Oberhausen. Oberhausen gehört zu den Ruhrgebiets-Städten mit den meisten Schuldnern. In einem Bereich im Stadtgebiet ist die Quote besonders hoch.

Der finanzielle Druck besonders auf die ohnehin ärmeren Oberhausenerinnen und Oberhausener steigt gefühlt täglich an. Die Kosten für Strom und Gas sind explodiert, die Inflation treibt Preise fürs tägliche Leben in die Höhe, die Tafel kann den Andrang von verzweifelten Menschen kaum noch bewältigen. Die Aussichten sind nicht gut: In seinem aktuellen Schuldner-Atlas stuft der große Inkassodienstleister Creditreform zumindest einen Teil von Oberhausen in die Liste „Worst of Ruhrgebiet“ ein – die Stadt gehört zu den Kommunen mit den meisten überschuldeten Menschen.

Dabei ist die Schuldner-Quote an sich noch leicht gesunken, von 13,52 Prozent im Jahr 2021 auf nun 13,28. Diese Quote beschreibt das Verhältnis der überschuldeten Personen zur Anzahl der Einwohner über 18 Jahren. 23.280 Menschen in der Stadt sind überschuldet. Ein Schuldnerbrennpunkt macht den Analysten dabei die meisten Sorgen: Besonders hart trifft es Menschen, die im Postleitzahlenbereich 46045 leben. Der Bereich gehört zu den 20 schuldenreichsten Postleitzahlenbereichen in der Region. Der knapp vier Quadratkilometer große Bereich umfasst die Gebiete Altstadt-Mitte und -Süd, Dümpten, Marienkirche, Schlad, Stadtmitte und Styrum. Knapp 30.000 Menschen leben dort.

Schwere Erkrankung führt zu Schulden

Arbeitslosigkeit ist und bleibt der häufigste Grund, warum sich Menschen verschulden und im schlimmsten Fall irgendwann ihre Rechnungen überhaupt nicht mehr zahlen können. So ist es wenig verwunderlich, dass im PLZ-Bereich 46045 besonders viele Menschen wohnen, die ihren Lebensunterhalt mit Sozialleistungen bestreiten müssen. Allein in der Innenstadt liegt ihr Anteil bei über 37 Prozent. Das geht aus dem Oberhausener Sozialstrukturatlas hervor.

Einen fast genau so hohen Anteil haben Menschen, die aufgrund einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls nicht mehr arbeiten können und dadurch in die Schuldenfalle geraten. Im vergangenen Jahr war laut Creditreform eine Erkrankung in mehr als 18 Prozent der Fälle der Grund für eine Überschuldung. 2015 waren es noch 13,5 Prozent.

Rasant gestiegen ist der Anteil derer, die zwar einem Beruf nachgehen, dabei aber so wenig verdienen, dass sie Schulden machen müssen. 2015 war ein längerfristiges Niedrigeinkommen in nur rund drei Prozent der Fälle Grund für eine Überschuldung. In diesem Jahr liegt der Anteil bereits bei 11,5 Prozent. Die Zahl hat sich binnen sieben Jahren also fast vervierfacht.

Ruhrgebiet schneidet schlecht ab

Menschen geraten aber auch dann in finanzielle Schieflage, wenn sie sich von einem Partner trennen oder der Lebenspartner verstirbt. Statistisch gesehen sind dann vor allem Frauen betroffen, die fortan mit Unterhaltszahlungen oder einer geringen Witwenrente auskommen müssen. Alleinerziehende Frauen sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Aber: Bei der Schuldensumme liegen die Männer vorn, das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Das Ruhrgebiet schneidet im Vergleich zu NRW und erst recht im Vergleich zum Bundesgebiet bei der Analyse besonders schlecht ab. Dennoch verzeichnen die Finanzexperten seit 2021 eine leichte Entspannung, in den meisten Ruhrgebietsstädten ist die Quote wenn auch nur leicht zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr fällt dieser Rückgang jedoch deutlich geringer aus.