Oberhausen. Rätselhafter Fall für die Kriminalpolizei: Seit Wochen ermittelt sie, ob und wie ein Oberhausener entführt und als Geisel gehalten wurde.
Ein merkwürdiger Fall beschäftigt die Polizei und Staatsanwaltschaft seit mehreren Wochen – betroffen und mutmaßlich Opfer einer schweren kriminellen Tat: ein 24 Jahre junger Oberhausener. Sieben tatverdächtige Männer sollen ihn angeblich aus Oberhausen entführt und mehrere Tage lang, vom 7. bis 11. April, also fünf Tage lang, in verschiedenen Wohnungen in niederrheinischen Städten gefangen gehalten haben. Hintergrund der Entführung soll sein, dass der 24-Jährige den Tatverdächtigen Geld geliehen und nicht rechtzeitig zurückgezahlt hatte. Es handelt sich dabei um mehrere Tausend Euro.
Deshalb ermitteln seit der zweiten April-Woche die Kriminalpolizisten aus Mönchengladbach und aus Essen. Sie verzeichnen dabei auch erste Erfolge: Die Beschuldigten konnten identifiziert werden, vier von ihnen wurden per Haftbefehl der Staatsanwaltschaft festgesetzt. Der Ermittlungserfolg sei möglich gewesen, weil die Tatverdächtigen aus dem persönlichen Umfeld des Opfers stammen, berichten die Staatsanwälte aus Mönchengladbach und die Essener Polizei in einer Pressemitteilung. Die Beschuldigten sind zwischen 20 und 33 Jahre alt.
Entführer sollen massiv gedroht haben
Angezeigt hatte den etwas rätselhaft anmutenden Fall der 32-jährige Bruder des Opfers. Er marschierte bereits am 8. April zu einer Oberhausener Polizeiwache und meldete die Entführung. Sehr vorsichtig soll er formuliert haben: Er habe über seine Familie erfahren, dass sein jüngerer Bruder zurzeit durch unbekannte Täter möglicherweise ins Ausland verbracht worden sei. Tatsächlich ließ sich bisher aber nur feststellen, dass sich der 24-jährige Oberhausener in verschiedenen Wohnungen in Mönchengladbach und Jüchen aufgehalten hat. Ob er auch ins Ausland, in die Niederlande oder nach Belgien verschleppt worden ist, ist bisher unklar. Bei den Ermittlungen ließen die Staatsanwälte zwischen dem 8. April und dem 23. Mai insgesamt 14 Wohnungen in Mönchengladbach, Jüchen und Linnich durchsuchen – auch mit Hilfe der Spezialeinsatzkräfte.
Die Entführer sollen ihrem Opfer gedroht haben, ihn schwer zu verletzen. Dessen Familie forderten die Täter nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei dann in der Zeit der Entführung auf, das geschuldete Geld endlich zu zahlen – und verliehen dieser Forderung Nachdruck, indem sie den 24-Jährigen mit Gegenständen traktierten.
Die Staatsanwaltschaft hat nun allerdings bei den vier festgesetzten Tatverdächtigen den Haftbefehl wieder außer Vollzug gesetzt bzw. aufgehoben. Die Ermittlungen dauern noch an.