatterband geteilt. Ein Stimmungskiller auf Sichthöhe. Das wirkt dann ungefähr so stimmungsvoll wie die Weihnachtsgans von einem Pappteller zu futtern.

Kelly Family: Joey Kelly rockt die Arena zwischen zischenden Feuersäulen

Was ist mit den großen Familien-Hits? Alle da! Beim rockigeren Arrangement zu „Why, why, why“ muss einem um Joey Kelly zwischen all den am Bühnengraben entzündeten Feuersäulen fast schon Bange werden. Den höchsten Mitsing-Faktor erzielte freilich die Allzeit-Hymne „An Angel“, mit der sich die Kellys 1994 stolze 27 Wochen in den deutschen Charts breit machten. Und sogar in Japan zu Hitparaden-Ehren kamen.

Deutlich mehr als 20 Songs lauschen die Anhänger in Oberhausen - einige von ihnen sind sogar als weihnachtliche Kobolde verkleidet. Die Musik der Kellys war immer schon Geschmacksache. Damals wie heute. Doch neue und alte Fans verlassen die Halle mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Die Show trifft den Nerv.

Patricia Kelly bedankt sich gefühlt bei jedem einzelnen Fan: „Wir wissen das zu schätzen, in einer Zeit, in der alles teurer wird und auch die Konzert-Karten viel Geld kosten.“ Es wirkt nicht daher gesäuselt, sondern authentisch.

>>> Lange Warteschlangen an der Arena-Kasse

In der Rudolf-Weber-Arena sorgte die Kelly Family am Mittwoch für das letzte Konzert des Jahres 2022. In der Multifunktionshalle geht es erst am Samstag, 21. Januar 2023, mit dem Gastspiel von Ralf Schmitz und damit einem Comedian weiter.

Beim Kelly-Konzert benötigten Konzert-Besucher vor dem ersten Akkord allerdings ziemlich viel Geduld. Zumindest traf es Anhänger, die noch etwas an den Kassen zu erledigen hatten. Hier bildeten sich im Nieselregen bis zum Konzertstart ungewöhnlich lange Warteschlangen.