Oberhausen. Die Kinderklinik in Oberhausen versucht, das Beste aus dem Fest zu machen. Doch in diesem Jahr wird es wegen des RS-Virus besonders schwer.
Von den Decken hängen selbstgebastelte Sterne über Essenswagen und Krankenbetten. Darunter eilen Pflegerinnen und Pfleger zu den Zimmern. Am Ende des Ganges steht ein Tannenbaum, im Spielzimmer kleben an den Scheiben Schneemänner. Es ist Weihnachten, selbst in der Kinderklinik des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen.
Der 24. Dezember ist auch im Krankenhaus ein besonderer Tag. Denn gegen die Magie des Weihnachtsfestes können selbst Krankheiten wenig ausrichten. „Gegen Nachmittag wird es ein bisschen heimeliger. Der Verkehr draußen wird ruhiger, es wird dunkel“, beschreibt Krankenpflegerin Regina Nowacki die Stimmung. Sie hat Erfahrungen gesammelt: Die 54-Jährige macht schon seit Jahren die Weihnachtsschicht.
RS-Virus und Influenza erschweren Besuche an Heiligabend
In diesem Jahr wird Weihnachten aber ganz anders. Heiligabend im Krankenhaus, das bedeutete auch an diesem Ort immer Trubel: Verwandte und Bekannte kamen, um Kind und Eltern zu besuchen. Manchmal wurde die Gitarre für die Weihnachtslieder rausgeholt, in den Spielzimmern rückten Krankenpflegerinnen und Patienten enger zusammen. „Da haben wir auch mal die bettlägerigen Kinder vor die Tür geschoben“, erinnert sich Nowacki. Weihnachtsfreude, unter allen Umständen.
Diesmal allerdings geht das krisenreiche Jahr mit einer weiteren Krise zu Ende. Das RS-Virus, eine für Kleinkinder gefährliche Atemwegserkrankung, breitete sich in den vergangenen Wochen rasant aus. Zusammen mit der echten Grippe sorgt das Virus für eine hohe Auslastung von Personal und Betten. „Das wird nicht abreißen“, sagt Stationsleiterin Claudia Reintsch. „Kinder, die mit Sauerstoff versorgt werden, können nicht einfach entlassen werden.“ Die Kinderstationen werden vermutlich voll sein. Besuch kann wegen der Ansteckungsgefahr nur eingeschränkt stattfinden. „Wir werden dieses Jahr wohl nicht singen können“, sagt Sandra van Meegen (46) vom Erziehungsdienst, die sich um die festliche Stimmung kümmert.
Krankenhaus will so viele Kinder wie möglich bis Weihnachten entlassen
Die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten erfordert viel Kraft vonseiten des Personals. Auch an Weihnachten. „Die Medikamentengabe hört ja nicht auf, nur weil Weihnachten ist“, sagt Reintsch. Sie hätte es gerne anders. Normalerweise bemühe sich die Kinderklinik, so viele Kinder wie möglich bis Weihnachten zu entlassen. Damit sie das Fest zu Hause mit ihrer Familie verbringen können.
Derzeit liegen hauptsächlich Kleinkinder in den Zimmern und werden behandelt. So klein, dass ihnen die Vorstellung von Weihnachten fehlt, berichten die Pflegerinnen. Die Älteren allerdings würden schon mal nachfragen, wie das denn sei mit Weihnachten. Ob man noch rauskäme und wenn nicht – kann man dann doch ein bisschen feiern?
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Kann man. Auch unter diesen Bedingungen. Das Gute: An Weihnachten finden keine geplanten Operationen statt. Das Personal kümmert sich gemeinsam um festliche Stimmung. Das Licht wird gedämpft, es wird weihnachtliche Musik gespielt, der Caterer dekoriert das Essen weihnachtlich. Und: Geschenke gibt es auch. Von den Besuchern, aber oft auch Kleinigkeiten von Spendern: von Müttern und Vätern, die selbst einmal mit ihren Kindern das Krankenhaus besuchen mussten. Oder von Firmen, die an die Kinder in der Klinik denken.
Weihnachten im Krankenhaus: Es passieren auch kleine Wunder
Manchmal passieren auch Wunder. Nicht so wie in Hollywood, aber so ähnlich. „Im letzten Jahr haben zwei Schülerinnen einen riesigen Sack mit Geschenken vor die Tür gestellt“, erinnert sich Nowacki. Niemand im Krankenhaus habe davon gewusst. Weil eines der beiden Mädchen im Krankenhaus gelegen hatte, initiierte sie eine Spendenaktion und kaufte davon Geschenke. In diesem Jahr wollen sie kurz vor Weihnachten wiederkommen, diesmal angekündigt.
Natürlich werden auch an Weihnachten Kinder geboren, dieses Glück erleben die Pflegerinnen der Geburtsstation. Leider sterben auch Kinder an Weihnachten. „Zum Glück kriegen wir das nicht mit“, sagt Reintsch. Kinder, die sich in einem kritischen Zustand befinden, werden auf der Intensivstation behandelt.
Manchmal spielen sich unglaubliche Szenen ab. „Ich erinnere mich an ein Weihnachten, da lagen auf unserer Station drei Säuglinge“, erzählt Nowacki. „Weil sie die einzigen Patienten waren, haben wir sie alle in ein Zimmer geschoben. Zusammen mit den Eltern haben wir dann Weihnachten gefeiert.“
Vielleicht bietet ja selbst dieses Weihnachten noch Platz für ein kleines Wunder.
Wer an Weihnachten einen Patienten im EKO besuchen will, braucht nicht mehr zwingend einen Test einer offiziellen Stelle. Ab dem 23. Dezember reicht ein Selbsttest von Zuhause. Wegen des hohen Infektionsgeschehens dürfen Patienten derzeit nur eine Person pro Tag für 30 Minuten empfangen.