Oberhausen. Der Auflauf von Stars besitzt bei „Night of the Proms“ in der Arena Oberhausen Kult-Status. Doch diesmal schwingen traurige Zwischentöne mit.
Wieso auf mehrere Konzert gehen, wenn ein Klangauflauf reichen kann? Die Reihe „Night of the Proms“ hat sich über Jahrzehnte als vielseitiger Musik-Hybrid gezeigt. Klassik und Pop sowie bekannte Musiker aus beiden Welten zelebrieren einen rassigen Ringelpiez. Am Sonntag, 27. November, spielen ab 18 Uhr wieder die Instrumente in der Rudolf-Weber-Arena. Restkarten gibt es ab 67 Euro.
Die gemischte Musik-Wundertüte muss man den Oberhausenern wahrlich nicht mehr vorstellen. Vor 22 Jahren reiste „Night of the Proms“ erstmals neben das Centro Oberhausen. Damals noch mit dem Handy-Hersteller Nokia als namensgebendem Sponsor im Schlepptau.
"Night of the Proms" steuert seit 2000 die Arena Oberhausen an
Beim ersten Oberhausen-Gastspiel machte der vor wenigen Wochen verstorbene US-Rapper Coolio („Gangsta’s Paradise“) mit dem Deutsch-Pop-Mädchen Nena („99 Luftballons“) und der britischen Reggae- und Popband UB40 („Red Red Wine“) gemeinsame Sache. Ein Beweis dafür, dass völlig unterschiedliche Genres zu einem durchaus stimmigen Konzert vereint werden können.
Während sich andernorts allzu wagemutiger Genre-Crossover eher als Kassengift zeigte, meldeten die „Night-Promer“ meist ausverkaufte Hallen. Der britische Komponist und Musiker John Miles fungierte bis zu seinem Tod im vergangenen Dezember sozusagen als bindender Kitt dieser ungewöhnlichen Mischung. Seine 1976er-Hymne „Music“ beinhaltete Klavier, Streicher, typische Rock-Zutaten - und wurde als stetig wiederkehrende Klammer bei den Shows von „Night of the Proms“ immer wieder live gespielt. Daher werden diesmal in Oberhausen auch traurige Zwischentöne mitklingen, wenn Miles erstmals nicht mehr dabei ist.
Das Line-up schallt trotzdem üppig wie eh und je. Da hätten wir zum Beispiel Kool & The Gang, die den Glitzer der Disco-Zeit aus den 1970er-Jahren mitbringen. Songs wie „Celebration“, „Get down on it“ und „Ladies Night“ haben Musik-Geschichte geschrieben.
Amy Macdonald bringt nach so viel Funk auch eine Portion schottische Bodenständigkeit. Dass dies auch deutsche Ohren berührt, zeigt sich daran, dass die Singer-Songwriterin mit ihren Alben „A curious Thing“ und „Life in a beautiful Light“ hierzulande an die Spitze der Album-Charts kletterte.
"Night of the Proms": Nik Kershaw bringt „The Riddle“ mit
Wer Nik Kershaw hört, hat vielleicht weich gezeichnete Strichmännchen vor Augen. Sein Musikvideo zum Hit „Wouldn’t it be good“ könnte man als Prototyp des 1980er-Jahre-Synth-Pop-Sounds und dessen passende Optik ins Museum stellen. Das wäre allerdings viel zu schade, denn die Songs gehen auch heute noch gut ab. Sein 1984er-Hit „The Riddle“ feierte 15 Jahre später durch die Computer des italienischen DJs Gigi D’Agostino ein populäres Comeback.
Ansonsten stehen mit Carol Decker, der Frontfrau der britischen Pop-Band T’Pau, und dem kalifornischen Singer-Songwriter Matt Simons durchaus vielseitige Musiker im Aufgebot. Die Saxofonistin Yolanda Brown gilt in der Jazz-Szene als Ausnahmetalent - und ist ebenfalls an Bord.
„Night of the Proms“ ohne ein Orchester, das wäre schon wie ein Western ohne Pferde. Das Antwerp Philharmonic Orchestra und der Chor unter der Leitung der Dirigentin Alexandra Arrieche sorgen für instrumentale und stimmliche Vielseitigkeit.
>>> Erst Nokia, dann Aida - mittlerweile solo
Die Konzert-Reihe „Night of the Proms“ geht auf die Konzerte von „Last Night of the Proms“ in der Londoner Royal Albert Hall zurück. Dies ist ein Abschlusskonzert einer Sommerkonzert-Reihe der BBC. Belgische Studenten entwickelten daraus schließlich die Tour-Abende, die Klassik und Pop vereinten.
Zunächst trat der Handyhersteller Nokia als Sponsor auf - bis 2010. Danach stand der Kreuzfahrt-Anbieter Aida für drei Jahre als Unterstützer im Tour-Namen. Seit 2014 ist „Night of the Proms“ ohne Sponsoren-Zusatz unterwegs.