Oberhausen. Kein Stadttheater kommt ohne einen dicken Steuerzuschuss aus. Das Theater Oberhausen macht keine Ausnahme, wird allerdings immer teurer.
Den Start des Theaters Oberhausen unter der neuen Intendanz von Kathrin Mädler in diesem Herbst haben kürzlich die Kulturpolitiker der Stadt ausgiebig gelobt: Die ersten sechs Premieren zeichneten sich durch künstlerische Qualität und recht hohen Zuschauerzuspruch (über 3300 Besucher von August bis Oktober 2022) aus, den nicht nur Politiker in der Amtszeit des früheren Intendanten Florian Fiedler so schmerzhaft vermisst hatten.
Der Erfolg des Schauspiels ist in einer so hoch verschuldeten Stadt wie Oberhausen allerdings auch dringend erforderlich – denn der Betrieb des Hauses mit 130 Beschäftigten kostet viel Geld. Und wird durch anvisierte Lohnsteigerungen und hohe Energiekosten noch viel teurer. So planen Kathrin Mädler und Verwaltungsdirektorin Doris Beckmann in der nächsten Saison 2023/24 mit einem Kostenvolumen von gut 13 Millionen Euro.
Bezahlt wird dieser dicke Betrag trotz einer Preiserhöhung Anfang 2022 nur zu einem äußerst geringen Teil von den Zuschauern selbst: 260.000 Euro sollen nach dem Finanzplan im Laufe der Saison an Eintrittsgeldern kassiert werden. An weiteren Einnahmen kommen noch rund eine halbe Million Euro zusammen – das Theater Oberhausen generiert also gerade einmal rund 750.000 Euro an Einnahmen zur Deckung der 13 Millionen Euro an Ausgaben im Jahr selbst.
Wer bezahlt dann die Mischung aus geistiger Anregung, Unterhaltung und künstlerischem Hochgenuss? Das geht aus dem neuesten Wirtschaftsplan des Theaters für die Saison 2023/24 hervor, den der Hauptausschuss kürzlich gegen die Stimmen der AfD abgesegnet hat. Demnach bauen die Theaterchefinnen auf Landeszuschüsse von insgesamt 1,8 Millionen Euro. Den Rest muss Kulturdezernent und Kämmerer Apostolos Tsalastras aus seinem städtischen Haushalt kratzen: 9,9 Millionen Euro sind dafür eingeplant – doch dieser Betrag wird nach realistischen Szenarien des Theaters nicht ausreichen.
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Wegen der Energie- und Personalkosten meldet die Theaterleitung schon einmal vorsorglich im aktuellen Wirtschaftsplan einen Mehrbedarf von 700.000 bis einer Million Euro für die nächste Saison an. „Wir spüren wie andere auch fast täglich den Anstieg der Preise, beim Einkauf von Dienstleistungen und Materialien“, erläutert die Theater-Finanzexpertin Doris Beckmann im Gespräch mit der Redaktion. „Jahrelang ist der Sachkostenetat stabil geblieben. Dies konnte das Theater noch intern bei fast null Prozent Inflation auffangen, doch das ist jetzt nicht mehr möglich.“
Belastet das Theater die Stadtkasse also künftig mit 10,5 bis 10,9 Millionen Euro? Und die Steuerzahler insgesamt also mit über zwölf Millionen Euro?
400 Plätze im Großen Saal des Theaters nur selten ausverkauft
Das ist ohne Frage viel Geld für ein Stadttheater, das bisher selten alle 400 Plätze im Großen Saal des Hauses am Will-Quadflieg-Platz ausverkauft hatte. Doch relativiert wird diese Summe, wenn man auf die Gesamtausgaben der Stadt Oberhausen für 2023 schaut: Tsalastras kalkuliert hier erstmals mit Ausgaben von über einer Milliarde Euro, exakt 1050 Millionen Euro. Das Theater kostet die Stadt also 1,04 Prozent der Gesamtausgaben. Allein für die Zinsen der rund zwei Milliarden Euro Schuldenlast der Stadt muss Tsalastras drei Mal so viel einplanen wie für das Theater Oberhausen: 32,3 Millionen Euro.
Doch nicht nur der laufende künstlerische und technische Betrieb des Theaters kostet viel Geld. Auch das Theatergebäude selbst, immerhin über hundert Jahre alt, sorgt für Aufwendungen, die eine Stadt wie Oberhausen kaum schultern kann. Für die neue Bühnentechnik, den Brandschutz, die Gebäudeautomation und die Ertüchtigung der Gastronomie fließen seit 2020 immer neue Summen in die städtische Immobilie – insgesamt werden es bis 2023 rund zwölf Millionen Euro sein: Folge einer Sparpolitik der vergangenen Jahrzehnte, die Investitionen in Gebäude vernachlässigte.