Oberhausen. Einmal im Jahr erfahren die Bürger in Oberhausen, wie viel öffentliches Geld als Gehalt an die Manager der städtischen Gesellschaften fließt.
Die Schweden sind es seit Jahrzehnten gewohnt: Wer wissen will, wie viel Einkommen der Nachbar im Jahr verbuchen darf, schaut einfach ins Steuerkataster, das jährlich aktualisiert wird und für jeden zugänglich ist. Finanziell ist jeder Schwede damit völlig transparent – das soll die Steuermoral heben, denn so fällt schnell auf, wenn Gutverdienende und Prominente nur geringe Steuern auf ihr Einkommen zahlen. Tageszeitungen veröffentlichen ganze Listen von den reichsten Schweden oder der lokalen Prominenz.
Auch interessant
In Deutschland mögen es nicht besonders viele Menschen, wenn ihre Gehaltsabrechnung mit ihrem Bruttogesamtlohn bekanntwerden würde – über Geld redet man selbst im Freundeskreis, ja sogar in der eigenen Familie oft kaum. Wer allerdings aus öffentlichen Kassen zum Topverdiener geworden ist, muss sich seit mehr als einem Jahrzehnt gefallen lassen, dass sein Einkommen in den Beteiligungsberichten der Kommunen erwähnt wird.
Oberhausener Gehälter im Beteiligungsbericht auf sieben Seiten aufgelistet
Und so erfreut sich die Liste für die Gehälter der wichtigsten Gestalter des Stadtgeschehens großer Beliebtheit – zumindest bei den Leserinnen und Lesern. Wie viel verdient der Oberbürgermeister? Wie viel verdienen die Geschäftsführer der Dienstleistungstöchter Wirtschaftsbetriebe Oberhausen, Stadtwerke Oberhausen (Stoag) oder des Eigenbetriebs SBO (Servicebetriebe Oberhausen)?
Auch interessant
Im Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen sind auf 451 Seiten vor allem die Daten und Fakten der wirtschaftlichen Entwicklung von gut 40 Tochtergesellschaften der Kommune aufgeführt – doch auf sieben Seiten im hinteren Bereich findet man die Gehälter der Stadtmanager und die Aufwandsentschädigungen für die Aufsichtsräte, meist Lokalpolitiker. Der Bericht wurde gerade erst veröffentlicht, die Zahlen beziehen sich auf das vergangene Jahr 2021.
Betrachtet man die neuesten Zahlen, dann ist auffällig, dass so einige Stadtmanager weiterhin mehr Geld verdienen als Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU). Er ist zum zweiten Mal im Herbst 2020 von der Mehrheit der Bürger zum Stadtoberhaupt gewählt worden – und ist nicht nur Repräsentant von ganz Oberhausen, sondern auch Chef der 2800 Stadtbediensteten. Sein Verdienst in Höhe von 172.000 Euro brutto plus Nebenverdienst von knapp 22.000 Euro aus Aufsichtsratsmandaten ist nun wahrlich nicht schlecht, doch im Vergleich zu den Spitzengehältern der Sparkassen-Führungsebene und des Vorstandes der halb städtischen, halb EON gehörenden Energieversorgers EVO kassiert der Christdemokrat deutlich weniger.
Energie- und Geldbranche besonders lukrativ in Oberhausen
Am lukrativsten ist es im öffentlichen Bereich immer noch, sich für den Beruf in der Energie- oder Geldbranche zu entscheiden – und sich dann durch Fleiß, Talent und Netzwerken ganz nach oben zu arbeiten. So gehören EVO-Manager Hartmut Gieske und die Sparkassen-Vorstände Oliver Mebus und Thomas Gäng zu den Spitzenverdienern. Sie alle erhalten auf ihrem Gehaltszettel mehr als 300.000 Euro brutto im Jahr. Mebus und Gäng sind das mit ihren 345.000 Euro und 307.000 Euro quasi gewohnt, Gieske allerdings überspringt erstmals die magische 300.000-Euro-Grenze.
200.000-Euro-Jahreseinkommen erreichen die Geschäftsführer der Müllverbrennungsanlage GMVA, der Geschäftsführer der Stoag (Werner Overkamp), Christan Basler als Technischer Vorstand der EVO und Bernd Hell als Geschäftsführer der Oberhausener Netzgesellschaft, der für ein halbes Jahr Arbeit über 100.000 Euro einnimmt.
Auch interessant
Im Vergleich dazu müssen all diejenigen, die im meist hochdefizitären Bereich der Kultur den Menschen Freude und geistige Anregungen bringen, den Gürtel enger schnallen: Ob der frühere Theater-Intendant Florian Fiedler, die erfolgreiche Gasometer-Chefin Jeanette Schmitz oder Lars Henrik Gass, der Geschäftsführer der international berühmten Kurzfilmtage von Oberhausen – sie alle müssen mit 110.000 bis 130.000 Euro Jahreseinkommen vorliebnehmen.
OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt verdient über 210.000 Euro
Eine besondere Spezialität bietet der über Jahrzehnte so mächtige Geschäftsführer der Stadttochter „Oberhausener Gebäudemanagement GmbH“ (OGM): Hartmut Schmidt zog über lange Zeit nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich die Fäden in dieser Stadt; wer auch immer unter dem einstigen Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks der eigentliche Oberbürgermeister war.
Davon profitiert Schmidt bis heute, obwohl die OGM bereits Anfang 2021 zur Mini-Gesellschaft mit einem Mini-Team schrumpfte und die Aufgaben der OGM weitgehend durch den neuen Servicebetrieb SBO übernommen worden sind. Schmidt ist nun zwar Manager ohne Einfluss und erkennbare Arbeitsfülle; durch einen langjährigen Arbeitsvertrag verdient er aber immer noch gleichbleibend viel wie früher: 216.000 Euro. Bestandschutz deluxe sozusagen.
Keine Liste der Pensionshöhen und der Dienstwagen
Der aktuelle Beteiligungsbericht der Stadt Oberhausen für das Jahr 2021 enthält neben den Vergütungen der Geschäftsführer, Aufsichtsräte und Vorstände städtischer Unternehmensbeteiligungen auf 451 Seiten auch die Geschäftsberichte der über 40 Oberhausener Beteiligungsfirmen – mit allen wichtigen Kennzahlen, Rückblicken und Prognosen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung.
Im Unterschied zum Beteiligungsbericht der Stadt Essen weist der Oberhausener Beteiligungsbericht im siebenseitigen Vergütungsbericht 2021 (Seiten 426 bis 432) bedauerlicherweise nicht die Dienstwagen-Regelung und Pensionsaufwendungen für die Stadtmanager aus. Allerdings sind auf diesen Seiten auch sämtliche Aufwandsentschädigungen für die Aufsichtsratsmitglieder notiert.