Oberhausen. Es sollte ein Aushängeschild für Oberhausen werden - und wurde bisher zum Alptraum. Nun könnte das Bauprojekt auf Schacht IV vor dem Aus stehen.
Im Jahr 2023 eröffnet in Oberhausen eine Pflegeeinrichtung mit 80 Plätzen – so optimistisch hat es der städtische Pflege-Planungsfachmann Frank Kegelmann kürzlich im Sozialausschuss angekündigt. Eine erfreuliche Nachricht, wie auch die Politikerinnen und Politiker fanden. Doch ob das Seniorenheim tatsächlich öffnen kann, scheint fraglich. Denn der Investor, die KLG Projektentwicklungs GmbH, hat beim Amtsgericht Kleve bereits im Mai 2022 Insolvenz angemeldet.
Schon vor einem Jahr hieß es, dass der Bauträger KLG Projektentwicklungs GmbH Finanzierungsschwierigkeiten habe. Da hatten sich die Bauarbeiten schon um Jahre verzögert. Auf dem Gelände der ehemaligen Osterfelder Zeche am Schacht IV sind neben der Pflegeeinrichtung auch Einfamilienhäuser, Wohnungen in der alten Waschkaue und ein sanierter, unter Denkmalschutz stehender Förderturm mit Arztpraxen und Büros geplant. Ihren Anfang nimmt die Idee bereits im Jahr 2011. Doch bis heute sind nicht alle Gebäude bezugsfertig – obwohl sie zum Teil schon verkauft sind. Einige Käuferinnen und Käufer warten seit Jahren darauf, endlich einziehen zu können.
Stadt Oberhausen wird selbst nicht finanziell einspringen
Das Gebäude, in dem die Pflegeeinrichtung ihren Betrieb aufnehmen soll, sieht immerhin von außen fertig aus. Ob dort allerdings schon in ein paar Monaten Seniorinnen und Senioren betreut werden können, steht in den Sternen. Der Betreiber Kursana kündigt auf seiner Internetseite zwar die Neueröffnung für das erste Halbjahr 2023 an. Auf Nachfrage, ob es einen genauen Termin gibt und warum sich dieser so lange verzögert hat, schreibt uns eine Sprecherin des Unternehmens aber: „Aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens des Gebäudeinvestors können wir Ihre Fragen aktuell nicht beantworten. Am Standort Oberhausen würde Kursana gerne festhalten.“
Die Stadt Oberhausen zeigt sich indes überrascht von der Insolvenz des Investors. Kegelmann habe im Sozialausschuss lediglich seinen aktuellen Kenntnisstand mitgeteilt, heißt es aus der Pressestelle. Wie es mit dem Bauprojekt und insbesondere mit der geplanten Senioreneinrichtung nun weitergeht, ist offenbar unklar. Klar ist aber, dass das Rathaus selbst nicht finanziell einspringen wird. Auch „über dritte mögliche Investoren ist der Stadt nichts bekannt“.
Insolventer Gebäudeinvestor ist nicht erreichbar
Ist das gesamte Bauprojekt also geplatzt? Die Stadt verweist darauf, dass es sich um „ausschließlich privatwirtschaftliche Problemstellungen“ handelt. Die KLG Projektentwicklungs GmbH selbst beantwortet unsere Fragen auch nicht. Am Telefon erklingt die Ansage: „Wir sind urlaubsbedingt nicht persönlich erreichbar.“ Die Stimme verweist auf eine „Ihnen bekannte E-Mail-Adresse“ für Notfälle. Diese Adresse ist im Internet nicht zu finden, unserer Redaktion liegt aber eine vor. Auf unsere Mail und die Frage, wie es mit dem Oberhausener Projekt weitergeht, erhalten wir jedoch keine Antwort. Und auch die ehemalige Internetseite des Unternehmens gibt es nicht mehr.
Das Amtsgericht Kleve bestätigt die Insolvenz der KLG Projektentwicklungs GmbH. Bereits am 27. Mai 2022 sei das Verfahren angeordnet worden. Eröffnet sei es bislang aber noch nicht. Im Insolvenzregister tauchen noch zwei weitere Unternehmen auf, die augenscheinlich mit dem Oberhausener Bauprojekt auf Schacht IV betraut – und insolvent sind: „Schacht IV: Turm Grundstücks- und Vermietungsgesellschaft mbH & Co. KG“ und „Schacht IV: Zuhause Grundstücks und Vermietungsgesellschaft mbH & Co. KG“. Nicht nur die Namen legen einen Zusammenhang nahe. Laut Insolvenzregister werden sie durch die ARC Projektgesellschaft mbH vertreten, die die gleiche Anschrift und den gleichen Geschäftsführer hat wie die KLG Projektentwicklungs GmbH.
Rechnung ist bis heute offengeblieben
Dass die KLG Projektentwicklungs GmbH im Laufe des Projekts neue Gesellschaften gegründet habe, kann Wilhelm Hausmann bestätigen. Der Kreisvorsitzende der Oberhausener CDU hatte als Architekt das Konzept für das geplante Aushängeschild der Stadt mitentwickelt, die Bauanträge gestellt und den Bebauungsplan begleitet. Alles sei gut kalkuliert gewesen, sagt er. „Wie man das gegen die Wand fahren kann, ist mir ein Rätsel.“
Kontakt zum Bauträger hat Hausmann nicht mehr. Leider. Denn eine Rechnung ist bis heute offengeblieben. „Große Hoffnung haben wir nicht, dass die noch beglichen wird.“ Trotz allem will Hausmann aber nicht davon sprechen, dass das Vorzeigeprojekt Geschichte ist. Er hofft darauf, dass sich jemand findet, der es nach allem Ärger doch noch zu einem positiven Abschluss bringt.